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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Sippe, keine Frau, keine Kinder, und selbst seine Kameraden in der >Familie< stritten sich darüber, ob er ein Wahnsinniger oder ein Verräter war. Vergleichsweise hatte ich Glück, sehr viel Glück.
    »Es wäre besser, wenn du dich öfter beklagtest«, sagte ich ihm, noch immer beschämt wegen meiner eigenen Schwäche. »Wir haben dich zu hart arbeiten lassen, mein Freund. Diese Ruhe, die wir dir jetzt gönnen, hast du mehr als verdient.«
    Er lächelte sanft und ironisch. »Ich bin also ein erschöpftes Schlachtroß, das vor der Zeit auf die Weide geschickt wird. Nun, ich kann nicht sagen, daß es nicht schön wäre, nur wenig zu tun zu haben, selbst jetzt, wo in der Festung alles auf Schwertes Schneide steht und die Hälfte von denen, die meine Freunde waren.« Er hielt sich davon zurück, noch eine Klage über die Auswirkungen von Medrauts Verleumdungen hervorzubringen, und schloß statt dessen: »Genug davon. Ich wollte Artus erzählen, was Medraut gesagt hatte, aber ich habe ihn gefunden, wie er in einem der Tortürme saß und nach Westen starrte, und ich hielt es dann für besser, ihn nicht zu stören. Wenn er schon ahnt, was Medraut tun will, dann ist es nicht überraschend, daß er gedankenverloren ist. Aber du kannst meinem Herrn Artus sagen, was ich dir erzählt habe, und sag ihm auch, daß ich gewillt bin, ihm in jeder Weise zu dienen, wenn er den Wunsch haben sollte, mich zur Bewachung Medrauts mitzuschicken, entweder auf die Inseln oder irgendwo anders hin. Und es tut mir leid, daß ich an einem so schönen Morgen so grimmig gesprochen habe.«
    »Gawain, mein Freund, du weißt, daß es nötig war. Mach dir also nicht die Mühe, dich dafür zu entschuldigen. Ich werde es Artus sagen, wenn er frei ist. Und jetzt, Gawain - wolltest du nicht mit einem Pferd arbeiten?«
    Ich hatte an diesem Nachmittag viel zu tun: Die Frühlingsaussaat und die Tauschgeschäfte waren größtenteils schon erledigt, und die Arbeiten des Sommers hatten noch nicht wirklich begonnen. Gawain ging mit mir wieder den Hügel hinauf zur Halle, und wir versuchten, über neutrale Dinge zu reden. Dann ging er, um sich etwas zu essen zu holen, ehe er mit seinem Pferd arbeitete. Ich war nicht hungrig. Ich wanderte rastlos in der Burg umher, gab den Dienern unnötige Ratschläge und besuchte dann eine Freundin. Es war eine meiner wenigen Freundinnen - Enid, Gereint ap Erbins Frau. Es gab so wenige Frauen, mit denen ich reden konnte, daß ich gewöhnlich unsere Unterhaltungen genoß. Aber jetzt war Enid trüber Stimmung, und sie konnte nichts als klatschen. Ich war angespannt und scharfzüngig. Wir waren beide erleichtert, als ich wieder ging.
    Ich ging zurück zu meinem eigenen Haus, ins Schlafzimmer, um allein zu sein. Ich setzte mich auf das Bett. Camlann ist stark, hatte ich an diesem Morgen gedacht, ehe Gawain mir seine Neuigkeiten berichtet hatte. Aber an dem Tag zuvor hatte ich Bedwyr gesagt, Camlann sei nur ein Windschutz gegen die Stürme, ein zerbrechlicher Schutz für das schwache kleine Feuer, das wir angezündet hatten, und dieses Bild gab die Wahrheit deutlicher wieder. Vor zwanzig Jahren - was war Camlann da gewesen? Die
    Festung des Kaisers von Britannien, eines Mannes, der nur dem Namen nach Kaiser war und der nur wenig mehr Autorität besaß als irgendein kleiner Unterkönig. Und hundert Jahre davor?
    Ein Hügel, überwuchert von Gräsern, bewohnt von Füchsen und Kaninchen mit leuchtenden Augen und Hasen. Die großen Städte der Gegend waren damals Baddon und Searisbyrig-Aquae Sulis und Sorviodunum. Junge Männer und Frauen konnten sich damals noch daran erinnern, wie die römischen Legionen endlich aus dem Süden abzogen, und vielleicht hatten sie sogar geglaubt, daß Rom noch immer stark war. Es hatte damals noch gestanden - Rom, die Ewige Stadt, wie diejenigen, die sie liebten, sie genannt hatten. Sie hatten nicht gewußt, wie nahe sie der Dunkelheit schon gewesen waren. Ich dachte an die zerfallene Mauer im Norden und die nackten Hügel dahinter. Diese Mauer, dieser Wall war Wirklichkeit gewesen: Camlann war nur sein eigener Schatten und versuchte, die wenigen kleinen Stückchen zu beschützen, die noch blieben. Camlann war nicht stark. Medraut beschwor einen Sturm herauf, der die Festung zerbröckeln lassen konnte.
    Wir saßen in der Falle. Medraut hatte uns von jeder Seite Fallstricke gelegt, und die Zeit drängte dicht hinter uns her wie ein Jäger mit seinen Hunden. Ich sah keinen Ausweg, genausowenig wie Artus, der

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