Die kritische Dosis
weiterzutreiben.
»Okay, Sergeant, wenn Sie unbedingt wollen: Sehen wir uns Miss Eldons Wagen an.«
»Und ich werde verdammt genau darauf achten, ob es auch ihr Wagen ist«, versicherte Sellers.
»Wollen Sie meinen Parkschein?« Sie reichte ihm den Zettel.
»Erraten, den will ich«, sagte Sellers. »Los, gehen wir. Sie auch, Lam.«
Wir gingen zusammen zum Parkplatz. Ein Stück folgte uns noch ein Rattenschwanz von sensationslüsternen Zeitgenossen, aber die meisten verkrümelten sich auf dem Weg zum Parkplatz. Nur ein paar ganz Beharrliche hielten sich getreulich weiter hinter uns, flüsterten miteinander und sperrten Augen und Ohren auf, in der Hoffnung, doch noch zu erfahren, was für Schwerverbrecher die Polizei da geschnappt hatte.
Sellers war sehr mit sich zufrieden.
»Wenn Sie das nächstemal in geheimer Mission unterwegs sind, halbe Portion, zeigen Sie nicht die Firmenkreditkarte, wenn Sie das Ticket kaufen.«
»Also entweder zünden Sie jetzt die Zigarre an«, sagte Phyllis, »oder Sie werfen das Ding weg.«
»Wenn er sie anzündet, stinkt sie«, warnte ich.
»Dann werfen Sie sie weg!« forderte sie.
Sellers war in so gehobener Stimmung, daß er tatsächlich den durchweichten Zigarrenstummel aus dem Mund nahm und wegwarf. »Für eine Dame tu’ ich alles«, behauptete er.
Er brauchte nicht lange, um Phyllis’ Wagen zu entdecken, die Nummer zu vergleichen und sich die Delle am rechten vorderen Kotflügel zu betrachten.
»Wie ist denn das passiert?« fragte er.
»Wenn ich das wüßte«, meinte sie. »Beim Parken wahrscheinlich.«
Sellers nahm ein Vergrößerungsglas aus der Tasche und betrachtete den Kotflügel genauer.
»Was, um Himmels willen, treiben Sie denn da?« fragte sie erstaunt.
»Wo sollte Ihr zärtliches Rendezvous denn stattfinden?« fragte Sellers.
»Spielt das eine Rolle?«
»Unter Umständen schon. Ich bin ja kein Unmensch. Wir können in Ihre Wohnung gehen und uns dort unterhalten. Aber wenn Sie sich stur stellen, machen wir’s ganz offiziell, und dann bestimme ich den Verhandlungsort.«
»Wir gehen in meine Wohnung«, entschied sie.
»Da Sie ja einen Bekannten abholen wollten, Essex«, bemerkte Sellers mit selbstzufriedenem Grinsen, »brauchen wir Sie nicht länger aufzuhalten.«
»Dazu ist es jetzt zu spät«, meinte Essex. »Mein Bekannter ist weg. Ich fahre mit Ihnen in die Stadt.«
»Ich habe Sie nicht eingeladen.«
»Aber ich«, sagte Phyllis. »Wenn Sie die Absicht haben, mir Fragen zu stellen, werde ich wohl meinen Anwalt bei mir haben dürfen.«
»Seit wann ist er denn Ihr Anwalt?« meinte Sellers.
»Seit eben...«
Sellers grinste. »Na los, fahren wir.«
Die Fahrt zu den Parkridge Apartments ging schweigend Vor sich. Phyllis chauffierte geschickt und beachtete peinlich genau sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen und Verkehrsschilder.
Frank Sellers war in schwere Gedanken versunken.
Phyllis parkte, und wir gondelten im Lift zu ihrem Apartment hinauf.
»Ihr Führerschein ist auf den Namen Phyllis Dawson ausgestellt«, bemerkte Sellers. »Aber an der Wohnungstür steht Phyllis Eldon. Was soll das bedeuten?«
»Dawson ist mein richtiger Name«, antwortete sie. »Eldon ist mein Künstlername.«
»Was für einer Kunst gehen Sie denn nach?«
»Ich male.«
»Haben Sie auch Bilder?«
Sie öffnete eine Schranktür und holte zwei Bilder hervor, die aussahen, als hätte sie die Leinwand aufs Geratewohl mit einer Spritzpistole bearbeitet.
»Was sollen die denn darstellen?« erkundigte sich Sellers.
»Das ist interpretative Kunst«, sagte sie. »Sie gibt Gemütsbewegungen wieder.«
»Und welche Gemütsbewegung ist auf diesem Bild?«
»Frustration.«
»Paßt wie die Faust aufs Auge«, erklärte Sellers. »Das ist endlich mal eine Kleckserei, die einen passenden Titel hat.«
»Sie wagen es, meine Gemälde Klecksereien zu nennen?« fauchte sie ihn an. »Ich finde, Sie nehmen sich reichlich viel heraus. Muß ich mir das eigentlich gefallen lassen, Colton? «
»Nein, das brauchst du nicht«, erklärte der Anwalt. »Ein Polizeibeamter soll sich wie ein Gentleman benehmen. Es ist seine Pflicht, die Ermittlungen mit der notwendigen Rücksicht zu führen.«
»Schon gut«, unterbrach ihn Sellers. »Tut mir leid. Wem das Herz voll ist, dem fließt der Mund über. Es ist ein sehr hübsches Bild, Miss Eldon. Wenn Sie sich jetzt alle hinsetzten und es sich gemütlich machen, will ich Ihnen mal aus persönlicher Erfahrung was über Frustration
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