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Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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deutlich, daß ihr Verhalten der Anfang vom Ende sein konnte. Aber auch diese Ahnung ließ sie gleichgültig.
    Plötzlich fielen ihr eine Unmenge Situationen ein, der ihren nicht unähnlich, die sie in Live-Illusionen gesehen oder gelesen hatte. Sie lächelte.
    In vielen Handlungen gab es Katastrophen, ohne sie kamen die Autoren kaum aus. Helden hatten sich in außergewöhnlichen Gefahren zu bewähren…
    Aber ich kann mich an keine solche Situation erinnern, in der einer allein war auf einem winzigen, lebensfeindlichen Mineralbrocken, auf der einen Seite schwer zugänglicher Kristalldschungel, auf der anderen kompakte Metallmischungen und Erze… Aber bewährt haben sie sich alle, diese Helden.
    Meist war aber da ein stählerner Kommandant oder Leiter mit unfehlbaren Entscheidungen. Und alle hatten sie ein doppeltes Studium absolviert, mindestens.
    Ich wette, die hätten bereits einen Plan, wie sie hier wieder wegkämen.
    Ich werde niemals einen haben – weil es keinen geben kann.
    Ich habe auch nicht studiert. Feldoperator – was ist das schon? Wo gibt es hier schon ein Feld, und was sollte man damit anfangen? Nicht mal ein lumpiges Magnetfeld hat dieser Bolid.
    Robina fühlte sich abgespannt. Der dumpfe Schmerz in ihrem Kopf
war einem bohrenden Pochen in den Schläfen gewichen. Und soweit
sie sich erinnern konnte, waren dies die ersten Kopfschmerzen in ihrem
Leben, beträchtliche Kopfschmerzen.
Der Medikamentenkoffer liegt im Beiboot.
Wenn schon.
Ich könnte ihn holen…
    Robina fühlte sich außerstande, einen Entschluß zu fassen.
    Sie verabreichte sich erneut eine Sauerstoffdusche, blieb lang ausgestreckt sitzen, obwohl ihr der Rücken zu schmerzen begann.
    Dann ließ sie sich auf die Seite fallen, schloß die Augen, spürte das dumpfe Pochen in den Schläfen, und sie schlief ein.
    Sie erwachte, weil sie meinte, ihr zerspränge der Kopf. Ohne die Lage zu verändern, drückte sie abermals die Sauerstofftaste, aber nur einen Augenblick lang spürte sie Linderung.
    Dann sah sie zur Uhr und erschrak: Nur knapp zwei Stunden waren vergangen, seit sie die Arbeit beendet hatte. Ihr kam es vor, als hätte sie Tage so gesessen und gedöst.
    Was soll erst werden, wenn sich Stunden zu Tagen, zu Monaten, zu Jahren summieren…
    Robina legte sich auf den Rücken, starrte in das Gewölbe, jetzt in fingernagelgroße honiggelbe Nester Topase.
    Die Zeit wird mich erschlagen… Was ich auch immer tue, es ist sinnlos, alles sinnlos. Schluß! Ich mache Schluß! Ihre Rechte ertastete den Ring des Helmverschlusses. Wie spielerisch begann sie zu drehen. Dann spürte sie, wie die Sicherung ausschnappte. Abschneiden das Seil! Warum erst qualvoll schwingen!
    Dann war es Robina, als blickte sie durch ein Kaleidoskop. Bunte Bilder wechselten, scheinbar zusammenhanglos, aber das folgende entstand stets aus dem vorhergehenden.
    Landschaften, sonnenüberstrahlt, zogen vorbei, der Kaukasus, die Hohe Tatra, Alpen, der Niagara – alles Gegenden, die sie von der Evolutions schule aus besucht hatten.
    Noch niemals waren die Bilder so deutlich aus Robinas Erinnerung getaucht. Ihr war, als spürte sie den Duft der Wälder und Almen, als benetzte ihr der Wasserstaub die Haut.
    Sie sah sich mit Freunden das Zeltgestänge umklammern, als Sturm die Plane blähte, lachend, mit nassen Haarsträhnen über dem Gesicht. Dann befand sie sich plötzlich im Institut. Willfart, der Lehrfreund mit steilen Falten auf der Stirn: „Noch fünfzig Jahre wird es dauern, bis wir die großen Felder im Griff haben. Und wenn ihr Küken euch nicht anstrengt, dauert es noch länger! Dann wird es nichts mit dem Fliegen über zehn Lichtjahre. Mehr als sechs Leute kriegen wir mit dem, was wir bisher können, nicht über acht Jahre!“ Er übertrieb wie so oft! Wie weit sie jetzt wohl sind?
    Ich hätte vielleicht noch einiges geschafft. Es wäre schon etwas gewesen, so ein Hyperfeld zu steuern…
    Dann sah sie plötzlich den Bruder, Ed, wie er lächelnd den Kopf schüttelte, als sie ihn beschwor, nicht auf den Mars zu gehen, auch einmal an sich zu denken.
    „Gerade“, hatte er gemeint, „weil ich an mich denke. Mit dieser Rükkenverletzung kann ich hier nicht mehr arbeiten. Hier bin ich ein Krüppel, dort beinahe vollwertig. Robi, solange ich krauchen kann, will ich auch zu etwas nütze sein. Und gerade von dir hatte ich geglaubt, daß du mich verstehst. Oder willst du, daß ich versauere? Na, siehst du! Und daß du mich brauchst, Schwesterchen, glaubst du wohl selber

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