Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
Vom Netzwerk:
wunderschöne Melodie, aber die Worte konnte ich damals nicht richtig verstehen.«
    Gwyn errötete leicht. »Ach, das Lied. Es ist nichts Besonderes -aber da du mich darum bittest, my Lady, will ich es singen.«
    Aus seinen Worten entnahm ich, daß er das Lied selbst komponiert hatte, und versuchte wieder ernsthaft und aufmerksam dreinzuschauen. Gwyn spielte ein kurzes Präludium und sang:
    Sag, wohin gehst du? Erwacht nicht der Weißdorn? Hoch an den Hügeln schlagen die Amseln, breit rinnt der Bach in seinem Bette, während der Seewind weit über Wogen schwarzrückige Schwalben schickt aus dem Süden! Sag, wohin gehst du?
    Ich geh nach Osten, reit zu den Orten, wo weiß vom Winter die Wasser wallen, hastige Wasser, frisch über Felsen wild in die Wirbel des freien Flusses, der sich breit unter wehenden Wolken wälzet nach Osten.
    Ich geh, zu kämpfen, kann nicht verweilen! Leicht flieht das Leben, flüchtig wie Frühling, schneller als Glanz auf glitzernden Wellen. Was also warten wir auf den Mittag, beklagen den Tod wir wohl vor dem Winter? Bald kommt die Kälte, kein Lenz währt für immer.
    Es war in der Tat eine wunderschöne Melodie, durch die eine seltsame Tonfolge lief, die einem unerwartet wieder durch den Kopf ging, wenn man sie schon für vergessen hielt. Cei allerdings, der neben Gwyn saß, nahm die Harfe mit einem Schnaufen, als der Junge zu Ende gesungen hatte.
    »Du bist mir aber einer, daß du schon vom Tod singst, kleiner Welpe«, sagte er. »Du bist ja noch nie nach Osten geritten, um dich den Sachsen gegenüberzustellen, und möge Gott geben, daß du es auch niemals brauchst. Es wäre eine verdammte Schande für einen Dichter schöner Lieder, durch ein sächsisches Schwert zu sterben.«
    Gwyn lächelte. »Ich hoffe, daß der Sachse sterben würde, und nicht ich. Sing du selbst ein schönes Lied, edler Cei.«
    Gerade, ehe Cei anspielen konnte, beugte sich Medraut über den Tisch nach vorn und unterbach. »Wir brauchen wohl keine Angst zu haben, daß du von einem Sachsen getötet wirst, Neffe. Ich glaube nicht, daß du von einer Schlacht viel mitkriegen würdest.«
    Cei antwortete darauf, ehe Gwyn es tun konnte. »Was meinst du damit?« fragte er in dem Tonfall höflicher Neugier, die bei ihm immer andeutete, daß er Streit suchte.
    Medraut lächelte verächtlich. »Selbst wenn unser junger Held in die Schlacht reiten würde oder wenn er in einem Zweikampf irgendeinen Streit ausfechten wollte - glaubst du wirklich, daß sein Vater es ihm erlauben würde, die zarten Glieder unter feindlichen Schwertern in Gefahr zu bringen? O nein! Selbst wenn mein Bruder in den Klauen seines berühmten Schlachtenwahnsinns steckt, würde er vor väterlicher Angst zittern und die Ehre vom Schlachtfeld verjagen.«
    Gwyn wurde bleich. Seine Augen glänzten. Gawain unterbrach sofort: »Du irrst dich sehr, Bruder. Weder würde ich meinem Sohn befehlen, ein Feigling zu sein, noch würde er sich, wenn ich es täte, so etwas befehlen lassen. Ich habe gesehen, wie meine Freunde in der Schlacht getötet wurden, und ich weiß gut genug, daß man manche Schmerzen ertragen muß.« Es entstand eine Pause, und Medraut und Gawain beobachten einander mit äußerlicher Ruhe; aber darunter war zu spüren, daß sie einander völlig durchschauten und daß sie unversöhnliche Gegner waren. »Natürlich«, fuhr Gawain in einem Tonfall fort, der für die gespannte Stimmung zu lässig war, »wenn mein Sohn durch einen Trick oder durch Gewalt in einen Streit verwickelt würde oder wenn er durch Verrat ermordet würde, dann wäre das etwas ganz anderes. Tod in einem Kampf unter Gleichen muß getragen werden, wie man den Tod durch Flut oder Fieber erträgt. Aber die Gesetze versprechen denen Gerechtigkeit, denen man Übles angetan hat, und um Gerechtigkeit in solch einem Fall zu erlangen, würde ich bis ans Ende der Welt gehen. Ich würde keinen Blutpreis nehmen und kein Leben auf der ganzen Welt schonen, auch wenn man mich darum bittet oder wenn man es von mir verlangt. Und das ist nur recht in Fällen von Betrug oder Verrat
    - aber in der Schlacht muß man der eigenen Fertigkeit vertrauen und Gottes Gnade.«
    Medraut senkte den Blick. Aber Gawain fuhr fort, ihn ohne mit der Wimper zu zucken anzustarren. Gwyn sah auch unruhig zu. Seine Hand glitt durch seinen Schwertgurt und ruhte neben dem Heft seines Schwertes. »Natürlich«, sagte Medraut mit leiser Stimme. »Alle kennen deine leidenschaftliche Liebe zur Gerechtigkeit -selbst der

Weitere Kostenlose Bücher