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Die kritische Dosis

Die kritische Dosis

Titel: Die kritische Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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wieder.
    Stille.
    Sellers stand auf und ging erneut zur Badezimmertür. »Kommen Sie jetzt raus!«
    »Ich kann nicht.«
    »Kommen Sie raus. Sie waren lange genug da drin. Wir wollen gehen.«
    »Ich bin noch nicht so weit.«
    Sellers trommelte an die Tür. »Machen Sie auf.«
    »Ich sage Ihnen doch — ich kann nicht.«
    Sellers lief rot an. »Was soll das Getue? Raus da! Machen Sie auf!«
    »Einen Augenblick noch«, klang es liebenswürdig. »Ich komme ja schon. Sie dürfen mich nur nicht hetzen.«
    Sellers setzte sich wieder. Er sah mich finster an.
    »Sie ist mindestens schon zehn Minuten in dieser Kemenate«, sagte ich.
    »Na und?« meinte Sellers.
    Ich zuckte die Schultern.
    »Was tut der pflichtbewußte Polizist«, fragte ich, »wenn ein braver Bürger ihn zum besten hält, indem er sich im Badezimmer einschließt?«
    »Das will ich Ihnen zeigen!« antwortete Sellers grimmig. Er stand auf und ging zur Badezimmertür. »Aufmachen!«
    »Nur noch eine Minute.«
    »Aufmachen!« donnerte Sellers.
    »Ich bin noch nicht so weit.«
    »Machen Sie die Tür auf«, brüllte Sellers, »oder ich trete sie ein.«
    »Das wagen Sie nicht. Keiner kann mir verbieten, ins Badezimmer zu gehen. Ich...«
    Sellers nahm einen Anlauf, stellte sich auf den linken Fuß und donnerte den rechten Fuß mit der ganzen Fußsohle gegen die Tür, direkt hinter der Klinke.
    Die Tür zitterte in allen Fugen.
    »Rauskommen!« forderte Sellers. »Oder ich trete sie ein.«
    »Ich sage Ihnen doch — ich kann jetzt nicht.«
    Sellers trat noch einmal zu. Holz splitterte. Die Tür schwang auf, prallte gegen einen Türanschlag und blieb offen stehen.
    Mrs. Chester lehnte mit einem Bademantel um die Schultern am offenen Fenster und starrte hinaus. Die Straße lag etwa zweieinhalb Meter unter ihr.
    »Versuchen Sie bloß nicht so was«, sagte Sellers.
    »Das ist eine Unverschämtheit! Wie können Sie es wagen, hier einzudringen!« kreischte sie.
    »Sie sind seit einer Viertelstunde drin«, meinte Sellers. »Da haben Sie reichlich Zeit gehabt, sich zehnmal die Zähne zu putzen, die Haare zu kämmen, die Nase zu pudern, zu duschen und sonst zu erledigen, was nötig ist. Ich denke nicht daran, mich an der Nase herumführen zu lassen. Ich will die Wahrheit wissen. Kommen Sie jetzt raus.«
    Sie warf einen letzten Blick zum offenen Fenster und verließ dann den gastlichen Ort.
    Sellers schmiß sich in einen Sessel und zeigte auf einen unbequemen Stuhl. »Setzen Sie sich da hin«, bestimmte er. »Sie setzen sich aufs Bett, Lam.«
    Sellers ließ seine Zigarre im Mund kreisen. »Wie war das mit dieser Fahrerflucht?«
    »Mit welcher Fahrerflucht?«
    »Sie haben doch angegeben, daß Sie überfahren worden sind«, sagte Sellers.
    »Das war dumm von mir«, meinte sie.
    Sellers runzelte die Stirn.
    »Es war eigentlich mehr meine Schuld«, erklärte sie. »Ich hab’ mich umgedreht und bin dabei weitergegangen. Da bin ich direkt in diesen Wagen hineingerannt.«
    »Auf einem Fußgängerübergang?«
    »Ja.«
    »Wie schnell fuhr der Wagen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich glaube fast, er stand.«
    »Was sagen Sie da?« fuhr Sellers los.
    Sie nickte und sagte, zu mir gewandt: »Tut mir leid, daß ich Sie reingelegt habe, Donald. Sie sind ein netter Junge, Aber die Welt ist grausam. Jeder ist sich selbst der Nächste.«
    »Sie sagen also jetzt, daß der Wagen stand?«
    »Ja, mir ist so...«
    »Der Polizei haben Sie aber etwas anderes erzählt«, meinte Sellers.
    »Die Polizei hat ohne weiteres vorausgesetzt, daß der Wagen in Fahrt war, nur weil ich auf einem Fußgängerübergang umgefallen bin.«
    »Sie sind doch aber umgefahren worden?«
    »Genau weiß ich das nicht. Ich ging so vor mich hin, und plötzlich spürte ich einen Stoß an der Schulter und fiel hin, und dann waren schon haufenweise Leute da, und jemand rief: >Holen Sie einen Krankenwagen!<, und...«
    »Und das Auto?«
    »Das Auto ist weggefahren.«
    »Dann war es also doch Fahrerflucht«, sagte Sellers.
    »Tja — Flucht auf jeden Fall«, meinte sie nachdenklich.
    »Haben Sie dem Fahrer vorher Ihren Namen und Ihre Adresse gegeben?«
    »Nein. Wozu?«
    »Aber Sie haben sich im Krankenwagen wegfahren lassen.«
    »Ja.«
    »War denn das nötig?«
    Sie lächelte neckisch. »Diese Frage habe ich befürchtet, Donald. Aber auf eine Antwort können Sie von mir lange warten. Ich bin eine arme alte Witwe. Ich muß auch mal an mich denken...«
    Sellers brummte vor sich hin.
    »Es ist eigentlich sehr sonderbar eingerichtet«,

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