Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
Vom Netzwerk:
um uns hinterrücks zu überfallen.«
    »Solche Türen können sich überall öffnen«, stellte Hernul entsetzt fest.
    »Das stimmt«, antwortete Pulver knapp. »Aber diese hier ist endgültig versiegelt, und ich gehe davon aus, dass sie ein Unikat war. Sie stammt aus alten Zeiten, und heute wird wohl niemand mehr wissen, wie man die Rahmen fertigt.«
    »Vielleicht weiß Belior es«, warf Garen ein, doch Pulver schüttelte den Kopf. »Nur einer konnte sie herstellen, und der behielt sein Wissen für sich.« Er sah die Freunde an. »Und genau deshalb werdet ihr den Turm des Magiers Baumast aufsuchen.«
    »Also war es Baumast, der diese Türen erdachte?«, schlussfolgerte Ralik, und Pulver nickte. »Aber wie gelangte etwas, das aus Alt Lytar stammt, in Beliors Hände?«, wunderte sich der Zwerg.
    »Eine gute Frage, nicht wahr?«, gab Pulver zurück. Er sah die Freunde an. »Vielleicht werdet ihr ja auch das herausfinden können!«
    Garret war in der Zwischenzeit hinaufgegangen und kam nun mit einem Ledersack zurück. Schweigend fing er an, die brüchigen Knochen und Rüstungsteile der Sera Meliande einzusammeln.
    Auch die anderen waren verstummt, nur Elyra bewegte ihre Lippen, während sie für die Seele der Sera betete. Als sich Garret mit dem Sack über der Schulter zum Gehen wandte, sah ihn Vanessa fragend an. »Wohin gehst du?«
    »Ich werde sie zu ihren Freunden zurückbringen. Jetzt gleich noch. Sie hat es verdient.«
     
    Als er das Depot erreichte und von seinem Pferd abstieg, erblickte er die anderen sechs Hüter, die auf ihn gewartet zu haben schienen. Garret reichte wortlos den Lederbeutel an Barius weiter, der die Überreste der Sera Meliande behutsam herausholte und sie vor sich auf dem Boden auslegte.
    Garret erwartete, weggeschickt zu werden, doch stattdessen bat ihn Barius, auf einem der Stühle im Vorraum des Depots Platz zu nehmen, dort, wo Tarlon während ihres letzten Aufenthaltes mit der Sera Schach gespielt hatte und wo nach wie vor die Figuren herumstanden.
    Die Hüter sahen auf die sterblichen Überreste hinab. »Holen wir sie wieder zurück?«, fragte dann einer von ihnen, doch Barius schüttelte den Kopf.
    »Erinnert ihr euch daran, wie sie dem Priester im Dorf sagte, dass sie nie gestorben sei? Sie hatte recht … dies ist ihr erster Tod.«
    »Was meinst du damit?«
    »Wenn mein Gott ihr wohlgesinnt ist, könnte ich versuchen, sie zu vollem Leben zu erwecken, anstatt sie wieder zu dem zu machen, was sie war.« Er sah auf die Überreste der Sera hinab. »Es ist noch keine Woche her, dass sie starb, eine Erweckung sollte also möglich sein.«
    »Kann das wirklich gelingen?«, fragte darauf einer der Hüter.
    »Einen Versuch ist es jedenfalls wert«, antwortete ein anderer.
    »Wird sie dann von unserem Fluch befreit und wieder die sein, die sie einst war?«, erkundigte sich ein dritter, und Barius nickte.
    »Der Fluch würde von ihr genommen, Lentus, aber der Eid wäre nach wie vor bindend.«
    »Der Konvent ist bereits gebrochen. Wir müssen nicht länger warten«, sagte einer der Hüter nachdenklich. »Und sie wäre jung genug, um ihren Eid auch ohne den Fluch erfüllen zu können. Ich bin dafür.«
    Die Hüter beratschlagten eine Weile, dann sah Lentus hoch zu Barius. »Sie ist diejenige, die noch am meisten Leben in sich hatte. Sie opferte einst alles, was sie besaß. Den Ruf, die Ehre, das Leben … und ihr Kind. Und doch ist es so, wie Barius sagt, sie starb erst vor Kurzem. Der Fluch erhielt uns alle weit über unsere Tage hinaus am Leben, wenn man es denn ein Leben nennen möchte, für Jahrhunderte an einen modernden Körper gebunden zu sein. Die neue Zeit, die nun angebrochen ist, hat ihr gut getan. Die Kinder, das Dorf … Ihr alle habt gesehen, dass sie wieder Hoffnung geschöpft hatte. Wenn dein Gott Loivan es zulässt, dann ist es unser Wunsch. Versuche es also, Barius, denn sie ist die Seele, die uns zusammenbindet. Sie allein sah das Unheil kommen, und sie allein stellte sich ihm in den Weg. Wenn es jemand verdient, wieder ganz und gar zu leben, dann ist sie es!«
     
    »Was heißt denn hier Fluch?«, platzte es aus Lamar hervor. »Habt Ihr nicht erzählt, dass die Hüter ihr Los freiwillig auf sich nahmen?«
    Der alte Mann nickte. »Richtig. Dennoch war es eine mächtige Magie, die nicht mehr umzukehren war. Was meint Ihr, Freund, würdet Ihr es nicht auch als Fluch empfinden, über die Jahrhunderte an einen Ort gebunden zu sein und nicht sterben zu dürfen?«
    Lamar wurde bleich

Weitere Kostenlose Bücher