Die Kristallwelt der Robina Crux
fertig war und schon darauf brannte, die Aktion zu beginnen, fiel ihr ein, daß inzwischen ihr Garten verdorren würde, und sie erschrak heftig. Sie hatte, gefangen von der neuen Aufgabe, vergessen, die Pflanzen für länger zu versorgen.
Da gab es nichts zu überlegen. Kurz entschlossen schweißte Robina den Käfig so weit wieder ab, daß sie den Sensor betätigen konnte. In der Grotte verbrachte Robina mehrere Stunden damit, einen Tropf einzurichten, der die Pflanzen mit Wasser versorgen würde. Ein wenig wehmütig verabschiedete sie sich dann von der Kabine, von ihren grünen Gefährten. Und es war ihr, als nicke das Krönchen ihr zuversichtlich zu.
Robina vollendete den Käfig über dem Sensor, richtete sich ein provisorisches Lager ein und tat, als sei der Birne nicht anwesend.
Schließlich blieb noch der Anschluß der Verstärker an die mitgebrachte Stromversorgung und dann – nichts mehr.
Robina lehnte an dem Gegenstand, den sie für eine Werkbank hielt, und starrte auf den Birne.
Es war ihr ein wenig wie damals bei der Prüfung. Meine Güte, wieviel Zeit ist seitdem verflossen – seit ihrem ganz heißen Test, dem Examen für ihre höchste Qualifikation. Aber hier stand nun kein Willfart, lauerte nicht eine Kommission im Kämmerlein, die jederzeit die Weisung geben konnte, den Versuch abzubrechen, hier warteten auch keine fröhlichen Kollegen, kein Boris…
Plötzlich traf die Einsamkeit sie wie ein Schlag, und es wurde Robina bewußt, daß die Ruhe, die sie sich vormachte, und die Akribie, mit der sie die Aktion vorbereitete, wieder einmal nichts gegen die Angst, die nackte Angst hatten ausrichten können. Sie hatten die Entscheidung, die kein Zurück bringen würde, nur hinausgezögert.
Robinas Blick glitt über den Käfig, der den Sensor überdeckte, ging zum Brenner. Es drängte sie, den Raum zu verlassen, aus ihren Achselhöhlen brach Schweiß. Sie hob das Gerät auf.
Dann lehnte sie mit ausgebreiteten Armen an der Tür. Sie wußte nicht, wie lange, sie dachte nichts, als daß Zeit verrinnen möge… Allmählich nahm sie den schwachen Reflex der Kontrollampe des Verstärkers wahr, die grün flackerte. Und langsam gab ihr dieser Widerschein, dieses Zeichen menschlichen Wirkens, ein einzigartiges Gefühl des Zusammenhalts, einer Verschwörung gegen unbekannte Gefahr. Mit diesem Gefühl kam die Zuversicht.
Robina drehte sich um, gab sich einen Ruck und schritt wie traumwandlerisch auf den Koloß zu. Ohne hinzusehen, fingerte sie an den Verbindungsschnüren. Als sie die Kabel durch die Handschuhe fühlte, zog sie daran, bis sie sie aus den Klemmen gerissen hatte.
Schritt für Schritt, den Blick auf den Birne gerichtet, wich Robina bis zur Tür und glitt dann in die Ecke rechts vom Eingang. Zunächst geschah nichts.
Da, wie aus tiefem Schlaf – Robina hatte wieder den Eindruck einer sich erhebenden Ziege –, schaukelte sich der Birne zeitlupenhaft empor, bis etwa vierzig bis fünfzig Zentimeter über den Boden. Er verhielt einen Augenblick, drehte sich dann langsam und schwebte der Tür zu. Auf halbem Wege hielt er inne. Robina stockte der Atem.
Langsam schwenkte der Kopf zu ihr herum. Dann erstarrte das Ungetüm gleichsam.
Je länger die Maschine so im Raum hing, desto mehr schwand in Robina das Gefühl einer Gefahr. Alles schon einmal gehabt, dachte sie, und es war ihr plötzlich, als sei irgendwo in ihrem Gehirn das Bild der kreisenden Kugel, die nun bald hier und bald da Beulen bekommen würde, und sie richtete sich innerlich darauf ein, diese Beulen wieder in den Körper zu drücken. Schön geometrisch rund wirst du bleiben, Kugel!
Dann begann die Situation auf Robina komisch zu wirken. Es mußten bereits einige Minuten verstrichen sein, in denen sich das schwebende Etwas vor ihr nicht im geringsten bewegt hatte. Wenn nicht dieses heftige Fluoreszieren im Kopfteil zu sehen gewesen wäre, Robina hätte annehmen können, er sei abermals in seinen Schlaf verfallen.
Robina kombinierte: Er hat mich entdeckt und ist überrascht. Nun spielt er alle seine programmierten Verhaltensweisen durch, beträchtlich lange! Diese Erkenntnis befriedigte Robina irgendwie.
„Na, Freund!“ rief sie heiser und erschrak vor der eigenen Stimme.
Wenig später kam Leben in den Birne. Er wandte sich von Robina
einfach ab und der Tür zu.
„He, he, he!“ rief Robina herausfordernd.
Ohne sich um sie zu kümmern, erreichte er die Tür. Einer der Manipulatoren glitt vor, wollte den Sensor berühren, stieß auf
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