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Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Übersichtlichkeit gebot, nicht weniger als vier mal vier Zentimeter je Buchstabe zu verwenden, wodurch also auf den Quadratmeter sechshundertfünfundzwanzig Zeichen und notwendige Leerräume entfielen. Das entsprach etwa neun normalen Schreibrasterzeilen oder – auf der gesamten Wand – dreitausendsechshundert Seiten.
    Robina stöhnte, als das Ergebnis vorlag. „Das müßte fürs erste reichen“, brummelte sie ergeben.
    Mit einemmal spürte sie Angst vor dem gewaltigen Vorhaben. „Was, um alles in der Welt, soll ich da schreiben?“ Sie wurde sich ihrer Verantwortung bewußt. „Mit dem, was ich schreibe, mit diesem Rüstzeug, suchen die Fremden den Kontakt zu den Menschen, beurteilen diese nach meinem Geschreibsel!“
    Robina wurde es unheimlich. „Das schaffe ich nie im Leben“, rief sie laut, und Niedergeschlagenheit bemächtigte sich ihrer.
    Dann spielte sie gedanklich alle möglichen Varianten durch. Sollte sie nach Fachgebieten ordnen und eine Art populärwissenschaftlichen Almanach fabrizieren oder schreiben, wie es ihr einkam, oder nacheinander Herausragendes aufzählen, oder…?
    Und was erfahren sie vom Zusammenleben der Menschen, von deren Problemen?
    Robina glaubte, daß die vielen ihr unlösbar erscheinenden Fragen sie erdrücken, lahmen müßten… Sie gab ihr ursprüngliches Vorhaben, gleich loszuschreiben, auf. „Hier brauche ich – wie bisher zu keiner Arbeit in meinem Leben – ein ausführliches Konzept!“ Dieser Gedanke setzte sich in ihr fest, obwohl Robina von solchem Beginnen noch weit entfernt war. Sie stellte erschrocken fest, daß sie an diesem Tag ihren Vorsatz, gesund und geregelt zu leben, untreu geworden war. Seit drei Stunden schon war Schlafenszeit.
    Auf dem Weg zur Grotte bockte das Eselchen, so daß sie erst nach weiteren zwei Stunden und dann wirklich todmüde zur wohlverdienten Ruhe kam.

    Robina vollbrachte zwei Tage lang nichts Sichtbares. Sie knobelte. Das tat sie auch dann noch, als sie feststellte, daß sich ihre Gedanken im Kreise drehten. Konnte sie, die sich nur für mäßig gebildet hielt, eine solche Verantwortung tragen? Einmal griff sie sogar zur Kügelchenbox, ließ jedoch das Medikament zurückrollen.
    Später ging sie ohne Ziel in die Ebene hinaus und kehrte nach Stunden müde und niedergeschlagen zurück.
    Mehr denn je dachte sie in diesen Tagen an die Erde. Ja, auf einmal, in der Schwärze des Raumes, in dieser Unwirtlichkeit empfand sie, was sie eigentlich in dieser Deutlichkeit nie gefühlt hatte: Selbst auf der Erde hätte sie gegenüber manchen Altersgefährten einen Nachholebedarf gehabt. Theres zum Beispiel hatte bereits vor dem ersten Lehrjahr mit ihren Eltern die halbe Erde bereist, kannte aus eigener Anschauung viel Sehenswertes.
    Robina wurde ein weiteres Mal bewußt, daß es wohl an Vaters späterer Haltung gelegen hatte, daß sie und Ed, überhaupt die gesamte Familie, doch anders gelebt hatten als die meisten. Aber nie hatten sie darunter gelitten. Vielleicht Mutter doch…? Und Ed? Ed ging so auf in der Ausbildung, hatte dort so einen Ehrgeiz entwickelt, daß er keine Versäumnisse beklagte, sicher gar nicht bemerkte.
    Ja, Mutter wird das empfunden haben, schließlich war sie über Nacht gegangen, als sie uns in der EVO versorgt wußte.
    Freilich, die Ausbildung – Exkursionen eingerechnet – war schon prächtig. Aber da war immer die Diskrepanz zwischen den Wünschen und den Möglichkeiten, die der Lehrplan zuließ – wohl ein ewiges menschheitsimmanentes Problem. „Nun, Robi, jetzt würdest du nötig mehr Kenntnisse, mehr Eindrücke von der Erde brauchen. Wenn du noch dort wärst, würde dir deine Halbbildung gar nicht auffallen.“ Mit einiger Bitternis murmelte sie weiter: „Fische, alle Binnenwasserfische kann ich beschreiben und angeben, wie man sie fängt. Dafür hat Vater gesorgt mit seiner Angelei. Für die Anderen dürfte das nur von mäßigem Interesse sein.“
    Robina gab sich einen Ruck. „Das Manko läßt sich eben im Augenblick nicht decken. Entweder ich schreibe etwas auf, oder ich lasse es sein, das ist die Alternative. Doch wenn ich es lasse, bin ich nicht wert gewesen, die REAKTOM besichtigt, geschweige denn an ihrem erfolgreichen Flug – ja, er war erfolgreich – teilgenommen zu haben.“ Eigenartigerweise bereute Robina auch jetzt nicht einen Augenblick lang, sich für die Expedition entschieden zu haben.

    7.

    Nach dreiundzwanzig Tagen, die sie, nachdem sie sich einmal entschlossen hatte, in fiebriger

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