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Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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drei Aggregate stand im krassen Mißverhältnis zur mäßigen Spurtreue des Fahrgestells – und dazu kam die geringe Schwerkraft. Das Ding begann sich zu drehen!
    Es verging noch ein ganzer Tag, ehe Robina eine Dosiereinrichtung angebaut hatte, die ein gleichmäßiges Arbeiten der drei Düsen gewährleistete. Als sie dabei feststellte, daß vielleicht auch eine Düse ausgereicht hätte, das Vehikel vorwärts zu bewegen, war sie auf ihre Erfindung bereits so stolz, daß sie einen solchen Gedanken mit der Bemerkung abtat, es stehe einem Schöpfergeist wie dem ihren nicht an, eine lahme Ente zu entwickeln.
    Der nächste Tag, der endlich den ersehnten Start brachte, wurde von Robina abermals mit der Reparatur ihres „Eselchens“, wie sie das Mobil liebevoll nannte, vertan.
    Sie hatte die erste Kurve zu eng genommen. Die Fliehkraft hatte sie abgeworfen, das Eselchen war quer über den See galoppiert – glücklicherweise; hätte es die Längsrichtung gewählt, wer weiß, ob Robina es wiedergefunden hätte – und hatte sich – auch das war ein Glücksfall – zwischen zwei Kristallblöcken verfangen, wo es fauchend und an der Verstrebung zerrend hing, als Robina, außer Atem vom schnellen Lauf, die Düsen abstellte.
    Also wurde der Einbau einer Schließfeder nötig, die die Treibstoffzufuhr unterband, wenn Robina den dafür vorgesehenen Hebel losließ. Aber dann war es endlich soweit.
    Robina fand, daß sie in diesen Tagen mehr technisches Können, vor allem aber mehr solchen Verstand erworben hatte als während der vielen Jahre ihrer Ausbildung. Und drauf war sie mächtig stolz.
    Bevor sie losfuhr, gönnte sie sich einige Minuten der Sammlung. Und erst da stellte sie überrascht fest, daß sie während der Arbeit an dem Fahrzeug nicht ein einziges Mal das Erdrückende ihres Schicksals empfunden hatte, nicht einmal Trauer um die Gefährten. Und auch jetzt dachte sie an die Katastrophe wie an etwas, das lange zurückliegt, das keinen unmittelbaren Schmerz mehr auslöst, das kaum noch berührt. Einen Augenblick lang war sie darüber befremdet, doch dann spielte sie am Gashebel. Schnell würde sie die noch am Wrack lagernden Vorräte in die Grotte holen – für die Bilanz.
    Aber zunächst vertat Robina einen Tag, einen Kanister Treibstoff und viel eigene Energie, um ihr Mobil zu erproben. Sie umrundete einmal in Ufernähe den gesamten See, ließ, als sich Fahrroutine einstellte, die Vielfalt der Mineralstrukturen auf sich wirken, war zu drei unfreiwilligen Aufenthalten gezwungen, weil kleine Nachbesserungen und Reparaturen am Eselchen notwendig wurden, erreichte aber wohlbehalten das Beiboot.
    Am nächsten Tag begann Robina mit dem Transport. Und nun bewährte sich – was Robina mit Stolz erfüllte –, daß sie den Antrieb des Eselchens überdimensioniert hatte. Sie band einfach einige Behälter mehr an und schleifte sie hinter sich her.
    Die erste Fahrt zur Grotte wurde ihr zum Vergnügen. Fast hätte sie übermütig Kurven gezogen, sie konnte sich aber gerade noch rechtzeitig beherrschen, eingedenk der Tücken des Gefährts.

    Und dann begann sie zu singen, alles, was ihr gerade einfiel, Volkslieder und Sentimental-Dorths, die modischen – das heißt vor Jahren auf der Erde modernen – schnulzigen Schlager, die ihr normalerweise auf die Nerven schlugen.
    Sie empfand wieder die herbe, eigenartige Schönheit dieses merkwürdigen Himmelskörpers, und ihrer bemächtigte sich ein Optimismus, der die Furcht vor dem Kommenden überdeckte.
    Einmal dachte sie an Vater. Wie er sich wohl hier verhalten hätte? Ob ihn wenigstens diese Situation aus seiner lethargischen Scheinzufriedenheit gerissen hätte oder in die völlige Resignation? Robina glaubte in diesem Augenblick fest daran, daß er wieder der alte, voller Elan und Zielstrebigkeit, werden würde. Und sie nahm sich vor, ihn auf irgendeine Weise vor eine solche Bewährungssituation zu stellen, Ed wird da Rat wissen…
    Na, na, Robi, immer hübsch mit den Füßen unten bleiben! Wie ist es denn dir vor ein paar Tagen ergangen? Mit leichtem Schaudern erinnerte sie sich des Griffs zum Helmverschluß.
    Auch als ihr plötzlich in den Sinn kam, daß sie Vater und Bruder mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr sehen würde, wurde ihre Hochstimmung kaum getrübt; außerdem fuhr sie durch eine Zone von Gebilden, die wie erstarrte Blasen aus der Ebene ragten und ihre gesamte Aufmerksamkeit erforderten.
    Robina zog eine Kurve, um einigen dieser Blasen

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