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Die kritische Dosis

Die kritische Dosis

Titel: Die kritische Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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besonders wenig, mißtrauisch gegenüber redegewandteren Zeitgenossen und beharrlich wie eine Bulldogge.
    Bei der Suche nach Mrs. Harvey W. Chester war er mir turmhoch überlegen.
    Ich wußte sehr gut, daß inzwischen sämtliche Adreß-biicher der Stadt durchgeforstet, sämtliche Chesters angerufen und nach einem etwaigen Verwandten namens Harvey Chester oder einer Witwe namens Mrs. Harvey Chester befragt worden waren.
    Kurz — alles, was man in solchen Fällen tun konnte, war getan worden.
    Wenn ich mich also in der gleichen Richtung bewegte, verfolgte ich nur eine Spur, die eifrige Polizistenfüße schon hoffnungslos zertrampelt hatten.
    Ich mußte auf eine Idee verfallen, die der Polizei noch nicht gekommen war.
    Mrs. Chester hatte zehntausend Dollar kassiert. Sie hatte einen Krankenwagen bestellt, sich zum Flughafen fahren lassen und die Maschine nach Denver bestiegen.
    In Denver stand ein Rollstuhl für sie bereit. Ein hilfsbereiter Zeitgenosse hatte sie zu einem Wagen gefahren. Und von diesem Augenblick an war sie wie vom Erdboden verschluckt. Die Stewardess, die sie während des Fluges betreut hatte, sagte, sie habe stark unter der Wirkung von Betäubungsmitteln gestanden.
    Daß Sellers sich mit der Polizei in Denver in Verbindung gesetzt hatte und man auch dort krampfhaft versuchte, Mrs. Chester aufzustöbern, durfte ich getrost voraussetzen.
    Die Maschine war einmal zwischengelandet, und zwar in Las Vegas.
    Daß eine Frau, die im Rollstuhl zum Flugzeug hatte gefahren werden müssen, ohne Wissen der Stewardess die Maschine verlassen hatte, war ausgeschlossen.
    Es gab noch eine Möglichkeit.
    Bei der Frau, die ein Krankenwagen zum Flugplatz von Los Angeles gerollt hatte, brauchte es sich nicht unbedingt um die gleiche Person zu handeln, die in Denver ausgestiegen war.
    Natürlich bedeutete das, daß von A bis Z mit gezinkten Karten gespielt worden war. Aber so etwas soll Vorkommen, besonders bei Verkehrsunfällen.
    Was mich stutzig machte, war die Tatsache, daß Frank Sellers so schnell auf der Bildfläche erschienen war, nachdem das Geld den Besitzer gewechselt hatte. Er mußte einen Tip bekommen haben — wahrscheinlich einen anonymen Telefonanruf —, und bei dem Anrufer hatte ich die Auswahl zwischen Mrs. Harvey W. Chester, Phyllis, Phyllis’ Vater, einem eifersüchtigen Geliebten und einem besonders abgefeimten Anwalt.
    Als ich diesmal nach Las Vegas flog, machte ich nicht den Fehler, die Kreditkarte der Firma zu benutzen. Ich griff tief in die eigene Brieftasche und zahlte in bar.
    Auf der Fahrt in die Stadt wechselte ich ein paarmal die Taxis, trug mich aber wohlweislich im Hotel unter meinem richtigen Namen ein.
    Dann begann ich die Spielkasinos abzugrasen.
    In Las Vegas, Nevada, wird rund um die Uhr gespielt.
    Nacht für Nacht und Tag für Tag klappern in den vollklimatisierten Spielhöllen die Chips, surren die Spielautomaten, verkünden die heiser gebrüllten Stimmen der Anreißer, daß diese oder jene Maschine soeben den Jackpot erzielt hat, rollen die Elfenbeinkugeln in den Roulett-Rädern.
    Hunderttausende von Menschen widmen sich hier mit eiserner Entschlossenheit der Aufgabe, Geld zu gewinnen oder Geld zu verlieren. Ich sah mich um. Nur ganz selten sah ich jemanden lächeln, hörte ich jemanden lachen.
    Einzelwesen in dieser Rotte von Glücksrittern und Schaulustigen ausfindig machen zu wollen, glich der Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen.
    Irgend jemand hat mal gesagt, daß eine gute Detektivleistung aus neunzig Prozent Bein- und zehn Prozent Kopfarbeit besteht. Es blieb mir gar nichts weiter übrig, als mich an diesen weisen Spruch zu halten. Ich mußte Las Vegas durchkämmen.
    Das Glück kam mir zu Hilfe. Nachdem ich zwei Stunden lang von einem Spielkasino zum anderen gezogen war und die Gesichter der sogenannten Vergnügungssuchenden gemustert hatte, betrat ich das Blue Dome Casino. Und da stand sie in Lebensgröße vor mir und zog wie besessen den Hebel an einer Fünfundzwanzig-Cent-Maschine.
    Ich stellte mich hinter sie.
    Der Mann, der den Automaten rechts von ihr bearbeitete, resignierte schließlich, und Mrs. Chester begann sozusagen vierhändig zu spielen. Sie fütterte die Automaten mit Vierteldollarmünzen und ruckte die Hebel wie ein gut geschulter Akkordarbeiter.
    »Ich freue mich, Sie wieder so munter zu sehen, Mrs. Chester«, sagte ich.
    Sie fuhr herum. Ihre Augen wurden groß wie Suppenteller, und ihr Kinn klappte herunter.
    »Ich werd’ verrückt«, sagte

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