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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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deine Seele gefressen und dich allein in der Nacht zurückgelassen.«
    »Lügen!« schrie er. Er glitt vom Bett herab, kniete daneben und schlug nach mir. Ich versuchte, meinen Kopf zu bedecken, und er zielte verkrampfte, hysterische Schläge auf meinen Kopf und meine Schultern, ohne Sinn und Verstand, ohne Ziel. »Sie liebt mich doch! Ich werde dich umbringen. du Hexe! Du stolze Hure! Ich. ich werde.«
    Er schluchzte. Die Schläge hörten auf. Ich schüttelte den Kopf, senkte die Hände und schaute ihn an. Seine Brust hob sich heftig von den Schluchzern, und sein Gesicht war tränenverschmiert. Als sich unsere Blicke begegneten, wurde er still.
    »Sie ist tot«, sagte ich. »Und dich hat sie genausogut vernichtet.«
    Er stöhnte wie ein Verwundeter im Fiebertraum. Er hob die Hände ans Gesicht, nahm sie dann wieder tränennaß herunter. Er starrte einen Augenblick lang verständnislos die Tränen an, blickte dann auf zu mir und starrte. Zorn wuchs in seinem Blick. Er wischte sich das Gesicht, wandte sich ab und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer.
    »Bindet sie, so daß sie das Feuer nicht erreichen kann«, hörte ich ihn dem Wächter befehlen, während er ging, und in seiner Stimme lag keine Spur von Glattzüngigkeit mehr. Ich brach vor der Wand zusammen, ich zitterte und weinte vor Erleichterung. Gott sei Dank.
    Aber würde das alles noch einmal funktionieren? Wenn er sich betrank, würde es ihm dann nicht gleichgültig sein, wieviel ich ihm von Morgas erzählte? Und wenn er mich knebelte - ich mußte entkommen. Ich mußte aus Camlann entkommen, auch wenn das mein Tod war.
    Einer der Wächter kam mit einem starken Seil ins Haus, band mir die Handgelenke wieder und schnürte sie dann fest an den äußeren Pfosten der Bettstelle. Während er sich umdrehte, um hinauszugehen, hielt er inne, hob etwas vom Fußboden auf und blieb einen Augenblick stehen, während er den Gegenstand im Feuerlicht drehte. Es war Medrauts Messer, und es war blutverschmiert. Zum erstenmal schaute mich der Wächter direkt an und spuckte dann verächtlich vor mir aus. »Mörderische Hure«, sagte er und schritt hinaus.
    Ich lag still und lehnte meinen Kopf an die Arme. So angebunden konnte ich entweder an der Bettstelle sitzen oder mich hinlegen, die Arme über dem Kopf. Aber ich konnte weder gerade stehen noch im Zimmer umhergehen. Ich hatte Medraut wohl nicht sehr schlimm mit dem Messer verletzt. Mein Stoß war wild gewesen und hatte nichts Festes getroffen. Ich mußte ihm irgendwo einen Kratzer verpaßt haben. Er würde zurückkommen, und es würde, gebunden wie ich war, sehr schwierig werden, mich zu befreien. Es würde mir sogar schwerfallen, mich umzubringen.
    Meine Gedanken sprangen und liefen zwischen unmöglichen Fluchtarten hin und her, die immer wilder wurden, als der Schlaf mich überkam - man kann überall schlafen, wenn man erschöpft genug ist -, und ich lag stöhnend im Alptraum da. An einen Traum kann ich mich noch erinnern. Ich flog auf dem Rücken des Drachens von unserer Standarte über Camlann, während Medraut, verwandelt in einen Adler, hinter mir flog und immer näher und näher kam. Er erreichte mich, und ich erwachte schreiend, während ich noch die grausamen Klauen an meinen Handgelenken spürte - aber das Zimmer war still und leer, und ich hatte nur meine verbrannten Hände am Seil gerieben. Die graue Dämmerung fiel durch das Rauchloch, und ich lag bewegungslos und starrte  sie  an, während sie langsam zum hellen Tag wurde.
    Ich muß wieder eingeschlafen sein, denn als ich zum nächstenmal die Augen öffnete, waren Menschen im Zimmer. Ich versuchte mich hinzusetzen, fing mich mit den Handgelenken am Seil, mühte mich, bis ich endlich die Beine auf den Fußboden schwingen, mich hinsetzen und mich müde an die Bettstelle lehnen konnte. Ich konnte nicht klar sehen. Durch einen von Medrauts Schlägen war mir ein Auge zugeschwollen. Meine Beulen schmerzten, meine Handgelenke brannten wieder, und die Zunge schien mir geschwollen in einem rauhen, trockenen Mund. Ich schüttelte den Kopf, versuchte mir das Haar aus den Augen zu schleudern und schaffte es, die anderen im Zimmer zu erkennen. Einer war das Dienstmädchen, das am Tag zuvor gekommen war, und der andere war Medrauts Freund Rhuawn. Er starrte mich an, voller Entsetzen oder Widerwillen, ich konnte nicht sagen, was es war.
    »Rhuawn«, sagte ich und meine Stimme war nur noch ein krächzendes Flüstern.
    Er machte dem Mädchen eine Handbewegung, und sie

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