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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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dann und blickte hinauf ins Nichts. Sein Pferd schnaufte und schnupperte an seinem Haar, und er tätschelte geistesabwesend seinen glatten Nacken.
    »Was ist denn?« fragte ich wieder, jetzt, wo ich Zeit zum Nachdenken gehabt hatte, weniger verängstigt.
    Er schüttelte den Kopf. »Dieser Brief. my Lady, ich bin froh, daß du bei mir bist.« Seine Erregung hatte nachgelassen, aber er wirkte fast furchtsam. »Denn er könnte mich hassen, und es könnte vielleicht doch nicht wahr sein, und ich habe fast Angst, die Frage zu stellen. Wo, glaubst du, hält Gwyn sich auf?«
    Ich nahm die andere Seite des Zügels und führte das Pferd zu seinem eigenen Stall. Gawain ließ los und folgte mir, während er den Brief umklammert hielt. Das Pferd hatte einen Stand an der westlichen Wand der Ställe, bei einer der Leitern, die hinauf auf den Heuboden führten. Ich öffnete die Tür des Standes und ließ das Pferd hineingehen und seine Krippe untersuchen. Gawain schloß die Tür und beugte sich dann über die untere Klappe, während er mich
    erwartungsvoll anschaute.
    »Gwyn kommt manchmal hierher«, sagte ich flüsternd. »Ich hab’ ihn schon einmal oder zweimal vom Heuboden rufen lassen. Gwyn! Gwyn, bist du da?«
    Über uns war ein raschelndes Geräusch zu hören.
    »Ich muß mit dir reden«, sagte Gawain laut.
    Noch ein Rascheln, und dann kletterte Gwyn vom Heuboden die Leiter herunter und blieb unten stehen. Seine Augen waren rot und geschwollen, und er schaute uns in wortloser Verärgerung an. Ich war sehr froh, ihn zu sehen.
    »Bitte, edle Dame, edler Herr«, sagte er, »ich würde jetzt lieber allein sein. Es ist sehr freundlich von euch, aber, bitte.«
    Gawain starrte ihn an, wie gebannt. »Gwyn«, sagte er hastig, atemlos, »dieser Brief.« Er tat ein paar Schritte auf den Jungen zu und hielt inne und streckte ihm die Rolle Pergament hin.
    »Bittet sie dich darum, mich zu schützen?« fragte Gwyn. »Tut mir leid, Herr, ich weiß, es ist unverschämt, und ich weiß auch, daß ich nur ein Bastard bin. Aber ich hab’ ihr geschrieben, wie freundlich du zu mir gewesen bist, und sie muß gedacht haben. Bist du böse darüber? Sie will ja nur, daß ein Mächtiger mich schützt. So sind Mütter.«
    Gawain errötete. »Ja. Natürlich. Sie. Gwyn, wie lautete der Name deiner Mutter?«
    »Elidan. Hat sie den Brief nicht unterschrieben? Sie ist - sie war Äbtissin in St. Elena.«
    Ich hörte, wie ich mit einem Keuchen den Atem anhielt, denn ich verstand jetzt endlich, was da geschehen war.
    Gawain verkrampfte die Hand um das Pergament und zerdrückte es. Er schloß sekundenlang die Augen, öffnete sie dann und schaute den Brief wieder an. Er glättete ihn sorgfältig, als ob er Angst hätte, daß das Pergament sich in Luft auflöste. »Und sie kam aus dem Norden«, flüsterte er.
    »Ja. Schreibt sie das?«
    »Nein. Sie war die Tochter von Caw und die Schwester von König Bran von Ebrauc. Ich wußte, daß sie sich in einer Abtei in Gwynedd niedergelassen hatte. Ich hab’ sie dort einmal getroffen und sie um Verzeihung gebeten, aber sie hat mir ihre Verzeihung verweigert. Ich hab’ dich auch gesehen, glaube ich, aber ich wußte damals nicht, daß du ihr Sohn warst. Warum hast du mir erzählt, daß deine Mutter in Elmet lebt?«
    Gwyn starrte zurück, er war jetzt gründlich verwirrt. »Weil die Klöster in Gwynedd so voller Verrat stecken, und ich wollte nicht, daß die Leute das erfahren. Aber meine Mutter war nicht die Schwester eines Königs.«
    »Sie war es doch, denn ich. hab’ sie damals gekannt. Sie hat an mich geschrieben. Sie hat es geschrieben, als sie starb. Sie verzeiht mir. Sie sagt, sie bedauert alle Schmerzen, die sie mir verursacht hat
    - mir, der ich sie angelogen, der ich ihren Bruder ermordet habe! -, und sie empfiehlt mir. ihren Sohn.« Er hielt inne, seine Stimme brach im letzten Satz. »Sie hat mir nie gesagt, daß sie einen Sohn hatte. Ich wußte das nie. Gwyn. Du mußt wissen. Ich. hab’ deine Mutter einmal geliebt. Es war unehrenhaft, schändlich. Ich bin auf eine Mission geschickt worden, und ich habe die Schwester meines Gastgebers verführt. Danach, als ihr Bruder sich gegen meinen Herrn auflehnte, habe ich ihr geschworen, daß ich ihm nichts zuleide tun würde, und dann hab’ ich ihn getötet. Ich habe sie gebeten, mich zu heiraten, aber danach konnte sie es nicht mehr. Und. sie hat mir nie gesagt, daß sie. daß wir einen Sohn hatten. Ich bin dein Vater. Kannst du mir verzeihen?«
    Gwyn wurde so bleich

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