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Die kritische Dosis

Die kritische Dosis

Titel: Die kritische Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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zugesprochen worden wäre. Auch wir bekommen etwas von dem warmen Regen ab und außerdem den Auftrag, das Opfer zu besuchen. Die Sache soll schleunigst vertuscht werden. Es gelingt mir, einen Vergleich in Höhe von zehntausend Dollar abzuschließen, und ich telegrafiere das unserem Klienten. Der Vorschlag wird ohne Wimperzucken akzeptiert. Niemand bittet mich etwa, ich sollte versuchen, von der Summe etwas abzuhandeln. Ich bekomme die zehntausend Lappen postwendend in den Schoß geworfen.«
    »Ich weiß jetzt, worauf du hinauswillst«, sagte Bertha. »Am Steuer des Wagens saß eine wichtige Persönlichkeit.«
    »Wenn dieser Wagen überhaupt existiert«, gab ich zurück.
    »Wie bitte?«
    »Woher wissen wir denn, daß dieser Unfall stattgefunden hat?«
    »Sag mal — spinnst du?«
    »Es ging alles zu glatt. Wie ist mir Frank Sellers so schnell auf die Spur gekommen? Woher wußte er, daß Mrs. Chester mit Geld zum Schweigen gebracht werden sollte?«
    »Weil die Person den Mund nicht halten konnte. Sie hat ihrer Nachbarin die Scheine unter die Nase gehalten.«
    »Und wieso hat Sellers ausgerechnet die Nachbarin aufgesucht?«
    »Er führte eben die Ermittlungen.«
    »Wie kommt es, daß ein Mann von Sellers’ Rang höchstpersönlich in einem Fall von Fahrerflucht ermittelt?«
    »Weil — weil es eine wichtige Angelegenheit war.«
    »Damals noch nicht«, meinte ich. »Sie wurde erst wichtig, als er den Fingerzeig erhielt, daß eine strafbare Handlung vertuscht werden sollte — wenn diese strafbare Handlung überhaupt vorlag.«
    »Es war ein Fall von Fahrerflucht«, sagte Bertha.
    »Wir wollen mal annehmen, daß es wirklich ein Fall von Fahrerflucht war«, fuhr ich fort. »Ich wiederhole: Wieso kümmert sich Sellers persönlich um den Fall, und wieso taucht er so schnell auf?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Bertha. »Ich bin schließlich nicht Franks Beichtmutter.«
    »Es gibt nur eine Möglichkeit«, sagte ich. »Er hat einen Tip bekommen.«
    »Von wem?« fragte Bertha Cool.
    Ich starrte nachdenklich vor mich hin.
    »Nun rück schon raus damit«, fuhr Bertha mich an. »Wer hat getratscht?«
    »Es kommen nach Lage der Dinge drei, nein, vier Personen in Frage.«
    »Wer also?«
    »Entweder unser Klient Clayton Dawson oder seine sogenannte Tochter Phyllis oder Sidney Eldon, Phyllis’ Freund, oder Colton Essex, der Anwalt. Und ob es diesen Sidney Eldon überhaupt gibt, wissen wir nicht.«
    »Bist du denn völlig übergeschnappt? Gerade diese vier hatten doch alles dabei zu verlieren.«
    Ich stand auf. »Ich gehe für heute. Vielleicht auch für ein paar Tage.«
    »Da kannst du recht haben«, gab Bertha giftig zurück. »Du gehst, Punkt. Mit Leuten, denen man die Lizenz wegnimmt, halte ich mich nicht lange auf.«
    »Okay.« Ich war schon an der Tür. »Die Teilhaberschaft ist aufgelöst.«
    Ich ging hinüber in mein Büro.
    Elsie Brand hatte geweint.
    »Was soll die Überschwemmung, Elsie?« fragte ich.
    »Bertha hat mir alles erzählt.«
    »Wegen der Lizenz?«
    »Ja.«
    »Ach, darüber brauchen Sie sich keine grauen Haare wachsen zu lassen.«
    »Das bedeutet doch das Ende der Teilhaberschaft. Das Ende Ihrer Karriere.«
    »Noch haben sie meine Lizenz nicht«, meinte ich.
    »Donald, ich kann keine Minute länger hier arbeiten, wenn Sie nicht mehr da sind.«
    »Lassen Sie mich jetzt nicht im Stich«, bat ich.
    Sie sah mich mit leuchtenden Augen an. »Das habe ich noch nie getan, Donald. Aber diesmal ist alles gegen Sie. Und mit Bertha ist nicht gut Kirschen essen. Sie hätte zu Ihnen halten sollen, Sie sind schließlich ihr Partner«, erboste sich Elsie. »Ich könnte nie unter ihr arbeiten.«
    »Das brauchen Sie auch nicht«, beruhigte ich sie. »Richten Sie es so ein, daß ich Sie hier immer telefonisch erreichen kann. Ich werde wohl eine Weile nicht mehr aufkreuzen.«
    »Wo kann ich Sie erreichen, falls sich irgend etwas Wichtiges ereignet?«
    »Überhaupt nicht. Ich rufe ab und zu an.«
    »Bitte, seien Sie vorsichtig, Donald.«
    »Dazu ist es jetzt zu spät«, meinte ich. »Meine Kontrahenten sind ein gerissener Anwalt, ein eifersüchtiger Freund, eine ränkeschmiedende Tochter, ein stinkreicher Vater oder eine beliebige Kombination dieser sympathischen Persönlichkeiten. Gegen so etwas kann man nicht an.«
    »Sie können es wenigstens versuchen«, meinte sie und sah mir mit besorgtem Blick nach.

9

    Frank Sellers war ein kreuzbraver Polizist. Bedauerlicherweise war er aber außerdem noch rechthaberisch, engstirnig, nicht

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