Die Kristallwelt der Robina Crux
Entfernung betrachtet? Auf jeden Fall schien er selbst zu leuchten…
Wie lange haben wir über die Lichtquelle gerätselt! Kaltes Licht dieser Intensität, wozu? Na gut, Frank war der Meinung, es handele sich um einen optischen Orientierungspunkt, mit dem Funkfeuer dazu also um einen elektrooptischen. Und wie wird das Licht erzeugt? Stef hatte behauptet, es sei Lumineszenz.
Robina beugte sich erneut nach unten. „Hast recht gehabt, Stef!“ Traurigkeit überfiel sie. Die Entdeckung stand der gesamten Mannschaft zu. „Der Würfel da unten ist eine Lumineszenzdiode, auch wenn diese Dinger bei uns noch so klein sind, daß sie nur unter dem Mikroskop hergestellt werden können.“
Auf einmal empfand Robina große Ehrfurcht vor dem Wirken der Anderen. Und wieder wurde sie sich des eigenen Unvermögens, ihrer Unwissenheit bewußt. Es kam ihr wie Frevel vor, in diesen Raum eingedrungen zu sein. Sie fühlte jetzt mehr denn je Angst, mit all dem Wunderbaren nichts anfangen zu können oder durch Ungeschick etwas zu verderben. Sie kam sich klein vor angesichts der Lichtflut der fremdartigen klotzigen Maschinerie, und ihre Kritzelei draußen auf der Kristallwand erschien ihr auf einmal lächerlich.
Zaghaft und eingeschüchtert umrundete Robina das Rondell. Sie blieb vor den Nischen mit den unverständlichen Aufschriften und Fensterchen stehen, und sie dachte einen Augenblick lang daran, daß es irdische Forscher gegeben hatte, die aus weit weniger Anhaltspunkten komplizierte Schriftsprachen entziffert hatten, ohne Computer. Ein wenig niedergeschlagen schritt sie weiter.
Die gegenüberliegende Tür ließ sich mühelos öffnen. Dahinter war eine Fahrstuhlkabine, an deren linker Wand sich wieder ein Tableau mit sechs Sensoren befand, farblich und mit Schildern gekennzeichnet. Robina stand vor der Entscheidung, den Fahrstuhl zu benutzen oder umzukehren. Eine Treppe gab es nicht. „Sechs Sensoren – sechs Möglichkeiten… Oder mehr durch Kombination.“
Mit Todesverachtung durchschritt Robina die Tür, betrat forsch die Kabine und berührte den oberen Sensor. Es tat sich nichts. Der nächste – nichts. Robina fuhr mit dem Finger rasch über die nächsten beiden – abermals keine Reaktion der Kabine.
Übertrieben, so als wolle sie den Finger durch den Sensor spießen, drückte sie den fünften Auslöser.
Gespenstisch – Robina erschrak – klappte die Tür aus der Wand, und die Kabine ruckte so überraschend an, daß Robina in die Knie ging. Wie müßte das erst wirken, dachte sie, wenn es bei voller Schwerkraft geschähe – Quatsch! Dann wäre die Eigenmasse der Kabine ja auch größer.
Möglicherweise betreiben sie die Anlage mit Antigravmotoren. Robina sah sich in der fahrenden Kabine um, völlig glatte, fugenlos ineinander übergehende Wände, Boden und Decke wiesen dagegen feine Spalte auf, als ließen sich dort Öffnungen herstellen. „Ich werde das wohl nie ergründen“, murmelte sie. Auch über die Fahrrichtung der Kabine war sie sich nicht im klaren. Nur der Anruck deutete daraufhin, daß es nach oben ging. Unvermittelt, stauchend, hielt die Kabine.
Ohne Überlegung und bevor die ihr sattsam bekannte Bangigkeit sie überfiel, berührte Robina hastig den sechsten Sensor des Tableaus – und nicht den Knopf auf der Tür.
Der Fahrstuhl sauste nach unten, hielt.
Diesmal öffnete Robina die Tür konzentriert. Sie befand sich auf dem Rondell mit der Balustrade.
Sie atmete erleichtert auf und fuhr beinahe vergnügt abermals nach oben.
Als sie die Tür öffnete, war sie zunächst enttäuscht. Ein winziger Raum lag vor ihr mit grauen Wänden, einem beschrifteten Tableau, noch einer Tür gegenüber – eine Schleuse vielleicht?
Beherzt trat Robina auf die Tür zu, öffnete sie und – obwohl sie diesen Augenblick erhofft hatte – hätte beinahe einen Freudenruf ausgestoßen. Statt dessen sagte sie: „Na also!“
Sie befand sich im Inneren der Kuppel. Der Fahrstuhl mündete direkt in dem Komplex der Sendeapparatur.
Robina trat in die Kuppel hinaus. Hinter ihr schloß sich die Tür. Einen Augenblick lang dachte sie daran, daß sich wahrscheinlich sowohl die untere Galerie als auch die Kuppel mit einem Atemmedium füllen ließe; die Schleusenanlagen sprachen dafür.
Scheu umrundete Robina die Apparatur. Aber viel mehr, als sie zusammen mit den Gefährten bereits von außen gesehen hatte, entdeckte sie nicht. Ihr fiel lediglich auf, daß sich dort, wo die über fünfzehn Zentimeter dicken Drähte, die nach
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