Die Krone von Camelot
dagegen tun konnte. Diese Situation war fast noch schlimmer als die Scham: Ich war nutzlos und hilflos. Ich war an Verantwortung und Autorität gewöhnt gewesen, und jetzt gehörte ich zu Bedwyrs Gepäck wie ein Beutestück aus einer Schlacht. Bedwyr natürlich gefiel das nicht mehr als mir, und für ihn war ich gewillt, sehr viel zu ertragen. Ich sagte mir, in Britannien wäre nichts besser gewesen; bei Menw hätte alles viel schlimmer werden können. Nichtsdestoweniger fing ich an, Hywel zu verachten, mitsamt seiner Burg, seiner Stadt und seinem Königreich. Ich war sogar froh, als er uns zu Macsen auf den Weg schickte.
Zuerst ritten wir von Bresta nach Nordosten, Bedwyr, seine vier Gefolgsleute, ich selbst und zehn von Hywels Kriegern. Wir folgten dem Elorn-Fluß zu den Hügeln, überquerten den Fluß dann bei Llandernoch und wandten uns nach Süden, wo Macsens Hauptstadt Car Aes lag. Die Bretonen sagen alle >Car< für >Caer<. Sie sprechen das Britisch tief hinten in der Kehle, so daß es seltsam klingt, fast wie eine fremde Sprache. Bedwyrs Aussprache hatte sich durch die Jahre in Britannien gemildert, und auch der Akzent Hywels und seiner Männer war sanfter. Aber als wir zu den älteren Siedlungen im Inneren des Landes kamen, wurde die Sprache immer merkwürdiger. Kleinbritannien besteht in Wirklichkeit aus mehreren Ländern und mehreren Völkern. Die frühesten britischen Kolonien entstanden am Ende des Reichs der Römer, im Innern des Landes. Sie wurden herausgerodet aus den großen Wäldern, in die die ursprünglichen Bewohner nicht eingedrungen waren. Die Küsten wurden erst später von Britannien aus kolonisiert. Hywels Provinz Dumnonia und die Nachbarprovinz Pregor waren verhältnismäßig neu. Cenw, die Zentralregion, wo Macsen direkt herrschte, war der älteste und seltsamste Teil des Landes. Bedwyrs Familie - es war eigentlich keine Sippe, denn unter den Bretonen sind Sippen weniger wichtig - lebte weiter im Osten in der Näher einer Stadt, die Gwened hieß. Sie lag in der Provinz Broerec. Macsen hatte so weit im Osten keinen unwidersprochenen Herrscheranspruch mehr, denn die östlichen Teile von Kleinbritannien hatten sich teilweise einem sächsischen Stamm ergeben, der sich >Die Franken< nannte. Dennoch spürte man Macsens Autorität überall. Er behauptete, er stamme vom ersten Herrn von Kleinbritannien ab, von Conan Meriadec, und er könne Gehorsam von jedem verlangen. In der letzten Juliwoche erreichten wir seinen Hof.
Hywel hatte natürlich seinen Oberherrn von unserer Ankunft informiert, und der König hatte außerdem Artus’ Brief, in dem Bedwyrs Exil erwähnt war, erhalten. Macsen selbst kam zu den Toren von Car Aes, um uns zu begrüßen - wie Hywel und die meisten der bretonischen Adligen hatte er sich in einer römischen Stadt niedergelassen und nicht in einer Hügelfestung. Er behandelte uns mit größerer Höflichkeit, als unser augenblicklicher Status das verlangte, und ritt mit uns durch die Stadt zu seinem Haus. Dabei zeigte er uns die Sehenswürdigkeiten. Er war ein paar Jahre älter als Artus, und er hatte ein dünnes, hartes Gesicht, das Falten der Verbitterung zeigte. Was mir am meisten auffiel, war sein Mund. Der hatte dicke, feuchte Lippen und starke, weiße Zähne, die durch den dichten, schwarzen Bart glänzten. Manchmal biß sich Macsen auf die Oberlippe und starrte etwas oder jemanden mit seinen kalten, schwarzen Augen an, und bald lernte ich diesen Blick als ein Zeichen von Gefahr erkennen. Aber es war ganz deutlich, daß er sein Bestes tat, um charmant zu wirken.
Macsens Häuser lagen mitten in der Stadt - es war die alte römische Präfektur mit den öffentlichen Gebäuden. Sie waren in sehr gutem Zustand. Er ließ uns sehr schöne Zimmer zuweisen, viel schönere als bei Hywel. Mich aber ließ er ins gleiche Zimmer mit Bedwyr führen. Die Diener kümmerten sich nicht um meine Proteste. Es war ein Zimmer, das noch ziemlich im römischen Stil gehalten war - mit fliesenbelegtem Fußboden, schweren, purpurn gefärbten Vorhängen und dicken Teppichen am Bett, das das einzige Möbelstück im Zimmer war. Tausendmal lieber hätte ich ein einfaches britisches Zimmer gehabt, sauber und weiß gekalkt, mit einem Schreibpult und Tischen und einem Bücherkasten. Dieser purpurrote Luxus bedrückte mich.
Ich stritt mich mit den Dienern, und Bedwyr stand an der Wand und beobachtete mich. Er wollte, daß ich blieb, das wußte ich, obwohl er mich nicht darum bat. Allein war er
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