Die Krone von Camelot
Burg mußte man die wahre Geschichte erfahren, so daß die Leute wußten, daß weiter nichts geschehen war. Ich war wieder ich selbst, war wieder das, was die Natur und der Zufall und die Zeit und die Macht aus mir gemacht hatten. Ich konnte klar denken. Als ich bei Medraut angekommen war, traten seine Gefolgsleute ein bißchen zurück und starrten mich an. Sie haßten mich, aber ich wußte: Ich konnte befehlen, und sie würden gehorchen.
»Ich muß jetzt eure Gefangene werden«, sagte ich, »wie auch der Herr Bedwyr. Wo ist Cei?«
Ein Gemurmel. »Wir nehmen dich gefangen!« sagte Medraut scharf.
»Cei ist der Befehlshaber der Fußtruppen, er hat den höchsten Rang nach Bedwyr und mir. Jetzt ist er notwendigerweise Befehlshaber dieser Burg und nicht du, Medraut ap Lot. Er soll dafür sorgen, daß wir bewacht werden - oder hältst du ihn auch für einen Verräter? Sag mir, Medraut - schlafe ich deiner Meinung nach auch mit ihm? Du hast so viele Lügen um mich herum gewunden, daß ich sie einfach nicht alle im Kopf behalten kann.«
»Du. du arrogante, unverschämte. willst du abstreiten, kannst du abstreiten, bei was wir dich ertappt haben?«
»Ich bin in einem schuldig, aber nur in einem. Oder, wenn es mehr gibt, dann soll mein Herr darüber entscheiden, und nicht du. Laß mich jetzt zurück zu meinem Haus, und warte auf seine Rückkehr. Ich bin gewillt zu sterben, wenn er das will. Aber ich schwöre es noch einmal vor euch allen, daß ich nie gewünscht oder gehofft habe, daß irgendein anderer an seiner Stelle den Purpur tragen soll. Ich war schwach, ich sehnte mich nach Trost, und Herr Bedwyr hat ihn mir gegeben. Das war alles. Jetzt aber wißt ihr genausogut wie ich, daß ihr nicht über uns richten könnt. Ihr könnt nur darauf warten, daß der Kaiser zurückkehrt.« Hinter mir hörte ich einen leisen Plumps, und meine Knie gaben vor Erleichterung fast nach. Bedwyr hatte sein Schwert beiseite geworfen. Ich fuhr zuversichtlicher fort: »Du, Rhuawn, und du, Goronwy, ihr könnt kommen und mich bewachen, damit ich mich nicht in meiner Verzweiflung noch vor dem Morgen aufhänge, was Medraut ohne Zweifel befürchtet. Will jetzt jemand Cei holen?«
»Ich. ich hole ihn«, sagte Gwyn. »Und ich hole auch meinen Vater.« Er drehte sich um, schob sich durch die anderen und war verschwunden.
Medraut starrte mich mit leidenschaftlichem Haß an. »Du gibst noch immer Befehle? Das wird sich bald genug ändern.«
Ich sagte nichts. Ich ging nur auf die Reihe der Männer zu, und sie machten mir Platz. »Gwynhwyfar«, sagte Bedwyr hinter mir. Ich drehte mich um und sah, daß er vor der dunklen Ecke mit dem unordentlichen Bett stand und daß sein Schwert vor seinen Füßen brannte. Seine Hand hob sich mir entgegen, und in seinen Augen lag Schrecken und Verzweiflung.
»Wir wußten doch, daß es so kommen würde«, sagte ich ihm.
Er nickte und senkte die Hand. »Denk an das, was ich dir gesagt habe«, flüsterte er. »Es ist meine Schuld.«
Ich antwortete nicht. Ich wandte mich wieder der Tür zu. Rhuawn und Goronwy traten aus der Gruppe der anderen heraus und folgten mir nach draußen. Ich hatte sie sorgfältig ausgesucht, einen aus jeder Gruppe. So waren beide zufrieden. Aber mein klarer Kopf, die erregende Freude darüber, daß ich endlich ehrlich mit Medraut hatte reden können, verging, als ich durch die Tür trat und Bedwyr zurückließ, damit er auf die Wache wartete, die Cei ihm schicken würde. Dann schluckten mich die Tiefe meiner Schande, meiner Demütigung, und der Schrecken und die Angst vor der Zukunft. Ich wünschte mir, ich würde in dieser Nacht sterben und weder Artus noch den Tag jemals wiedersehen.
Ich sah Artus auch nicht, als er nach Camlann zurückkehrte und hörte, was passiert war. Gawain und Cei erwarteten ihn am Tor und unterrichteten ihn darüber. Zuerst weigerte er sich, es zu glauben. Aber als er sah, daß es seine Richtigkeit hatte und daß niemand es abstritt, da befahl er allen, ihn allein zu lassen. Als sie zögernd gehorchten, wendete er sein Pferd und ritt im Galopp von Camlann fort. Er kehrte erst am Mittag des nächsten Tages zurück. Dann ging er, noch immer staubbedeckt von seinem Ritt, zu Gawain und besprach mit ihm die Situation und wie man sie am besten anpacken konnte. Danach besuchte er zusammen mit Gawain Bedwyr, der unter Wachen in seinem eigenen Haus gefangengehalten wurde.
Es war Gawain, der mir das alles erzählte. Er war sofort gekommen, als Gwyn ihm von unserer
Weitere Kostenlose Bücher