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Die Krone der Macht

Die Krone der Macht

Titel: Die Krone der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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Maridor öffnete die schweren Schlösser nicht ohne Mühe. Die beiden Soldaten traten hinzu und schwangen die großen Türflügel auf. Dann zogen sie sich in den Gang zurück, um in einiger Entfernung die Bewachung fortzusetzen. Maridor entzündete zwei Fackeln, die direkt hinter der Tür zu beiden Seiten in eisernen Haltern an der Wand hingen. Sarja machte vor Erstaunen ein Schritt zurück. Schon dieses nicht sehr helle Licht brach sich tausendfach mit vielfarbigem Funkeln in dem Gold und in den edlen Steinen der dort lagernden Kostbarkeiten. Obwohl der Raum nicht sehr groß war, wurde sofort klar, dass hier unermessliche Reichtümer gesammelt waren. Maridor entzündete noch zwei weitere Fackeln. Nun konnte Sarja sehen, dass an der gegenüberliegenden Wand eine Art Altar aufgebaut war, auf dessen golddurchwirkter Samtdecke ein unscheinbarer Kasten stand.
     
    „Hier siehst du den Schatz unseres Geschlechts“, sagte Maridor, „der von nun an auch dir gehört. Doch denke nicht, dass du diese Schätze nach eigenem Gutdünken für deine persönlichen Wünsche verwenden darfst. Diese Reichtümer sind zwar dein Erbe, doch hast du sie in der Not auch für das Wohlergehen deines Volkes einzusetzen. Dies wirst du jedoch von allein wissen, sobald du die Krone auf deinem Haupt spürst.“
     
    Bei diesen Worten schritt Maridor durch den Raum auf den Altar zu. Sarja folgte ihr zögernd und verwirrt. Vor dem Altar blieb die Königin mit vor der Brust gekreuzten Händen einen Augenblick stehen. Dann schlug sie den Deckel des Kastens zurück und entnahm ihm einen breiten, goldenen Reif, in den einige wunderschöne Edelsteine in einem seltsamen Muster eingefügt waren. Ein paar Sekunden zögerte Maridor in dem Bewusstsein, die uralte Tradition nun zu brechen. Dann aber drehte sie sich entschlossen um.
     
    „Knie nieder, mein Kind!“ sprach sie. Sarja folgte ihrem Befehl, halb mit Angst, halb mit einer nie gekannten Freude erfüllt. Maridor dort trat zu ihr hin, die Krone mit beiden Händen erhoben.
    „ Sarja, rechtmäßige Erbin des Reiches Ellowin, aus dem Geschlecht des Sarris, des ersten Trägers der Krone der Macht! Empfange nun diese Krone aus den Händen derjenigen, die sie vor dir auf die gleiche Weise erhielt, auf dass der Wille Jarins, des Weisen, jetzt und in aller Zukunft befolgt werde zum Wohl des Volkes und seiner Nachkommen! Schwöre nun, dass du ebenfalls diese Krone deinem erst geborenen Nachkommen übergeben wirst, sobald er das zwanzigste Jahr vollendet hat. Sprich nun: Ich schwöre!“ 
     
    „Ich schwöre!“ hauchte Sarja mit zitternder Stimme und senkte den Blick zu Boden, als die Mutter ihr nun das Diadem mit sanftem Druck auf das glänzend schwarze Haar setzte.
    In dem Augenblick, in de m die Krone ihre Stirn berührte, durchfuhr Sarja eine flammend heiße Woge und es wurde ihr schwarz vor Augen. Doch genauso schnell klärte sich ihr Blick wieder und es war ihr, als wären auf einmal Türen vor ihr geöffnet worden, von denen sie vorher nicht einmal gewusst hatte. Es schien ihr, als sei das Licht heller, die Geräusche deutlicher geworden und als ob ihre Nerven bis an die Grenzen des Landes reichten. Sie fühlte das pulsierende Leben im Reich und war sich auf eine seltsame Art des gesamten Volkes bewusst. Doch irgendwo aus ihrem Inneren kroch nun eine dunkle Furcht in ihrer Kehle hoch vor einer geheimen Bedrohung, die nicht greifbar und doch viel zu nah war.
     
    „Nun bist auch du Königin“, sagte Maridor, „auch wenn es erst in drei Tagen verkündet wird.“ Mit diesen Worten nahm sie Sarja den Reif wieder vom Haupt.
     
    In diesem Moment ertönte vor der Tür ein Schrei, gefolgt von Waffenklirren. Erschreckt starrten die beiden Frauen zur Tür, Maridor noch mit der Krone in den Händen, als sechs dunkle Gestalten durch den Eingang sprangen. Zwei von ihnen stürzten sofort auf die Königin zu, um ihr die Krone zu entreißen. Maridor kämpfte wie eine Tigerin, und es war erstaunlich, wie sie den beiden sie hart bedrängenden Gestalten widerstand. Immer wieder entwand sie sich ihren Händen, um zu fliehen. Doch nun wurde sie noch von zwei weiteren angegriffen, während die beiden letzten die sich wild sträubende Sarja festhielten. Schon hatte Maridor sich erneut los gerissen und von fern hörte man schon das Nahen der Palastwache, als einer der Unheimlichen einen Dolch zog und ihn ihr in den Rücken stieß. Maridor sank zu Boden, und die Krone wurde ihren kraftlosen Händen entrissen. Einen

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