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Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Bündel glitzernder Gipsnadeln zerstiebte. Gleichgültig rückte Robina die Kanister mit dem Fuß zurecht.
    Die Lumineszenzstrahlung drang nur gedämpft durch die Wände.
    Die Höhle zog sich etwa fünfzig Meter tief in das Kristallgebirge hinein, wurde allerdings nach hinten zu immer flacher. Dort standen die Stapel der Behälter: Sauerstoff und alle möglichen Konserven. Robina sah sich prüfend nach Geräten um: ein Brenner, die Einmannschleusenkabine draußen, drei Raumanzüge… Dazu das, was im Wrack lag. Die Kabine!
    Robina ging nach draußen.
    Was hatte Frank gesagt? Wenn sie nicht von Meteoriten beschädigt werden soll, muß sie in die Grotte. Nur, der Eingang erwies sich als viel zu eng. Ihn zu erweitern sollte die letzte Arbeit auf dem Boliden werden.
    Robina stand vor dem Container, der drei Meter lang, zweieinhalb Meter breit und zwei Meter hoch war. Und sie empfand schmerzlich, daß dieser Quader aus Plaststoffen und Metall das einzige sein könnte, das ihr die Illusion irdischer Geborgenheit erzeugen konnte; ein Leben ohne Raumanzug in fünfzehn Kubikmeter heimischer Atmosphäre, wenn auch umgeben von Ventilen, Instrumenten und Behältern… Mechanisch öffnete Robina die äußere Schleusentür. Sie ergriff wie schlafwandlerisch das dort bereitstehende primitive Handwerkszeug und schleppte es zum Eingang.
    Wenig später hieb sie mit einer Spitzhacke unkonzentriert auf die Kristalle links und rechts vom Eingang ein. Sie war alsbald umhüllt von einer Wolke aus Staub und Splittern, aber sie hatte nur einige häßliche Schrammen in die Wände gekratzt.
    Als ihre Hände den Stiel der Hacke beinahe nicht mehr zu halten vermochten und sie spürte, wie ihre Kräfte nachließen, begann sie vernünftiger zudenken. Vom Schrämen hatte sie etwas gehört. Sie holte den Brenner und schmolz in Abständen von zehn Zentimetern Schlitze in die Brocken. Die dazwischenliegende Kristallsubstanz brach sie mit der Hacke heraus.
    Robina achtete nicht auf die Zeit. Sie arbeitete verbissen, spürte eine grimmige Genugtuung, wenn Stück für Stück die Wand einbrach und so der Eingang breiter wurde. Sie vernachlässigte primitivste Sicherheitsregeln, erfaßte nicht, daß von oben größere Kristallbrocken – ihrer Stütze beraubt – auf sie herabstürzen konnten…
    Nach etlichen Stunden war der Eingang so groß, daß die Kabine hindurchpassen mußte.
    Robina stand davor, das Meßband in der Hand, und erst jetzt wurde ihr bewußt, daß sie nicht in der Lage sein würde, trotz der geringen
    Schwere das Monstrum zu bewegen. Sie ging mit gesenktem Kopf in
die Grotte zurück, das Meßband entglitt ihren Händen…
Wozu das alles…
Wieder drängte sich Robina dieses „Wozu“ auf.
    Sie ließ sich zu Boden sinken. Wie eine kompakte Wand brach Erschöpfung über sie herein.
    Sie sah auf die beiden Behälter, die sie geschleppt hatte. „Lächerlich“, sagte sie laut. Ihre Stimme klang krächzend nach der übermenschlichen Anstrengung. „Es lagerte so viel hier, daß ein einzelner fünfzig Jahre…“
    Robina schauerte zusammen. Um alles in der Welt! Und es wurde ihr mit einemmal bewußt, daß ein solcher Gedanke so irrsinnig gar nicht zu sein brauchte, daß er Realität werden könnte, bitterer Ernst.
    Sie spürte, wie ein Würgen die Kehle hochstieg, wie Schweiß ausbrach, wie sie in Aufruhr, in Panik geriet.
    Sie griff mit beiden Händen an den Kopf, fühlte den Helm, kam sich beengt, eingeschlossen vor. Ich werde wahnsinnig, dachte sie. Robina drückte die Sauerstoff-Nottaste. Das belebende, kühle Gas umspülte das Gesicht. Sie schloß die Augen, atmete tief und – dazu zwang sie sich bewußt – gleichmäßig ein und aus, bis sie langsam ein Schwindelgefühl ergriff. Nicht schlappmachen! Nicht aufgeben! Sie biß die Zähne zusammen.
    Keiner von uns vieren würde aufgeben, das war Vorsatz, ohne daß wir je darüber gesprochen haben.
    Dann, später, fiel Robina ein, daß sie seit etlichen Stunden nichts mehr zu sich genommen hatte, und sie aß eine Kleinigkeit vom Konzentrat, ohne Appetit.
    Sie dachte an die Kabine draußen. Waschen müßte ich mich und die Anzugresorber wechseln. Sie winkte ab. Wozu? – Nachher werde ich das machen.
    Robina verfiel in eine Art Dösen. Sie saß mit weit gespreizten Beinen und lehnte mit dem Rücken an einem Behälterstapel, stierte zur Decke der Druse in einen herrlich goldenen Fleck kubisch kristallisierten Schwefelkieses, ohne ihn richtig wahrzunehmen, und im Unterbewußtsein wurde ihr

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