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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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du es wärst, edle Königin. Ich dachte, Königinnen tragen Purpur und Gold. Obwohl Gwyn in seinen Briefen oft von dir geschrieben hat. Ich danke dir. Aber zuerst muß ich den Herrn Gawain ap Lot finden, damit ich ihm den Brief von der ehrwürdigen Mutter, der Äbtissin, geben kann.«
    »Gwyns Mutter war Äbtissin?« fragte ich überrascht. »Das hat er nie erwähnt.«
    »Aber sie war eine sehr große Äbtissin! Eine Frau von Adel, weise und mutig. Vor vierzehn Jahren ist sie nach St. Elena gekommen, und es war schon fast ihre Zeit, Gwyn zu gebären. Sie ist geblieben und hat die Gelübde abgelegt. Vier Jahre ist sie jetzt
    Äbtissin gewesen, und nie haben wir eine bessere gehabt.« Er machte eine Pause, sammelte sich und fügte hinzu: »Ich muß ihren Brief dem Herrn Gawain ap Lot geben. Könntest du mir freundlicherweise sagen, hochedle Dame, ob dieser Herr jetzt hier ist und wo er sein könnte?«
    Ich hatte zufällig bemerkt, daß Gawain im Hof hinter den Ställen den Speerwurf übte, und ich sagte es Gilla. Ich begleitete ihn - und sein Pferd, das er an einem Pfosten vor der Halle angebunden und stehengelassen hatte - zu den Ställen, wo ich dafür sorgte, daß sich jemand um das Tier kümmerte. Und dann gingen wir zum Hof, wo ich ihm Gawain zeigte. Aber es war kaum nötig, besonders auf ihn hinzuweisen. Er warf seine Speere vom Pferd aus, und sein weißer Schlachthengst, der aus hundert Liedern berühmt war, hob sich von den anderen Pferden ab wie ein Schwan von einer Schar Gänse. Gilla ging hinaus in den Hof und winkte und rief mit schwacher Stimme, und dann blieb er stehen und wartete, während Gawain noch ein paar Speere auf das Ziel warf. Ich fing an, mit einem der anderen Krieger zu sprechen, der zufällig auch da war, und erzählte ihm von Gwyn. Müßig sah ich zu, wie Gawain den letzten Speer warf, das Pferd wendete, im leichten Galopp zu Gilla hinüberritt und vor ihm seinen Hengst zügelte. Sie sprachen miteinander, ich sah es aus dem Augenwinkel. Ich wußte, daß Gwyns Mutter in ihrer Entscheidung, an Gawain zu schreiben, eine gute Wahl getroffen hatte. Der Krieger hätte unter allen Umständen viel für Gwyn getan, und der Brief würde ihn dazu bringen, noch mehr zu tun.
    Trotzdem - es tat mir weh, wenn ich an den Jungen dachte, der jetzt so litt, dem der Schmerz neu und der Gedanke an den Tod ungewohnt war. Gwyn war in seiner Weigerung, Trost anzunehmen, genau wie Gawain. Gilla hatte Gawain den Brief gegeben, und er las ihn.
    Plötzlich wirbelte die imposante Gestalt auf dem weißen Pferd herum und galoppierte davon. Gilla blieb wild gestikulierend stehen. Ich starrte überrascht hin, denn solche Unhöflichkeit sah Gawain nicht ähnlich. Ich hatte nicht viel Zeit hinzustarren, denn der Krieger galoppierte herüber, und der Schnee flog in großen nassen Klumpen von den glänzenden Hufen seines Hengstes. Es zügelte das Tier scharf, und der Hengst tanzte und bog den Nacken und kaute auf dem Gebiß.
    »My Lady«, sagte Gawain und brüllte, damit er durch das ungeduldige Schnauben des Pferdes zu hören war, »wo ist Gwyn?«
    »Laß ihn im Augenblick allein«, gab ich zurück, »er hat gerade Nachricht bekommen, daß seine Mutter tot ist, und er will genauso ungern mit jemandem davon sprechen, wie du das tun würdest.«
    »Oh, ich weiß, ich weiß! Aber wo ist er?«
    »Was gibt es denn?« wollte ich wissen, denn Gawain war so erregt, wie ich ihn noch nie gesehen hatte.
    Er wedelte mit der Rolle Pergament. »Dieser Brief. um der Liebe Gottes willen, my Lady, wenn du weißt, wo er ist, dann sag es mir!«
    Das machte mir angst. Ich weiß nicht, was ich dachte - vielleicht war die Tatsache, daß der Brief an jemand anderen gerichtet war, ein Zeichen für Gwyn, daß seine Mutter ihm doch nicht verziehen hatte, daß er weggelaufen war, und daß er vielleicht in seiner Verzweiflung etwas Schreckliches tun würde und daß seine Mutter das wußte - ich weiß es nicht. »Er. er geht manchmal zu einem Platz in den Ställen. ich will es dir zeigen.«
    Gawain sprang sofort von seinem Pferd, half mir in den Sattel und sprang hinter mir wieder auf. Er preßte dem Tier die Fersen in die Flanken, und wir flogen den Hügel hinauf. Wir ließen die anderen Krieger und Pater Gilla mit aufgerissenen Mündern zurück.
    Inmitten der Stallgebäude glitten wir vom Pferd, und Gawain faßte die Zügel des Hengstes, blieb stehen und entrollte den Brief wieder. Er starrte ihn an, las im flüsternden Ton ein paar Zeilen, senkte ihn

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