Die Krone von Camelot
Spione und viele treue Gefolgsleute. Medraut konnte sie nicht alle ermorden. Und wenn Artus es hörte, dann würde er die Belagerung fallenlassen und nach Britannien zurückkehren, so schnell er konnte. Würde er Medraut gegenübertreten können, wenn er ankam?
Medraut, Maelgwyn von Gwynedd. Und wer noch? Dyfed, Powys, Elmet würden wahrscheinlich offiziell beim Kampf neutral bleiben. Wenn sie die Gerüchte glaubten, die Medraut verbreitet hatte, und wenn sie sich noch immer an Artus’ gewaltsame Machtergreifung vor zwanzig Jahren erinnerten, dann konnten sie sich vielleicht feindlich zeigen und ein paar Männer schicken, die gegen meinen Mann kämpften. Andererseits war Medraut von Geburt ein Fremder und - nach dem gleichen, mächtigen Gerücht -ein Kind, geboren aus Blutschande und deshalb verflucht. Die Könige von Britannien würden ihn nicht gegen Artus unterstützen, dessen Herrschaft ihnen wenigstens bekannt war. Und die Könige würden auch nicht Maelgwyn unterstützen. Vielleicht rebellierten sie unabhängig voneinander, aber wahrscheinlich würden sie abwarten, um herauszufinden, ob Maelgwyn oder Medraut oder Artus sich halten konnten, ehe sie etwas unternahmen. Ebrauc, Rheged - die würden Artus unterstützen, wenn sie zeitig genug informiert würden, obwohl die Hälfte ihrer königlichen Truppen jetzt in Kleinbritannien war. Und die sächsischen Königreiche?
Sie hatten einen gesunden Respekt vor Artus, der sie trotz schwerer Nachteile geschlagen hatte. Aber ein Britannien, das von Bürgerkrieg zerrissen wird, war ihnen sehr von Vorteil. Vielleicht machten sie eine Zeitlang mit Medraut gemeinsame Sache und betrogen ihn hinterher natürlich, aber sie würden ihn gegen Artus unterstützen. Dennoch, Verhandlungen mit den Sachsen brauchten Zeit. Medraut hätte vorher nicht direkt mit ihnen verhandeln können
- Artus und ich hätten sicher davon gehört. Alles in allem, so entschied ich, würden mein Mann und sein Sohn in dem Krieg, der vor uns lag, die gleiche Kampfkraft haben.
Ich setzte mich auf, wischte mir das Gesicht und fühlte mich etwas besser. Die Innenseite meiner Lippe war bei den Schlägen, die Medraut mir versetzt hatte, an meinen Zähnen aufgerissen, und mein Gesicht war blutverschmiert. Ich stand auf und schaute mich um. Im Zimmer war kein Wasser. Der Herd war kalt, selbst die Asche des Feuers war weggeräumt. Die Bücher waren verschwunden und auch die Lampe. Nur das Bett und ein paar dumpf riechende Decken waren noch da. Niemand hatte mehr in dem Haus gelebt, seit Bedwyr es im Sommer verlassen hatte, und der Staub lag dick auf dem Schreibpult. Es war sehr kalt, das spürte ich jetzt. Meine gebundenen Hände waren rot geworden und zeigten blasse Flecken, und sie waren steif und betäubt. Ich bewegte sie, drehte sie hin und her und versuchte, meine Bande zu lockern. Ich ging hinüber zu der Bettdecke, die die Wachen beiseite geworfen hatten, nachdem sie meine Fesseln davon abgeschnitten hatten, und zerrte sie ungeschickt um mich herum. Dann spuckte ich auf einen Zipfel und wischte mir damit das Gesicht. Mein Haar hatte sich an einer Seite gelöst, aber ich konnte es nicht wieder hochbinden. Ich saß angekuschelt an das Bett und steckte die Hände, um sie zu wärmen, zwischen die Knie. Medraut würde ohne Zweifel jemanden schicken, der sich bald um mich kümmerte. Was immer er mit mir vorhatte, es konnte nicht sein, daß er mich einfach so sterben lassen würde.
Was er vorhatte. mich zu strafen, irgendwie. Kein Zweifel. Ein öffentlicher Machtbeweis, eine Verhandlung für eine Frau, die versucht hatte, ihn zu ermorden, und eine öffentliche Hinrichtung. Den Feuertod? Die Steinigung? Die Folter? Ich spürte jetzt eine Kälte, die sich von der Kälte in dem eisigen, leeren Zimmer unterschied. Lieber Gott, dachte ich, gib mir Kraft. Wenn ich nicht entrinnen konnte, dann mußte ich wenigstens tapfer sterben, wie das einer Kaiserin von Britannien anstand.
Entkommen. Meine Fesseln waren sehr straff. Draußen standen zwei Wachen - warum hatte Medraut nicht einen drinnen aufgestellt, damit er mich beobachtete? Er mußte Angst haben, daß ich versuchen würde, mich umzubringen, weil er mich hatte binden lassen. Welchen Grund auch immer er gehabt hatte, es war zu meinem Vorteil. Wenn ich irgendwie fliehen konnte - durch das Rauchloch? -, aber ich mußte ja auch noch den anderen Teil der Festung durchqueren, und danach über die Mauern. Es wäre Wahnsinn, es am Tor zu versuchen. Hier würde man mich
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