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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Büchern und die silberne Weinkanne mit den beiden Bechern, die auf dem Tisch standen. Bedwyr lächelte mich an und schenkte mir Wein ein. Während er mir den Becher reichte, sagte er: »Ich dachte mir, daß du kommen würdest, my Lady. Dein Haar ist so sehr schön.«
    Ich lächelte zurück und schob mir eine Strähne aus dem Gesicht. »Du kennst mich also gut, Herr. Was meinst du, was Medraut damit erreichen wollte?«
    Er lächelte noch einmal, während er mit dem Becher in der anschaute. »Ich habe gut geraten, daß du das fragen würdest. Ach, Gwynhwyfar, ich weiß es auch nicht. Ich glaube, dieses eine Mal ist er einfach nur wütend geworden. Er hat genausoviel Grund, angespannt zu sein, wie wir. In letzter Zeit hat er es nicht geschafft, weiter an Boden zu gewinnen, jetzt, wo es einfach nur noch darum geht, wem man folgen sollte - ihm oder unserem Herrn, dem Kaiser.«
    »Aber seine Gefolgsleute sind ihm jetzt noch viel ergebener.«
    »Richtig. Aber die Gruppe ist kleiner, als er gehofft hatte.«
    »Dennoch wollte er. irgend etwas. Ich glaube nicht, daß er nur
    wütend geworden ist. Dazu ist er viel zu gerissen.«
    »Vielleicht. Aber Gwyn erfüllt ihn mit Besorgnis und Zorn, noch mehr als Artus, obwohl er unseren Herrn mehr haßt. Und Gawain sagt, daß er ehrlich mit ihm ist. Da könnte er sehr gut wütend werden.«
    Ich setzte mich ans Schreibpult und nippte den Wein. Im Zimmer war es warm, und es war tröstlich, zu reden, verstanden zu werden, nicht allein zu sein. »Er könnte - aber jetzt habe ich auch Angst um Gwyn. Ach, ich weiß ja, Medraut kann selbst keinen Streit mit Gwyn anfangen. Das Gesetz würde es ihm nicht erlauben, gegen seinen eigenen Neffen zu kämpfen. Aber er könnte einen seiner Gefolgsleute dazu überreden. Und Gwyn ist verletzt und zornig, und man hat ihn damit gereizt, daß er sich hinter seinem Vater versteckt. Er könnte sehr leicht zu einem Kampf provoziert werden. Will Medraut ihn vernichten? Fürchtet er die Tatsache, daß Artus Gwyn wohlgesonnen ist?«
    Bedwyr schüttelte den Kopf. »Der Junge ist ja auch nicht völlig hilflos, my Lady. Schon jetzt ist er vielen Männern gewachsen, wenigstens zu Pferde. Außerdem ist er beliebt. Solch ein Streit würde Medraut wenig Gutes bringen. Und Gawain hat es deutlich gemacht, wie er einen solchen Streit ansehen würde. Ich glaube nicht, daß irgend jemand sich Gawain zum Feind wünscht. Sei ganz sicher - ich glaube nicht, daß Gwyn in Gefahr ist. Und, Taube meines Herzens, wenn an der Angelegenheit doch mehr dran ist, dann wirst du es nicht finden, indem du die Oberfläche ankratzt.«
    »Nein«, sagte ich. Ich stellte fest, daß ich ihn im warmen Lampenlicht musterte - das dunkelbraune Haar, vom Grau noch unberührt, die ernsten Augen unter den geraden Augenbrauen, die Reste eines Lächelns, das sich um seine Mundwinkel eingegraben hatte. Liebe war wie etwas Festes, scharfkantig und schmerzhaft, und schnitt mir ins Herz. Wir hatten beide gewußt, daß ich nicht nur gekommen war, um über die Schrecken der Welt und die Labyrinthe der Intrigen und der Politik zu reden. Wir wollten uns beide von all diesen Dingen für kurze Zeit losmachen, wir wollten zusammen allein in unserer privaten Welt sein. Jetzt blühte diese Welt um uns. Bedwyr stellte seinen unberührten Becher Wein hin, kam nach vorn und bückte sich. Er küßte meine Augenlider. Er drehte sich mein Haar um die Finger und küßte mich noch einmal. Ich stellte meinen Becher hin, stand auf und preßte mich an ihn. Man kann sich in der Liebe verlieren; man kann die eigene Identität, die Bindungen, die
    Verantwortung und alles vergessen. In der Liebe kann man alles verleugnen, was man ist und meint, denn alles wird nichts, wird zu einer anderen Welt, zu einem Traum. Bei Bedwyr war ich einfach Gwynhwyfar, nicht die Lady oder die Kaiserin, nicht alt und beladen mit Sorgen und Banden, und außerhalb der lampenerleuchteten Wände seines Hauses war nichts. Er löste die Bänder an meinem Kleid und zog mich auf das Bett hinab.
    Und dann zerbrach unsere Welt in tausend Stücke.
    Die Lampe und das Feuer flammten auf, flackerten von einem plötzlichen Windstoß, und der kalte Geruch der Nacht kam herein. Ein Ruf schallte, weitere Rufe. Bedwyr rollte von mir herunter und stand auf. Er packte das Schwert, das neben dem Bett lag, und duckte sich zwischen mir und der Tür. Ich setzte mich auf, versuchte voller Verwirrung, mein Kleid zurückzuziehen, und hörte Medrauts Stimme, die triumphierend

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