Die Krone von Camelot
erkennen, und ich kannte das Losungswort nicht. Trotzdem - es sollte möglich sein, die Mauern von innen zu ersteigen. Medraut hatte nicht genug Männer, um den ganzen Kreis der Festung sehr genau zu bewachen.
Ein Dienstmädchen kam herein, begleitet von einem Krieger. Sie schaute sich um, sah mich und wurde blaß vor Angst. Der Krieger stieß sie vorwärts. »Mach Feuer«, befahl er, »und kümmere dich um die Gefangene.« Er lehnte sich an die Wand bei der Tür und betrachtete mich. Ich blieb sitzen, wo ich war. Das Mädchen machte Feuer, holte Wasser und kehrte das Zimmer, ohne mich anzuschauen, obwohl ich aufstehen und anderswohin rücken mußte, als sie herüberkam, um das Bett zu machen. Ganz deutlich hatte sie große Angst. Plötzlich fragte ich mich, was mit den Dienern in Camlann sein mochte. Wenn sie gehorsam waren, dann sollten sie eigentlich in Sicherheit sein - außer Ceis Geliebter, Maire, und der Frau von Gawains Diener. Medraut hegte der letzteren gegenüber besonders einen alten Groll, denn Eivlin hatte seiner Mutter gedient und sie verraten. Medraut war sicher fähig, diese Frau und ihre Kinder hinrichten zu lassen. Und er konnte Maire und ihre Kinder gegen Cei ausspielen.
»Eivlin, Rhys’ Frau«, sagte ich zu dem Dienstmädchen, »und Ceis Maire - sind die beiden in Camlann?«
Das Mädchen warf mir einen entsetzten Blick zu und schüttelte dann den Kopf. »Still!« befahl der Wächter.
Meine Hände wurden befreit, und ich durfte mich waschen. Dann wurde ich wieder gebunden, und diesmal band man mir auch die Füße. Das Dienstmädchen und der Wächter verließen den Raum, und ich setzte mich auf das Bett und starrte in das frisch angezündete Feuer. Ob ich wohl die Stoffessel daran durchsengen konnte?
Sie waren eben gegangen. Wahrscheinlich würde ich jetzt allein gelassen, wenigstens eine kleine Weile. Ich kannte Medrauts Pläne nicht, aber je eher ich flüchtete, desto besser. Wohin sollte ich gehen, wenn ich entkommen war? Darüber dachte ich besser später nach.
Ich rollte vom Bett herunter und kroch hinüber zum Feuer. Es war mit Holz von Apfelbäumen angemacht und brannte gleichmäßig. Ich schob meine Hände über die Flamme, und als meine Haut verbrannte, wurde mir klar, daß diese Methode unnötig schmerzhaft war. Also nahm ich ein Stück loses Holz und schob eine glühende Kohle aus dem Feuer. Ich preßte meine Fesseln dagegen. Es tat weh, und ich biß mir auf die Lippen und schloß die Augen. Ich dachte an Artus, während der Stoff an meinen Fesseln glimmte. Aber bald konnte ich meine Hände bewegen. Der Stoff wurde locker, riß - ich zerrte meine Hände zurück, sie waren frei. Ich streckte meine tauben Finger. Gott sei Dank. Ich lehnte mich zurück und band meine Füße los jetzt - wie kam ich aus dem Haus? Das Rauchloch über der großen Feuerstelle konnte von den Wächtern draußen gesehen werden. In der Küche gab es noch eine Feuerstelle - einen Ofen. Wenn ich dort vom Rauchloch einen Teil des Strohdaches herunterzog, konnte ich vielleicht hinausklettern. Am besten nahm ich die Decken vom Bett und benutzte sie zu einem Seil, damit ich damit die Mauern der Festung übersteigen konnte. Ich zerrte die Decken herunter, schaute mich im Zimmer um, nach irgendeinem Gegenstand, mit dem ich sie zerschneiden konnte. Nichts da. Ich ging in die Küche, kam zurück, nahm noch einen qualmenden Ast aus dem Feuer und benutzte den, um mit hartem Zerren jede Decke in drei Streifen zu zerteilen. Es waren alte Decken, und es war leichter, als ich gedacht hatte. Ich band die Streifen zusammen. So.
Und jetzt.
Die Tür flog auf, und Medraut trat ein. Auf halbem Weg in die Küche, in der Falle, sah ich, wie er stehenblieb, lächelte und die Tür hinter sich schloß. Ich ließ meinen Armvoll Deckenseil fallen.
»Hochedle Dame«, sagte Medraut, »ich hatte gedacht, du wärst gebunden und damit sicher.« Er warf einen Blick nach unten, sah die Stückchen von verkohltem Bettuch bei der Feuerstelle, bückte sich und hob eins auf. Er schaute mich an und hob eine Augenbraue. »Deutlich, aber gut nachgedacht und wagemutig.« Er kam herüber und packte meine Hand, schaute sich die Brandblasen am Handgelenk an und schüttelte lächelnd den Kopf. »Nichts weniger hätte ich erwarten sollen. Und du hast auch ein Seil gemacht, um über die Mauern zu klettern! Was für ein Glück, daß ich gerade hereinkam. Ich glaube, hochedle Dame, du hast dich in meinen Absichten dir gegenüber geirrt.«
»Spiel mir nicht
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