Die Krone von Camelot
über das, was sie jetzt tun würden, wo sie wieder zu Hause waren. Bald kamen noch ein paar weitere Krieger aus der Halle und brachten Fackeln.
»Die Kaiserin!« rief einer von diesen Männern aus, und sofort begannen die Leute von Camlann miteinander zu murmeln und hoben die Fackeln hoch, so daß sie mich deutlich sehen konnten.
»Warum ist die hier? Ist Macsen besiegt?« fragte einer von ihnen den Chirurgen.
»Caer Aes wurde belagert, als wir abreisten«, sagte ich, und sie wurden alle still und starrten mich an. »Ich bin aus Macsens Festung entkommen und bin um mein Urteil zu meinem Herrn Artus gegangen. Er hat mir befohlen, hierher zu reisen und auf meine Gerichtsverhandlung zu warten. Wo ist König Constantius? Wir haben ein paar Verwundete hier, die versorgt werden müssen.«
Ein paar von den Männern lachten, und die anderen hüllten sich in unruhiges Schweigen. »Wo ist König Constantius?« fragte einer der Krieger. »Die Lady will wissen, wo König Constantius ist.«
»Da sollte sie besser den Kaiser fragen - oder die Kirche«, sagte ein anderer.
Diese Spötterei fing an, mich zu ärgern. »Der Kaiser hat mir gesagt, Constantius habe hier das Kommando. Ist das nicht richtig?«
»Constantius kommandiert jetzt niemanden mehr. Niemanden außer Würmern.«
»Nein, die Würmer befehlen ihm. Sie konnten ihm befehlen, daß er ihnen ein schönes Fest bietet.«
»Und, hochedle Dame, wir haben jetzt einen anderen Kaiser -einen besseren.«
Als ich begriff, was sie meinten, hatte ich das Gefühl, als ob sich die Welt auf den Kopf stellte, und ich sah plötzlich, was unser Gastgeber uns in der vergangenen Nacht hatte sagen wollen. Ich begriff, warum die Tore geschlossen waren, warum die Wächter mit uns vom Tor den Hügel hinaufgekommen waren. Und während mir alles klar wurde, kam Medraut aus der Halle. Er trug einen Umhang aus kaiserlichem Purpur. Er lächelte liebenswürdig.
»Willkommen in Camlann«, sagte Medraut zu unserer Gruppe, die plötzlich schweigend und bewegungslos dastand. »Eure Ankunft ist ein Glück, denn jetzt habt ihr die Möglichkeit, euch unserem Ziel anzuschließen, die Möglichkeit, die der Tyrann Artus, der Bastard, euch verweigert hätte. Diejenigen, die mir schwören, daß sie mir folgen wollen, werden in der Tat willkommen geheißen werden, und sie können auch Zeichen meiner Dankbarkeit erwarten. Aber wie viele seid ihr denn?«
Der Chirurg, der neben dem vordersten Karren stand, starrte Medraut nur verwirrt an. Medraut schlenderte an dem Wagen vorüber und schaute die Männer abschätzend an. »Keine kräftigen Krieger? Eine Schande. Trotzdem, die meisten von euch sind schon wieder ziemlich beieinander, nicht?« Er richtete die Worte besonders an einen Mann, einen guten Fußkämpfer, der sein rechtes Bein bis zum Knie verloren hatte. Der Mann errötete, als er sich so angesprochen hörte, glitt vom Karren und umklammerte den Rand, so daß er stehen konnte. »Ich werde nie krank genug sein, um für einen Verräter zu kämpfen«, sagte er Medraut. Dann rief er seinen Genossen zu: »Seht nur, was dieser fremde Bastard getan hat! Er hat die Großzügigkeit unseres Herrn ausgenutzt, um den Purpur zu ergreifen! Der verbrecherische, mörderische.«
Medrauts Lächeln war verschwunden, als der Mann den Mund aufmachte. Jetzt nickte er und trat zurück. Ein Blitz war zu sehen, und der Krieger hustete plötzlich, verbeugte sich und fiel auf das Gesicht. Ein Speer stand aus seinem Rücken hervor. Ich schrie auf, sprang vom Pferd und rannte zu dem Mann hinüber. Ich drehte ihn um. Er war schon tot. Seine Augen standen starr in seinem Kopf. Ich berührte den Streifen Blut neben seinem Mund voller Entsetzen. Dann sank ich zurück, als Medraut meine Hand beiseite trat und mit einem Fußtritt die Leiche wieder aufs Gesicht drehte.
»Lady Gwynhwyfar«, sagte Medraut mit leiser, kalter Stimme, »wie kommt es, daß du hier bist? Ich konnte den Bericht kaum glauben. Das ist eine Ehre, die ich nicht erwartet habe.«
Ich sagte nichts, ich starrte Medraut nur an. Der Umhang, den er trug, gehörte Artus, und sein reicher, purpurfarbener Saum schleifte über den Boden.
»Sie hat gesagt, sie wäre von Macsen geflohen und wegen ihres Urteilsspruchs zu Artus zurückgekehrt«, sagte einer von Medrauts Kriegern.
»Und wir wissen, was für ein Urteil der Kaiser für sie sprechen würde«, gab Medraut zurück, und seine Augen wurden schmal. Er fing wieder an zu lächeln. »Zehn Minuten in seinem Bett, und
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