Die Krone von Lytar
Gegners entkam, die sich eben dort in die Erde bohrte, wo sie sich einen Wimpernschlag zuvor noch befunden hatte.
Ihre Hände brannten. Nur mit Mühe hatte sie parieren können, und die Wucht des Schlags hatte sie zurückgeworfen. Doch als ihr Gegner seine Klinge aus der Erde zog, nutzte sie die Gelegenheit und schlug erneut zu. Wieder traf sie eine Schnalle, und mit einem metallischen Scheppern löste sich der Beinpanzer der Echse. Doch schon im nächsten Moment zog sich eine feurige Linie über ihren Rücken, abermals war die Echse schneller und behänder gewesen, als sie es für möglich gehalten hätte.
Sie sprang zurück, und für einen Moment konnte sie in das gelbe Auge der Echse sehen, das sie anstarrte, während das andere fest geschlossen war. Astraks Pulver hatte offenbar Wirkung gezeigt. Dies war die Gelegenheit, auf die Astrak gewartet hatte. Er ließ sein Geschoss fliegen, doch der Kronok bewegte sich im letzten Moment, und die Phiole zerplatzte wirkungslos auf einem Stein. Astrak fluchte und lud die letzte seiner Phiolen in die Schlinge seiner Schleuder, doch es war zu spät, denn inzwischen waren die beiden Kontrahenten wieder zu sehr in Bewegung, um einen sicheren Schuss garantieren zu können. Selten hatte er sich so hilflos gefühlt, doch er wollte es nicht riskieren, Vanessa abzulenken, wenn er versuchte einzugreifen.
Sie war nun leicht getroffen und spürte, wie ihr das Blut den Rücken herunterrann, aber noch hielt sie den Angriffen des Kronoks stand, und der Gegner besaß nun ebenfalls eine Blöße.
Auch der Kronok schien sie nun neu einzuschätzen. Er gab einen Laut von sich, der einem raspelnden Lachen glich, dann hob er die Klinge zu einem kurzen Salut und griff erneut an. Zwei Hieben konnte sie ausweichen, der dritte schlug ihr fast das Schwert aus der Hand. Sie duckte sich unter dem nächsten Angriff hindurch und rammte der Echse die Spitze ihres Schwerts in die Seite. Zielsicher bohrte sich die schwarze Klinge in den Spalt zwischen den Rüstungsplatten der Echse, drang tief ein – und wurde ihr aus der Hand gerissen, als das Wesen herumwirbelte. Die Schneide des Gegners trennte Vanessa beinahe das Haupt vom Körper.
Sie rollte sich nach hinten ab und zückte ihren Dolch, bevor sie schwer atmend und sprungbereit verharrte. Langsam zog die Echse das schwarze Schwert aus seiner Rüstung, wiegte es in der Hand und warf es ihr dann völlig unerwartet wieder zu.
Erneut lachte das Wesen. »Du kämpfssst gut, kleiner Menssch«, zischte es überraschend und machte eine auffordernde Bewegung mit der Hand. Vanessa griff nach ihrem Schwert, doch die scheinbar noble Geste entpuppte sich als Falle. Die Echse griff an, noch bevor sie ihre Waffe erreichte. Diesmal traf die Klinge des Gegners sie hart am linken Arm. Nur ihre schnelle Reaktion verhinderte, dass sie diesen verlor. Dennoch war der kalte Stahl bis zum Knochen eingedrungen. Keine leichte Wunde, und zudem war das Schwert für sie nun unerreichbar. Der Kampf war zu Ende.
Sie wussten es beide.
Die Echse hob ihr Schwert, um den letzten Schlag zu führen, doch plötzlich wurde Vanessa von einem Windstoß erfasst und beinahe zu Boden geworfen. Nur schattenhaft waren einen kurzen Moment lang mächtige Schwingen zu sehen, dann, mit einem triumphierenden Schrei, der Vanessa das Blut in den Adern gerinnen ließ, stieg der Falke wieder in die Luft und riss mit einer Kralle den behelmten Kopf der Echse mit sich. Deren Körper stand noch einen Moment lang aufrecht, um dann vornüberzukippen.
Kurz darauf schlug direkt neben ihr der behelmte Kopf auf den Boden auf; weite Schwingen spreizten sich, und der Falke landete keine zehn Schritt von ihr entfernt. Eine seltsam bekannte Gestalt in einer kupferfarbenen Rüstung schwang sich vom Rücken des Falken herab, kam zu ihr herüber und blieb dicht vor ihr stehen.
»Marten!?«, rief sie fassungslos, als sie seine gewappnete Hand ergriff und ihm erlaubte, ihr aufzuhelfen.
»Unglaublich!«, rief Astrak von hinten, während er zu ihnen herübereilte. »Du fliegst ihn ja!«
»Halte den anderen zurück!«, rief Marten ihm barsch zu und ließ Vanessa los, um mit wenigen Sprüngen zu seinem Falken zu gelangen. Er griff dem Vogel ins metallene Gefieder, gerade als dieser seinen mächtigen Kopf reckte und den Heiler, der sich vorsichtig nähern wollte, mit kupferfarbenem, tödlichem Blick musterte.
Vor Helges erstaunten Augen schrumpfte der Falke, bis er schließlich auf Martens gepanzerter Schulter Platz
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