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Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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feingliedrigen Blättchen.
    Einige Minuten spielte Robina. Dann plötzlich sah sie sich um, als könnte sich im Augenblick die Luke öffnen und jemand sie überraschen.
    Erst jetzt gewahrte Robina ihre Nacktheit. Sie genierte sich, trat vom Blumenkasten zurück. Scham und Rechtfertigung stritten in ihr. Sie fühlte, wie ihr das Blut zu Kopfe stieg und gleichzeitig, vom Oberkörper ausgehend, eine Gänsehaut über den Leib prickelte. Schließlich fand sie es albern, sich zu genieren, ihre sentimentale harmlose Spielerei nicht der Rede wert, und im Vorsatz, nun etwas Vernünftiges tun zu wollen, sagte sie ganz laut: „Ich glaube, Robi, du wirst verrückt!“ Sie lächelte, hauchte einen Kuß auf die Blüte, flüsterte „entschuldige“ und zog sich rasch an.

    13.

    Robina hatte einen Entschluß gefaßt, angeblich ihrer Aufgabe zuliebe. Die Schrift auf der Kristallfläche sollte noch exakter werden, sie selbst wollte sich mehr Zeit nehmen für die geistige Vorbereitung. Der Birne sollte für sie in die Wand. Er mußte es lernen!
    In Wahrheit, so ahnte Robina, war es der Drang in ihr, sich mit diesem Pseudowesen zu messen, einen wehrhaften Partner herauszufordern, ihn sich womöglich zu unterwerfen. Und letztlich war es wohl die Sehnsucht nach einem Gefährten… Aber das gestand sich Robina nicht ein. Schließlich versprachen die Gründe, aus denen heraus sie den Birne wecken wollte, in der Tat viele echte Vorteile.
    Robina hatte keinen eigentlichen Plan. Sie wollte die Reaktionen des Roboters abwarten und sich intuitiv darauf einstellen. Und ging heute etwas schief, morgen war noch ein Tag, was schadete es also. Etwa dreißig mal dreihundertfünfundsechzig Tage noch…
    Furcht hatte sie nicht. Die Erfahrungen in der Kuppel hatten sie einigermaßen sicher gemacht: Er besaß eine Sperre, wurde nicht gegen Lebewesen aktiv. Vielleicht schlägt er zu, wenn er die eigene Existenz bedroht fühlt? Wir werden sehen!
    Nun, Robina wollte ihm nicht ans Leder. Nur, ob er überhaupt begreifen würde, was sie wollte?
    Robina erwog gedanklich einige Möglichkeiten. Was könnte er ihr tun? Mich erdrücken mit dem Feld, mit den Manipulatoren zerstückeln. Möglicherweise verfügt er über Kräfte, zum Beispiel über eine Strahlung, die ich noch nicht kenne.
    Robina verzog die Mundwinkel und zuckte mit den Schultern: Mein Risiko.

    Am Tage, an dem sie sich ihren ersten Angriff vorgenommen hatte, machte sie lange Toilette, zog sich besonders sorgfältig an, weil sie meinte, das Ereignis bedürfe einer Würdigung, die sich auch im Äußeren auszudrücken habe.
    Obwohl die Batterien ihres Pseudoimpulsgebers fast verbraucht waren – sie hatte sich lange nicht um die Geräte gekümmert –, die Zeichen daher leiser und vielleicht verzerrt ankamen, hatte der Birne seine Lage nicht verändert und vermittelte beinahe den Eindruck eines friedlichen Schläfers.
    Lange stand Robina und betrachtete ihn. Allerlei undurchführbares Zeug ging ihr durch den Kopf. Man müßte an die Eingeweide heran, Speicher löschen, Programmteile verändern, am besten alles löschen und neu programmieren…
    Schließlich wischte sie das alles hinweg. Gewiß, versierten Automatenbauern wäre dies – aber ganz gewiß auch nicht ohne Schwierigkeiten – möglich. Aber sie war nun mal keiner. Und außerdem: Wenn sich irgendwo eine Öffnung an dem Koloß befand, dann wohl auf der im Augenblick völlig unzugänglichen Unterseite.
    Robina ließ sich Zeit. Noch dreimal mußte sie den beschwerlichen Weg zwischen Wrack und dem Schlafzimmer des Birne zurücklegen, bis sie alle Teile des Breitbandverstärkers transportiert hatte. Sie wußte zwar nicht, wie das Ding funktionierte, aber daß es noch funktionierte, hatte sie überprüft. Und daß sie es auch auf ihre Biofrequenz einstellen konnte, wußte sie. Was sie nicht wußte, war, ob die Sendestärke ausreichen würde, um sein Feld merklich zu beeinflussen… Aber das würde sich bald herausstellen.
    Schließlich, als alles bereitstand, verließ sie die Stätte ihres zukünftigen und, wie sie meinte, entscheidenden Wirkens ein viertes Mal, um Proviant und Dinge des täglichen Lebens heranzuschaffen – so für zehn Tage, schätzte sie.
    Danach ging Robina mit einer bemerkenswerten inneren Ruhe daran, sich zu verbarrikadieren. Sie schloß die Tür und begann über dem Sensor einen stabilen Käfig zu schweißen, der verhindern würde, daß der Manipulator des Birne den Öffnungsmechanismus in Gang setzte. Als Robina fast

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