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Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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auszuweichen. Besorgt sah sie sich um. Die Behälter hopsten hinter ihr her, vertrugen aber offenbar die rauhe Behandlung.
    Würde ein gehöriger Krach sein bei normaler Atmosphäre und Gravitation. Und sie wünschte, sie könnte ihn hören.
    Robina erledigte an diesem Tag den Transport aller Vorräte. In den nächsten beiden Tagen schaffte sie es, das Wrack völlig auszuräumen. Sie hatte alles, was sich abmontieren ließ und einigermaßen brauchbar erschien, zur Grotte befördert.
    Das Eselchen schleppte allerhand Nützliches in diesen Tagen: einen Wasserspalter, einige motorische Werkzeuge, einen kleinen, eigentlich antiquierten Allesfressermotor, den Robina nicht als solchen erkannt hätte, wenn nicht eine Bedienungsanleitung dabeigewesen wäre, eine größere Menge Einschübe für elektronische Anlagen, mit denen sie nichts anzufangen wußte, und einen mit Prägungen verzierten Lederbeutel, der zu drei Vierteln mit einer weichlichen, nachgiebigen Masse gefüllt zu sein schien. Er erweckte Robinas Neugier. Mitten im Kramen und Demontieren setzte sie sich und knüpfte den Beutel auf.
    Robina war überrascht. Es handelte sich zweifelsfrei um von Samenkörnern verschiedener Pflanzen durchsetzte staubtrockene Erde, die, als sie Robina in den Anzug geschleust hatte, einen herben Geruch verbreitete.
    Obwohl kein Zweifel mehr bestand, kostete Robina. „Es ist Erde!“ sagte sie, und sie fühlte sich eigenartig angerührt. Dann schüttelte sie den Kopf, vertrieb die aufkommende Rührseligkeit. „Wer macht denn heute noch so was!“
    Sie betrachtete den Beutel. Er könnte Mandy gehören, sie hat so einen Hang zum Nostalgischen, und sentimental konnte sie auch werden. Keiner sang Dorths so gefühlvoll mit so viel innerer Anteilnahme wie sie, was freilich die mäßige musikalische Begabung meist nicht ganz zu vertuschen vermochte. Wehmut überfiel Robina.
    Mandy! Deutlich sah sie das runde, von krausem kastanienbraunem Haar umrahmte Gesicht der Gefährtin vor sich. Im Gegensatz zum manchmal verträumten Sinnieren, zu den inbrünstigen Gesängen und dem sogar mitunter ein wenig peinlichen Händchenhalten mit Stef half Mandy oft mit trockenem freundlichem Spott, mit einem Rippenstoß und mit unübertroffener Schlagfertigkeit eine Situation klären wie kein anderer der Besatzung.
    Wie sie mich zu Frank geschubst hat! Robina lächelte. Muß mich wohl ziemlich dümmlich angestellt haben damals. „Seht, die Jungfer wird sogar rot!“ Robina war es, als hätte Mandy neben ihr das wiederholt, was sie damals, unmittelbar nach der Begrüßung beim ersten Treff der Besatzung recht taktvoll von sich gegeben hatte. Das war in dem Augenblick geschehen, als Robina erfahren hatte, daß sie zu viert reisen würden, daß Mandy und Stef urlange – wie Mandy sich ausdrückte – befreundet wären und daß jener der Frank wäre, der mit von der Partie sein würde.
    Und dieser Frank hatte Robina ziemlich ungeniert gemustert und dann wie nach dem Abschmecken einer Speise „na ja“ gesagt, so als fehle noch eine Kleinigkeit, als sei aber die Sache im ganzen doch gelungen.
    Schnell legte Robina den Beutel zur Seite und schraubte wieder Verkleidungsteile ab. Sie wollte nicht weiterdenken, sie wollte die in ihr festgebissene geringe Hoffnung, daß die Freunde trotz allem noch leben könnten, nicht durch Grübeleien zerstören.
    Es gelang ihr rasch, sich auf die Arbeit zu konzentrieren.

    Robina benötigte fünf Tage, an denen sie rastlos arbeitete. Sie nahm die Bestände auf, ordnete die Vorräte und stapelte die Behälter so, daß die Grotte nicht wie eine Lagerhalle wirkte. Dann zog sie sich mit den Listen in die Hermetikkabine zurück.
    Sie genoß in einigen Stunden des Nichtstuns die Annehmlichkeiten ohne Raumanzug, doch dann stürzte sie sich in die Berechnungen. Sie hatte ausschließlich einfachste Aufgaben zu lösen, trotzdem tat sie das sehr überlegt und gab dem Kleinrechner nur zögernd die Daten ein. Als sie sich dabei ertappte, lächelte sie, aber sie fühlte, daß sie sich mit diesem Heiterkeitsanflug etwas vormachte. Tief in ihr lauerte Angst. Sie spürte auch, daß es gleichgültig wäre, welches Ergebnis die Rechnerei bringen würde. Reichten die Vorräte hundert Jahre, bedeutete das, daß sich ihre Situation lebenslang aufrechterhalten ließ. Gingen die Reserven eher aus, konnte sie mit – im wahrsten Sinne des Wortes – tödlicher Sicherheit das Ende absehen.
    Im Augenblick wußte Robina nicht zu entscheiden, was ihr lieber

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