Die Krone von Lytar
fand. Doch noch immer fixierten die drohenden Augen den Heiler.
Geschickt legte Marten dem Falken eine aus Metall gewirkte Falknerhaube über, erst dann entspannte er sich.
»Hätte er ihn wirklich angegriffen?«, erkundigte sich Astrak neugierig, während Vanessa ihr Schwert aufhob. Helge warf Marten und dessen Falken einen letzten Blick zu und eilte dann an ihnen vorbei zu Vanessa, um sich um sie zu kümmern.
»Damit seid Ihr Belior empfindlich in die Quere gekommen!«, sagte Helge, an die Verletzte gewandt. »Ihr habt einen seiner geliebten Echsenreiter getötet, die er höher schätzt als seine eigenen Männer. Und außerdem glaubt er nun vielleicht, dass Ihr das Kriegsgerät doch besitzt.«
Vanessa zog zischend die Luft ein, als Helge vorsichtig ihre beschädigte Rüstung zur Seite schob, um sich die Wunde anzusehen.
»Ihr müsst verzeihen«, entgegnete sie ihm gepresst, »dass ich nicht vor Mitleid vergehe. Er hat uns angegriffen. Und wenn Marten nicht gekommen wäre, wären wir jetzt alle tot.« Sie reckte den Kopf, um die Wunde besser sehen zu können. »Wie sieht es aus?«
»Das war ein böser Streich«, meinte der Heiler dann und schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich werde alles versuchen, aber wahrscheinlich wird eine Behinderung zurückbleiben.«
»Werde ich den Arm verlieren?«, fragte sie gepresst, als seine geschickten Finger die Ränder der Wunde ertasteten.
»Nein, ich glaube nicht«, antwortete Helge. »Aber jetzt komm erst mal zurück zum Feuer. Dort kann ich mich sofort darum kümmern. Und mit etwas Glück …«
»Wer ist der Fremde?«, wandte sich Marten an Astrak. Seine Stimme klang seltsam hohl, obwohl sein Helm offen war und kein Visier besaß.
»Einer unserer neuen Verbündeten«, antwortete Astrak, der den Falken noch immer neugierig musterte. »Hast du es gesehen? Vanessa hätte die Echse beinahe besiegt!«
»Ja. Beinahe«, gab Marten zurück und sah hinüber zum Feuer, wo Helge inzwischen Vanessas Wunden versorgte.
»Du hast gerade noch rechtzeitig eingegriffen«, lobte Astrak. »Götter, sah das beeindruckend aus! Im einen Moment war nichts zu sehen, und dann tauchen plötzlich diese mächtigen Schwingen auf. Ich hätte mir auch einen Falken nehmen sollen!«
Marten schüttelte den Kopf. Sein Blick war immer noch auf Helge gerichtet, der Vanessa soeben aus ihrer Rüstung half. »Glaub mir, es war keine gute Idee. Auch wenn es vorhin nützlich war.«
»Wo kommst du denn gerade her?«, fragte Astrak. »Und woher hast du diese Rüstung?«
»Ich komme aus dem Dorf. Ralik schickte mich, um euch zu suchen. Den Rest zu erzählen, würde jetzt zu lang dauern. Nur eines kannst du mir glauben: Ich bereue es, den Falken gestohlen zu haben.«
Marten seufzte und sah Astrak an. »Dein Vater ist mindestens so sauer auf dich wie meiner auf mich. Was meintest du übrigens vorhin mit ›Verbündeten‹?«
»Helge ist der Heiler einer Söldnertruppe, auf die wir gestoßen sind«, erklärte Astrak. »Garret kam auf die Idee, sie abzuwerben, und so haben wir uns auf den Weg ins Dorf gemacht, damit Helge mit den Ältesten verhandeln kann. Ist eigentlich die Expedition schon aufgebrochen?«
Marten schüttelte den Kopf. »Nein. Sie sind noch dabei, sich auszurüsten. Ralik hat den Abmarsch erst einmal gestoppt, damit ich Zeit bekomme, den Gegner aus der Luft zu erkunden.«
»Fliegen muss toll sein!«, sagte Astrak.
Doch Marten schüttelte den Kopf. »Das dachte ich auch einmal. Aber man genießt es kaum, wenn man von dort oben den Boden beobachten muss. Das konzentrierte Schauen ist sehr anstrengend, und aus der Luft sieht alles völlig anders aus.« Er verzog das Gesicht. »Es dauert eine Weile, bis man sich daran gewöhnt hat. Heute zum Beispiel war mir die meiste Zeit über einfach nur schlecht.«
»Falls du dennoch Hunger hast, es müsste noch etwas Suppe da sein!«, schmunzelte Astrak.
Marten schüttelte den Kopf. »Nein, ich muss zurück. Es war reiner Zufall, dass ich euch gefunden habe, der Schein eures Feuers hat mich angezogen. Aber ich habe den Auftrag, euch direkt ins Dorf bringen, falls ich euch finde. Dazu müssen wir allerdings die Pferde zurückzulassen.«
»Heißt das, du wirst uns hinfliegen?«
Marten nickte. »Euren neuen Freund Helge bringe ich als Ersten hin. Bei ihm muss ich mich sehr konzentrieren, damit sie ihn nicht angreift. Anschließend komme ich zurück und hole euch.«
»Sie? Ich dachte, der Falke wäre nur eine magische Statue?«, wandte Astrak ein.
Marten
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