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Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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wogendem Antimedium schnell ausgeglichen werden. Zum Abschied hast du mir auf den Weg gegeben: Mach mir keine Schande, Mädchen! Halt den Sack mit dem Antihel schön zu, wie du es bei Willfart gelernt hast!
    Der Willfart! Und er hätte alle, mich inbegriffen, sicher in den Leistungen übertrumpft – an seine Biostromintensitäten konnte keiner heranreichen. Nur nicht verzetteln hätte er sich dürfen. Bei dieser Arbeit ist vorläufig noch oberstes Prinzip: Nur auf das Feld konzentrieren! Sonst besteht im Ernstfall Lebensgefahr!
    Plötzlich kam Robina ein beklemmender Gedanke. Hatte Frank Anlaß gehabt, unkonzentriert zu sein? Doch wohl nicht. Tiefgreifende Probleme gab es keine…
    Schnell überschlug Robina, ob sie einen Anlaß gegeben hatte, ob sie – vielleicht durch ihre Abwesenheit – bei Frank irgendwelche Emotionen hervorgerufen hatte, die ihn ablenkten, eine Unaufmerksamkeit nach sich zogen, eine tödliche.
    Aber – die Abwesenheit war nichts Besonderes, beunruhigt konnte er dadurch auf keinen Fall sein. Zwischen uns stand nichts.
    Flüchtig erinnerte sich Robina der Zärtlichkeiten, die sie noch am Abend vorher getauscht hatten, wieder beschlich sie Wehmut und – zum erstenmal auf dem Boliden – ein unbestimmtes Sehnen.
    Meine Güte, Frank und ich. Ein lieber Kamerad, aber eben Computersympathici, wir beide. Sicher, Zuneigung entsteht daraus schnell, Liebe, Achtung, das Bedürfnis nach Zärtlichkeiten, aber ohne Höhen und besondere Tiefen, eben wie man miteinander alt wird, wenn man das Altern zwischen sich und der Arbeit teilt. Für eine Raumfahrt ideal. Arnulf Willfart wollte zumindest in dieser Beziehung nichts von Computern wissen. „Ich ziehe meine Kraft aus der Erfahrung“, so oder ähnlich pflegte er anzugeben. Und das Ergebnis: himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Das zehrt an der Denksubstanz. Jedes halbe Jahr neu und stets endgültig entflammt…
    Wie komme ich eigentlich auf Willfart? Ja – irgendwie würde er Zusammenhänge sehen zwischen seiner Lehrtätigkeit und der Tatsache, daß ich imstande bin, so etwas hier zu vollbringen. Auch Donas wäre zufrieden mit mir, aber ohne Selbstsucht.
    Robinas Blick glitt über die Wand. Dabei ist das Halten eines pulsierenden Feldes vom Kraftaufwand her ein Kinderspiel gegen das da! Sie nickte dem Kristall zu. Und erst jetzt spürte sie, wie zerschlagen und ausgepumpt sie war. Auf der Stelle hätte sie einschlafen mögen… Wenn ich so weitermache, dachte sie, schaffe ich die vierunddreißig Jahre gar nicht.
    Wie eine Glocke stülpte sich Erschöpfung über sie. Nur ein paar Tage Pause machen…
    Noch habe ich über dreißig Jahre, doch schon jetzt könnte sich einer ein Bild machen, wenn er das sieht, liest, deutet.
    Zu ihrer Erschöpfung gesellten sich Stolz und eine gewisse Zufriedenheit. Sie übersah die Unzulänglichkeiten in der Darstellung und überging ihre Wissenslücken. Das, was sie geschaffen hatte, kam ihr auf einmal bedeutend vor, als eine Leistung, die nur sie, Robina Crux, zu vollbringen hatte, nur sie…

    8.

    Robina stand zu ihrem Entschluß, ein paar Tage zu pausieren – allein auch deshalb, weil sie das nächste, wie sie meinte, schwerere Vorhaben noch einmal durchdenken wollte.
    Sie schlief an dem darauffolgenden Tag sehr lange, betrieb eine ausgiebige Körperpflege, gönnte sich ungeachtet ihrer Tabelle ein ausgesprochen reichliches Mahl und fuhr dann erneut in Richtung Wrack. Obwohl sich an der Wand, in deren Umgebung und im Raum nichts, aber auch gar nichts geändert hatte, schien bereits aus der Ferne die Fläche heller zu leuchten, wärmer. Robina blieb stehen und schaute, und eine tiefe Befriedigung überkam sie.
    Dann lenkte sie gelöst, beinahe beschwingt, das Eselchen zur Kaskade um und schlug danach, beinahe unbewußt zunächst, mit einem gewissen Trotz den Weg zur Kuppel ein.
    Später machte sie sich vor, daß das doch nicht so wichtig sei, und nahm sich Zeit. Minutenlang stand sie vor besonders schönen Kristallkombinationen und wich öfter vom direkten Weg ab, machte Abstecher und entdeckte einen kopfgroßen Kubus, den sie für einen Diamanten hielt. An einer Stelle, von der aus sie linker Hand bereits einen Teil der Kuppel sehen konnte, legte sie abseits von ihrem gewohnten Weg eine Rast ein.
    Robina lehnte sich an ein Bündel weißlicher Säulen, die – aus kristallisiertem, weichfasrigem Asbest – bequem den Rücken stützten. Vor ihr stand eine Riesentreppe wunderbar ebenmäßiger Pyritwürfel. Dahinter

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