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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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irgend etwas, das jemand zu ihm gesagt hatte; Gawain ruhiger, seinen Bruder mit geduldiger Zärtlichkeit und einem Hauch von Belustigung betrachtend. Agravain hatte bei den Leistungen seines Bruders immer eine Art besitzergreifende Freude empfunden und war gewaltig stolz auf ihn. Gawain behandelte Agravain fast, wie er ein sensibles Kind behandelt hätte - schützend verteidigte er die gelegentlich auftretenden Wutausbrüche und seine Gewalttätigkeit -, denn Agravain war schon immer schnell in Wut zu bringen und überempfindlich bei Beleidigungen. Dennoch hatte ich aus ein paar Worten, die jeder gesagt hatte, entnommen, daß früher einmal ein enges Verhältnis zwischen Gawain und Medraut bestanden hatte, wobei Agravain der Außenseiter war, der potentielle Feind. Was Gawain jetzt dachte, konnte sich jeder selbst zusammenreimen: Er benahm sich wie immer, wenn er Kummer hatte - er weigerte sich höflich, mit irgend jemandem darüber zu sprechen, und verbrachte den größten Teil seiner Zeit zu Pferd oder beim Harfespiel oder beim Brüten. Aber als Medraut von den Orkneys einen Brief schickte und über Agravains Tod jammerte und versprach, sich in seiner neuen Königswürde mit Artus zu verbünden, da bat Gawain darum, als Botschafter auf die Inseln geschickt zu werden. Vernünftigerweise schlug Artus das ab. Es war nicht nötig, und Gawain war der letzte, den man Medraut anvertrauen konnte. Statt dessen antwortete Artus per Brief, der König der Orkneys sei willkommen, und er könne Camlann in Frieden besuchen.
    Noch ehe Medraut den Brief empfangen haben konnte, schickte er einen zweiten, in dem er aussprach, er hoffe im nächsten Frühling oder Frühsommer nach Camlann zu kommen, wenn sein Königreich besser zur Ruhe gebracht wäre und man leichter reisen könne. Artus war damit zufrieden, so lange zu warten. Er schickte eine Botschaft an Eoghan, den Schiffszimmermann im nördlichen Piktenland, der den Brief an diejenigen von Medrauts Vettern weiterleiten sollte, die mit ihrem neuen König unzufrieden waren. In diesem Brief drückte er aus, er trauere um Agravain, aber Medraut sei sein Neffe, und würde als solcher empfangen werden. Der Brief war so abgefaßt, daß er keine Schwierigkeiten verursachen konnte, wenn er in Medrauts Hände fiel, aber er drückte genauso deutlich aus, daß nichts unternommen werden würde, wenn man Medraut stürzte.
    Die Verbannung, mit der Artus Medraut belegt hatte, durfte langsam in Vergessenheit geraten. Sie war über einen Privatmann ausgesprochen worden, und man durfte es nicht zulassen, daß sie die Verbindung mit einem wichtigen alliierten Königreich behinderte. Also warteten wir und wußten, daß im Frühling oder im Frühsommer des nächsten Jahres das Ringen wieder beginnen würde.
    Es war ein seltsamer, bittersüßer Winter. Das Jahr war naß gewesen, mit viel Schnee und noch mehr Regen. Die Strohdächer der Halle und der Häuser wurden dunkel und schwer, und die Räume füllten sich selbst bei einem heißen trockenen Feuer mit Rauch. Aber eine Art Waffenstillstand herrschte jetzt in der >Familie<. Medraut, der verbündete König im fernen Dun Fionn, war ein anderer Mann als Medraut, der Krieger in Camlann, selbst für seine Freunde. Fremde Könige - damit hatte die >Familie< nichts zu tun, es sei denn, sie neigten zum Krieg mit uns. Medraut hatte auf die Treue der Männer keinen weiteren Anspruch. Ja, es war nicht mehr so, wie es einmal gewesen war, nicht wie damals, während der Tage des Krieges oder während der ersten Jahre des Friedens, als Camlann fast wie ein neues Rom ausgesehen hatte. Damals wußten wir noch, daß wir uns auf einen Kampf eingestellt hatten, den die ganze Welt verloren hatte und den wir gewannen. Wir hatten gekämpft, wie nie ein anderer je gekämpft hatte, weder um die Macht noch um Gold und Ruhm, sondern um das Licht zu bewahren, das Reich - das Wissen und die Gerechtigkeit, das Gesetz und den Frieden. Dieser Kampf hatte unserem Leben eine Art Überschwang verliehen, selbst in allen Schwierigkeiten, in all der Gewalttätigkeit und allem Schmerz. Jetzt war der Frieden alt, wohlbekannt, selbstverständlich, und die Schlachten waren alle gekämpft. Jetzt waren Haß und Mißtrauen auf leisen Sohlen bei uns eingedrungen. Dennoch gab es Zeiten, wo es so aussah, als ob wir noch unschuldig wären und als ob uns noch alle Wege offenständen. Wir hielten Feste in der Halle, wir feierten Weihnachten und das neue Jahr viele Tage hintereinander.
    Der Glanz war

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