Die Krone von Camelot
den Eindruck einer Dame und deshalb einer Ehefrau gemacht haben, aber jetzt konnte ich sehen, wie er mein grobes Reisegewand musterte und sich innerlich umstellte. Mir wurde klar, daß die Geschichte herauskommen mußte. Es war ganz offensichtlich, daß wir zu König Macsen weitergeschickt werden mußten, deshalb konnten wir von der Verheimlichung der Geschichte nichts erhoffen. Wahrscheinlich hatte irgendein Gerücht Hywel schon erreicht, und ich konnte meinen nordbritischen Akzent nicht vertuschen. Außerdem war ich sicher, daß ich mich nicht einer Behandlung unterwerfen konnte, die eher für ein schlampiges Dienstmädchen geeignet war.
»Herr Hywel«, begann ich und wählte meine Worte sehr sorgfältig, »ich bin nicht die Frau irgendeines dieser Männer. Herr Bedwyr hat sich großzügig entschlossen, mir seinen Schutz angedeihen zu lassen, in Anbetracht dessen, daß wir durch uns selbst unseren Status verloren haben. Da Bedwyr durch den gerechten Zorn meines Mannes, des Kaisers, ins Exil gehen mußte, hielt ich es nicht für passend, leichter davonzukommen als er. Also habe ich seinen Schutz und sein Exil akzeptiert. Wenn ich in deinem Haus auch willkommen bin, dann danke ich dir. Und wenn nicht, dann bitte ich dich, mir zu meiner Rückkehr nach Britannien eine
vertrauenswürdige Eskorte zu geben.«
Hywel riß den Mund auf und starrte mich an. Dann schaute er schnell zu Bedwyr hinüber. Durch dessen Gesichtsausdruck war er überzeugt, daß ich keine Scherze machte. Er wurde nachdenklich. Die Tatsache, daß er nachdenklich und nicht erschrocken oder verblüfft war, ließ mich erraten, daß ich recht gehabt hatte und daß er die Gerüchte schon gehört, sie aber vielleicht als Unsinn abgetan hatte.
»Höchst - hm - edle Lady Gwynhwyfar«, sagte er, »es ist mir immer eine Freude, einer schönen Frau Gastfreundschaft zu bieten. Sei willkommen, Lady. Hm.« er warf wieder einen Blick auf Bedwyr.
Ich kam seiner nächsten Frage schnell zuvor, indem ich antwortete: »Ich danke dir für deine Gastfreundschaft, Herr Hywel. Und ich würde außerdem dankbar sein, wenn du mir irgendein privates Zimmer zur Verfügung stellen könntest, wo ich mich ausruhen kann. Unsere Reise ist in den letzten Tagen sehr hart gewesen, und ich bin müde.« Das würde ihn sicher dazu bringen, daß er mich nicht einfach in Bedwyrs Zimmer schickte. Untreu mochte ich ja sein, aber ich würde den Klatschbasen von Kleinbritannien nicht noch mehr Stoff zu bekakeln geben, und ich würde auch die Beweise meiner Schande nicht in einem fremden Land zur Schau stellen.
Wir wurden zwei Wochen lang in Hywels Festung gehalten, ehe man uns eine Eskorte zu Macsens Hof gab, und ich lernte Bresta kennen und entwickelte eine Abneigung dagegen. Mein erster Eindruck von der Stadt als reich und lebendig stellte sich als falsch heraus. Im Hafen war ziemlich viel Leben, aber die Stadt war wie die meisten Städte in Britannien mehr als halb leer und verfiel innerhalb ihre herrlichen Befestigungen. Nichtsdestoweniger war Bresta die mächtigste Stadt im nordwestlichen Teil von Kleinbritannien, der Region, die nach dem Teil von Britannien, der sie ähnelte, Dumnonia genannt wurde. Die meisten Leute waren Armorikaner -das heißt, sie stammten von denen ab, die Kleinbritannien bewohnt hatten, ehe es von Britannien aus kolonisiert wurde. Die Menschen hier sprachen unter sich einen eigentümlichen lateinischen Dialekt, den ich völlig unverständlich fand. Hywel und seine Krieger, zusammen mit den meisten der Handwerker und Gasthausbesitzer, waren erst seit einer oder zwei Generationen nicht mehr britisch -Hywel selbst hatte Cawel im Gueid Guith in Südbritannien erst verlassen, als er schon zwölf Jahre alt war. Das erzählte er mir sehr oft. Er verbrachte viel Zeit damit, sich mit Bedwyr und mir zu unterhalten - gewöhnlich war er dann von mehreren seiner Krieger umringt, obwohl er zu höflich war, um uns in offenen Worten zu sagen, daß er uns unter Beobachtung hielt. Er behandelte immer mich besonders mit großer Höflichkeit, wenigstens wenn ich dabei war. Ich wußte allerdings, daß er und die anderen in der Burg mich alle als Bedwyrs gestohlene Frau betrachteten, etwas zum Angeben, ein schönes Pferd, das ein wagemutiger Räuber erbeutet hat und das sie jetzt gern einmal seine Gangarten laufen sehen und bewundern wollten. Sie machten Witze auf Artus’ Kosten, und manche der Krieger lachten tatsächlich darüber in meiner Anwesenheit. Es gab nichts, was ich
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