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Die Kristallwelt der Robina Crux

Die Kristallwelt der Robina Crux

Titel: Die Kristallwelt der Robina Crux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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denken?
    Er könnte nun bald wissen, wenn er derartige Nachrichten sieht, daß die REAKTOM wahrscheinlich untergegangen ihre Besatzung auf jeden Fall verschollen ist. Er wird sich dann schon erinnern. Wie wirst du dich erinnern, Boris?
    Müßige Fragerei! Robina strich sich erneut über die Augen. Von dir, Boris, lasse ich mir doch meine Stimmung nicht verderben!
    Sie streifte die Pflänzchen mit einem zärtlichen Blick vergewisserte sich, daß der Boden die rechte Feuchte hatte und begann bedächtig, den Skaphander überzustreifen. Sie war sich der Fülle der Arbeit wieder einmal bewußt geworden.

    Nach Tagen, die Robina in verbissener Tätigkeit verbrachte kam Ruhe in ihr Denken. Sie sagte sich, daß es sinnlos sei, dreißig Jahre lang derart sprunghaft zu leben, wie sie es jetzt tat. Sie empfand, daß es sicher ebenso vernünftig sein müßte, trotz der vielen Aufgaben Pausen, Urlaub einzuschieben, vielleicht Fotos zu schießen, wie sie schon lange vorhatte, und auch die Kuppel zu besuchen, zu kontrollieren. Alles ließ sich nach einem vernünftigen Plan abwickeln. Sie fand es auf einmal albern, daß sie oft versucht hatte, sich selber etwas vorzumachen. Eingegeben wurde ihr dieses Denken durch ihre neue Pflicht: die Pflege ihres Gartens, wie sie mittlerweile das dürftige Kästchen mit den dünnen Pflanzen nannte.
    Es waren fast alle Samen aufgegangen. Noch ließ sich nicht unterscheiden, jedenfalls nicht von Robina, wozu sich die Gewächse entwikkeln würden, Robina war stolz über ihren Erfolg nun auch in der Botanik, nachdem sie die Technik – die S-Melodie durcheilte nach wie vor den Raum – so erstaunlich gemeistert hatte. Nur an ihre Schriftstellerei dachte sie mit einigem Bangen.
    Sie hatte einen Sauerstoffbehälter so aufgestellt, daß der Strahl aus dem wenig geöffneten Ventil wie ein leichter Wind weich über die Pflanzen strich. Das sollte die Stengelchen kräftigen. Eine Lampe spendete zwölf Stunden lang gedämpfte Helle, ausschließlich für das wenige Grün.
    Robina hatte eine Gießeinrichtung gebaut, um Regen vorzutäuschen. Und ohne Bedauern spendete sie täglich so reichlich Wasser, wie sie es für das Gedeihen der Pflanzen als notwendig erachtete.
    Sie konnte stundenlang vor der Schale stehen und eigentlich – nichts denken. Sie schaute mit einer ruhigen Freude, und es war ihr, als schwände mit jedem neuen Blatt, das sich entfaltete, mit jedem Zentimeter, den die Stengel in die Höhe trieben, ein Stück der schrecklichen Einsamkeit, die sie erst jetzt, nachdem sie sich scheinbar lockerte, so drückend deutlich empfand.
    Noch nie hatte Robina so aufmerksam eine Pflanze betrachtet. Sie gewahrte die kleinen Härchen, Äderchen, achtete auf jede Nuance der Färbung, und sie war traurig, als die Keimblätter eines Tages welkten und abfielen – bis ihr klar wurde, daß es wohl so sein mußte.
    Robina stellte fest, und es war wie eine große Entdeckung, daß in den Lehrplänen der EVO gewaltige Lücken klafften. Die jungen Menschen wußten nur wenig von der Großartigkeit des Lebens, niemand teilte ihnen etwas von dem Wunderbaren mit, das es barg; nur das Funktionelle galt. Und Robina war sich durchaus im klaren darüber, daß sie, wäre sie nicht auf diesen Kristallklotz verschlagen worden, dieses Wunder nie empfunden hätte. Denn um dieses Wunder zu begreifen, bis ins letzte zu erfassen, reichte wiederum das angelernte Funktionelle nicht aus. Was nützte es schon, zu wissen, daß die DNS-Spiralen in den Chromosomen der Zellen das Programm bildeten, nach dem eben auf dem Blatt Härchen wachsen, sich dort der Stengel zu einem Knoten verdickt oder die spillrige Pflanze ganz rechts im Kasten als erste und gerade an dieser Stelle zu Robinas Begeisterung eine Knospe ansetzte. Und was besagte es schon, daß etliches steuerbar wurde und daß die Molekularbiologen sicher bereits neue Überraschungen zu bieten haben mochten. Gut, der Krebs ist gebannt, einige Geisteskrankheiten sind heilbar, es ist möglich, Hände und Füße zu regenerieren, Eds Wirbel und einige Organe. Pflanzen nehmen den Stickstoff aus der Luft, Nutztiere können jede beliebige Größe annehmen, wenn man es will. Schön. Ein ungeheurer Sprung für die Menschheit. Früher soll es Leute, Wissenschaftler, gegeben haben, die predigten, die Menschheit werde sich zum Hungertod fortentwickeln, daß Kriege notwendig seien für eine natürliche Reduzierung. Gefährliche arme Irre.
    Aber eben wieder: Das Funktionelle ist erkannt, ein weites

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