Die Krone von Camelot
seltsamerweise seit Jahren über Gwyn Bescheid gewußt. Er hatte von der Lady Elidan persönlich alles über den Jungen erfahren, aber sie hatte ihn schwören lassen, daß er in dieser Angelegenheit schwieg. »Obwohl ich etwas gesagt hätte«, erzählte er mir, als er mich über sein Wissen informierte und darum bat, daß ich ihm erzählte, was passiert war, »ich hätte etwas gesagt, wenn ich geglaubt hätte, die beiden würden es nicht selbst herausfinden.«
»Ich glaube, du wirst feststellen, daß du noch immer gebraucht wirst«, sagte ich zu Rhys. »Macsen wird es Gawain nicht leichter machen als Bedwyr, und Gawain wird dann einen Diener brauchen, dem er trauen kann.«
Rhys seufzte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Das ist allerdings wahr. Und es ist ja auch nicht so, als ob ich ungern gehe -nur, Eivlin soll das Baby im Oktober bekommen, und ich wäre dann gern zur Hand. Mein Herr würde mich sicher vorher zurückschicken, wenn die Verhandlungen sich wie beim letztenmal hinziehen, aber ich würde lieber die ganze Zeit hierbleiben. Mit unseren beiden gesunden Kindern haben wir Glück gehabt, und Eivlin geht es auch jetzt gut. Trotzdem - es könnte doch gefährlich werden. Aber andererseits habe ich immer gewußt, daß ich im Dienste Gawains sehr oft würde reisen müssen, und jetzt ist es zu spät, sich noch darüber zu beklagen - und vielleicht ist die Angelegenheit ja auch bald erledigt.«
Sie war es nicht. Angesichts des Handelsembargos nahm Macsen den Zoll zurück, wollte sich aber auf keinen Blutpreis für die Schmuggler, die er hatte hinrichten lassen, einigen. Er stritt ab, daß es überhaupt Flüchtlinge gab. Briefe gingen über den Ozean hin und her; unsere Abgesandten kehrten spät im Juli zu Verhandlungen zurück und segelten dann wieder hinüber, und noch immer zogen sich die Verhandlungen hin. Macsen gab in einem Punkt nach und entdeckte dann plötzlich fünf andere, an die er sich hängte. Im September wurde eine grobe, wenig zufriedenstellende Einigung erreicht, und die Gruppe kehrte zurück. Wir hätten sie auch gleich wieder losschicken können, aber wir hatten jetzt andere Dinge, an die wir denken mußten.
Im gleichen Frühling schrieb Medraut und verschob seine Reise nach Camlann. Er erklärte, er hätte ein paar häusliche Schwierigkeiten, die es nicht litten, daß er abwesend war. Gleichzeitig erfuhren wir von den unzufriedenen Mitgliedern seiner Sippe, daß Medraut einigen von ihnen mißtraute und daß sie Angst hätten. Sie fragten an, ob Artus ihnen Asyl bieten und zwischen ihnen und ihrem Vetter Medraut richten wolle. Artus schrieb zurück und erklärte, er sei gewillt, ihren Fall zu entscheiden, könne aber ein Asyl ohne Bedingungen nicht versprechen. Ehe sie diesen Brief hätten empfangen können, bekamen wir Nachricht, daß fünf Mitglieder der königlichen Sippe und etwa zwanzig andere aus verschiedenen edlen Sippen der Inseln des Verrats gegen den König angeklagt waren. Die fünf wurden aus der Sippe ausgestoßen und ins Exil geschickt, die zwanzig wurden hingerichtet. Die fünf, die mit ihren Dienern ins Exil geschickt wurden, legten in einer zwanzigrudrigen Karacke, mit Gütern beladen, von den Orkneys ab, aber sie waren kaum außer Sicht des Landes, als sich ein wilder Sturm erhob. Das Schiff havarierte an den Klippen des nördlichen Piktenlandes, und alle außer einem der Passagiere ertranken. Dieser Mann gehörte zu den fünf Adligen. Sein Name war Diuran MacBrenainn, und er war Feldherr von König Lot gewesen. Gawain kannte ihn als einen vernünftigen und gerechten Menschen, der der königlichen Sippe leidenschaftlich und treu ergeben war. Dieser Mann hatte es geschafft, sich am Kiel des Schiffes festzuklammern, und wurde schließlich an Land gespült. Er arbeitete sich bis zur Werft des Eoghan durch, wohin er vorher die Nachrichten zur Weiterleitung an Artus geschickt hatte. Hier wohnte er beim Schreiber auf der Werft und schickte eine Nachricht an Artus: einen elenden, nur halb leserlichen Brief, der offensichtlich in großer Hast diktiert worden war. Darin beschuldigte Diuran Medraut des Mordes an Agravain und des Mordes an den anderen im Schiff durch Zauberei. Diuran bat Artus »bey demm glauben an den Goth, selbigem du huligestt«, ihm Hilfe zu schicken und die Armee von Inselbewohnern zu unterstützen, die »die Ercendy-Inselnn vom son des Infernos« befreien sollten.
Artus schickte einen Kurier nach Norden, mit etwas Gold, um den Mann in seiner Lage zu
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