Die Krone von Camelot
bei Bedwyr ohne Unterlaß darauf gedrängt, seinem Bündnis mit Artus abzuschwören und statt dessen als Macsens Feldherr in Kleinbritannien zu bleiben.
»Als ich die Stellung, die er mir anbot, ablehnte«, schrieb Bedwyr, »wurde der König zornig und nannte mich einen Verräter an meinem Heimatland. Er wollte keins meiner Argumente für die Einheit des Reiches anhören. Er sagte, das Reich sei tot und solle auch tot bleiben. Er hat sehr darauf bestanden, bis ich dachte, es sei besser, ihn zu verlassen und den Winter auf dem Besitz meiner Familie im Südosten zu verbringen, wohin ich morgen reisen werde. Ich will im Frühling nach Britannien zurückkehren, sobald die Straßen und die Winde es zulassen - es sei denn, du entscheidest anders, mein Herr. Ich sehe aber keinen Sinn darin, zu bleiben, denn ich kann mit Macsen nicht verhandeln.«
Artus stimmte zu. Es sei das beste, wenn Bedwyr sich nicht mehr mit Macsen träfe. Er schrieb ihm und befahl seine Rückkehr. Also kam Bedwyr im Mai nach Camlann zurück, und sobald er ankam, wurde mir klar, daß das, was sich an jenem grauen Nachmittag im August zugetragen hatte, nicht vorüber war, wie ich geglaubt hatte.
Es war ein wunderschöner Frühlingsnachmittag; ich kam in irgendeiner Angelegenheit in die Halle, und ich fand eine kleine Gruppe von Männern, die herumstanden und unseren Feldherrn mit lauter Stimme willkommen hießen. Artus war bei ihnen und hielt Bedwyrs Hand umfaßt. Bedwyr stand müde von der Reise bei ihnen, unscheinbar gekleidet und unglücklich. Ich hatte ihn manchmal während der Monate, die er fort gewesen war, vermißt. Aber ich glaubte, daß die zerstörerische Liebe gestorben sei, und ich vermißte ihn nur, wie man einen mitfühlenden Freund vermißt. Dennoch -irgendwie spürte er meine Anwesenheit unter den anderen und blickte auf. Er suchte mich mit den Augen. Er lächelte nicht, als er mich sah, aber etwas sprang zwischen uns, wie eine lose Saite an einer Harfe, die plötzlich straff angezogen wird, die einen Ton gibt und andere Töne mit ihrem Klang ertränkt. Daran, daß mein Herz wild schlug, merkte ich, daß ich noch immer an ihn gebunden war, und ich wußte mit plötzlichem Schrecken, daß es für ihn noch schlimmer war, daß er mich keinen Augenblick während seiner Abwesenheit vergessen hatte. Ich wußte es, ohne viel mehr als einen Blick. Also fing ich wieder an, ihm aus dem Weg zu gehen.
Anfang Juni schickten wir Gawain und Gwyn an Bedwyrs Stelle nach Kleinbritannien. Wir waren dazu gezwungen, denn die ungelösten Probleme fingen an, uns Sorgen zu bereiten. Macsen hatte auf den Wein, den seine Leute exportierten, einen Zoll erhoben, der hoch war. Es war ein Geld, das üblicherweise im Handel mit barbarischen Staaten verlangt wird, nicht aber beim Handel mit anderen Provinzen des Reiches. Dadurch waren von verschiedenen Händlern Klagen laut geworden, wie auch von den Adligen, die sie belieferten. Schmuggler tauchten auf. Manche dieser Schmuggler waren gefangen und von Macsen hingerichtet worden, und jetzt belagerten uns ihre Familien mit Bitten um Rache, Gerechtigkeit und den Blutpreis. Mehrere Flüchtlinge vor der Justiz in Britannien hatten sich in aller Ruhe in Kleinbritannien niedergelassen, ungeachtet aller vorangegangener Pakte. Das erzürnte die Sippen, die sie geschädigt hatten, und die schlossen sich mit ihren Bitten um Gerechtigkeit den Schmugglersippen an. Gawain und Gwyn reisten also mit Ankündigung scharfer Gegenmaßnahmen ab: ein
Handelsembargo und das Angebot auf Asyl für alle bretonischen Flüchtlinge.
Gawains Diener Rhys reiste auch mit. Nur zögernd trennte er sich von seiner Frau und seinen Kindern. »Schließlich«, sagte er mir, während wir die Ausrüstung für die Reise zusammenstellten, »schließlich braucht Gawain mich jetzt nicht mehr. Diesmal wird er sich nicht überarbeiten, nicht, wo sein Sohn dabei ist.«
»Meinst du nicht?« fragte ich zweifelnd. »Vielleicht arbeitet er zweimal so hart, damit Gwyn stolz auf ihn ist.«
Rhys schnaufte. »Vielleicht - aber er würde Gwyn nie so arbeiten lassen, und ich kann mir nicht vorstellen, daß Gwyn seinen Vater allein arbeiten läßt. Und er wird auch dafür sorgen, daß er gut behandelt wird, so daß es auch Gwyn gutgeht. Die Vaterschaft ist etwas Ausgezeichnetes, denn dadurch nimmt ein Mann Notiz von dem, was er tut.« Rhys grinste und fügte wehmütig hinzu: »Ich wünschte, ich hätte sein Gesicht gesehen, als er es herausfand« -denn Rhys hatte
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