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Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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wäre. Sie entwarf eine Tabelle mit dem Tagesbedarf an lebensnotwendigen Dingen, sie addierte, zog unvermeidliche Verluste ab, kalkulierte Unvorhergesehenes ein, und dann fiel die Entscheidung bei Sauerstoff: einhundertdrei Jahre!
    Bei den Nahrungsmitteln wurde es schwieriger, da eine abwechslungsreiche Ernährung gewährleistet sein mußte. Robina stellte einen reduzierten und einen optimalen Speiseplan auf und zögerte mit dieser Variantenrechnung die Entscheidung weiter hinaus. Als letzte Position hatte sie sich die Ermittlung der Wasservorräte gelassen.
    Erst der zweite Tag brachte Gewißheit: Das Wasser würde bei sparsamstem Verbrauch, die ständige Regeneration Inbegriffen, fünfunddreißig Jahre reichen.
    Die erste Empfindung nach dem entscheidenden Rechenvorgang war Sarkasmus. Na schön, sagte sich Robina, da hast du mit sechzig ausgedient und – ausgelitten. Zur Halbzeit.
    Sie gestand sich nicht ein, daß die Erkenntnis sie wie eine Keule traf. – Früher, früher einmal schieden die Frauen mit sechzig aus dem Arbeitsprozeß. Noch früher lag die Lebenserwartung der Menschen bei dreißig, vierzig Jahren. Da sind sechzig ein stattliches Alter gewesen. Robina hatte sich zurückgelehnt. Sie stierte auf den Datenraster vor sich, und ihre Gedanken glitten ab…
    Was würden diese fünfunddreißig Jahre auf der Erde für mich bedeuten! Ich würde Kinder haben – zwei. Ich hätte mich bestimmt an die großen Felder gewagt.
    Vielleicht wäre ich bei einer der nächsten Raumexpeditionen wieder dabeigewesen. Vielleicht hätte ich mich aber auch, wenn die Hyperfelder bezwungen wären, zur ersten intergalaktischen Expedition gemeldet, auf Nimmerwiedersehen… Hätte ich das?
    Hätte ich es zuwege gebracht, die Erde freiwillig zu verlassen – für immer? Mit einer großen Gruppe Menschen, vielleicht mit Frank. Wir wären gewiß zusammengeblieben, Frank und ich, nach der Heimkehr. Ganz sicher wäre eine Expedition ausgerüstet worden, wenn die REAKTOM die Kunde von der Existenz der Anderen zur Erde gebracht hätte.
    Robina fiel ein, daß diese Expedition auf alle Fälle stattfinden würde, schließlich war die Nachricht über die Entdeckung auf dem Boliden zur Erde hin abgesetzt worden. Noch zu meinen Lebzeiten werden sie starten – und vermutlich den Boliden niemals finden.
    Das mit dem Stützpunkt war von Stef gut durchdacht worden. Der Bolid als Basis für die Suche nach den Anderen – und unsere überschüssigen Vorräte für die Suchgruppe.
    Nun, für sie wird trotzdem ein Teil übrigbleiben… Aber sie werden nicht herkommen. Ja, wenn wir hier unser Funkfeuer gesetzt hätten und Markierungsbojen unterwegs… Wir hätten ihn dann wiedergefunden. Robinas Blick fing sich wieder am Datenraster. „Fünfunddreißig Jahre – mehr, als ich bisher gelebt habe. Und das ist bereits eine hübsche Weile…“
    Robina fühlte, daß ihr für diesen Zeitraum unter den gegebenen Bedingungen jede Vorstellung fehlte. Ihr wurde schon bang, wenn sie an den kommenden Tag dachte, einen Tag, für den sie noch keinen Arbeitsplan hatte. So genommen, schienen die fünfunddreißig Jahre eine Ewigkeit zu werden. Andererseits konnte sie sich vage vorstellen, daß eine solche Zeitspanne auch verdammt kurz sein konnte, dann, wenn mit der Zeit etwas anzufangen war.
    Was hieß das? „Lebenslänglich!“ Sie sagte es laut. Eine Strafe war das für Schwerstverbrecher, früher. Aber selbst die hatten Kontakt mit den anderen Menschen…
    Robina fühlte, wie sie fröstelte trotz der ausgeglichenen Temperatur in der Kabine. Dann straffte sie sich. „Ha, da brauche ich mit Proviant und Sauerstoff überhaupt nicht zu sparen!“
    Wenig später, kleinlaut, beugte sie sich über den Datenraster und begann, ihre Energiebilanz zu berechnen. Ihr war plötzlich bewußt geworden, daß sich hier die Lebenserwartung noch einmal verkürzen könnte…
    Für diese Bilanz benötigte Robina zwei Tage. Sie kam schlecht zurecht mit dem Rechnen.
    Was der Reaktor noch hergeben würde, ließ sich in etwa ablesen, aber da gab es noch das mechanische Stromaggregat, den dazugehörigen Treibstoff.
    Sie mußte die Sauerstoffbilanz ändern, da sie den Einsatz des Gases bei der Verbrennung herkömmlicher Brennstoffe vergessen hatte. Sie lächelte, als sich dadurch die Sauerstoffspanne von einhundertdrei auf siebenundneunzig Jahre verringerte.
    Schließlich wurde mit einiger Sicherheit klar, daß die Energie, die in der Kabine die Lebensbedingungen garantieren sollte, etwa

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