Die Krone von Lytar
ich bin recht erstaunt, dass es euch gelang, den Angriff abzuwehren.«
»Es waren niemals achtzehnhundert Mann, die uns angriffen«, sagte Astrak nachdenklich. Helge sah überrascht auf. »Das wundert mich. Der Graf ist bekannt dafür, dass er jeden Vorteil nutzt. Vielleicht dachte er, sein Drache allein könne den Sieg herbeiführen.«
»Das wird Elyra interessieren«, stellte Astrak fest. »Jetzt hat der Mörder ihrer Mutter einen Namen.«
»Dieser Graf Lindor ist auch wirklich derjenige, der den Drachen reitet?«, fragte Vanessa.
Helge nickte. »Ich bin überrascht, dass ihr den Grafen einen Mörder nennt, denn er galt zumindest früher einmal als ehrenhaft. Aber es stimmt, er ist der Drachenreiter. Allein dadurch besitzt er für Belior einen unschätzbaren Wert.« Er seufzte. »Wenn der Graf beschließt, euch mit seiner Hauptmacht anzugreifen, wird Widerstand zwecklos sein. Gebt ihm einfach das Gold, dann ist der Krieg für euch vorbei.« Er sah die beiden an. »Das wäre sowieso der beste Rat, den man euch geben kann. Gebt Belior, was er verlangt, und ihr habt euren Frieden.«
»Ich glaube nicht, dass der Ältestenrat so entscheiden wird«, sagte Vanessa langsam. »Schließlich wurden wir angegriffen und befinden uns nun im Krieg. Wir werden nicht kampflos aufgeben.«
Helge schüttelte den Kopf. »Ihr befindet euch nicht im Krieg. Ihr seid nicht mehr als die Bewohner eines kleinen Dorfes in einem unbedeutenden Teil der Welt. Es war ein Scharmützel, nicht mehr. Seid froh, dass ihr nicht besitzt, wonach Belior sucht, so habt ihr wenigstens die Chance auf eine Zukunft.« Er stellte die leere Schüssel zur Seite und reckte sich. »Ihr dürft ihm nur nicht in die Quere kommen.«
»Oder er uns«, presste Vanessa tonlos hervor. Sie sah gen Süden und griff nach ihrem Bogen. »Seht dort drüben!«
Astrak richtete sich auf und blinzelte überrascht, als er die Kreatur in der Ferne erkannte. Es war eine gewappnete Gestalt, die auf einem Reptil ritt, das an sich schon bedrohlich genug war.
»Was, bei den Höllen, ist denn das?«, flüsterte er fassungslos und zog seinen Rucksack heran, um dann hastig darin zu wühlen. »Wieder etwas oder jemand, der durch den Wald verdorben wurde?«
»Nein. Es ist ein Kriegsreiter der Kronok!«, rief Helge entsetzt und sprang auf. Selbst im diffusen Licht des Feuers konnte man erkennen, wie bleich der Heiler geworden war. »Beliors neueste Verbündete. Ich sah einmal, wie ein einzelner dieser Reiter einen ganzen Trupp Soldaten niedermetzelte. Wir haben keine Chance, jetzt da er uns bemerkt hat, ist uns der Tod sicher!«
»Das werden wir ja sehen«, entgegnete Vanessa kämpferisch und zog einen Pfeil aus ihrem Köcher. »Mach das Feuer aus!«, herrschte sie dann Astrak an.
»Warum? Er hat uns doch ohnehin schon gesehen.«
»Kein Grund, es ihm leichter zu machen.«
Als Astrak Erde auf die Flammen werfen wollte, legte Helge eine Hand auf dessen Schulter und hielt ihn zurück. »Lass das Feuer brennen, Junge. Sie können im Dunkeln sehen und mögen kein offenes Licht. Fliehen zu wollen, ist aussichtslos. Wir müssen kämpfen und brauchen dabei jeden noch so kleinen Vorteil. Vielleicht blenden ihn die Flammen!«
»Dann lasst das Feuer meinetwegen brennen. Aber wir geben trotzdem zu gute Ziele ab. Er hat einen Bogen, also sucht Deckung!«, rief Vanessa und zog sich selbst hinter einen Baumstamm zurück.
»Eilig scheint er es nicht zu haben«, stellte Astrak fest, während er seine Schleuder vorbereitete.
»Das wird dir wenig nützen«, sagte Helge mit einem Blick auf das Wurfgerät. »Aber ich habe gut reden, ich selbst bin mehr als nutzlos in einem Kampf!«
»Noch ist nichts verloren!«, gab Vanessa zurück.
Helge lachte bitter. »Ich bewundere Eure Zuversicht!«
Aus der Entfernung schien an dem Kronok, wie Helge den schwer gepanzerten Reiter genannt hatte, nichts Ungewöhnliches zu sein, doch als er näher kam, sah man, dass er genauso wenig menschlich war wie das Tier, auf dem er ritt.
»Warum greift er nicht an?«, wunderte sich Astrak, denn der Krieger ritt gemächlich auf sie zu, obwohl er das Feuer längst gesehen haben musste. »Seid Ihr sicher, dass er feindliche Absichten hat?«, fragte Vanessa daraufhin nervös. Sie hatte einen Pfeil aufgelegt, zögerte aber, ihn abzuschießen.
»Ganz sicher«, gab Helge gepresst zurück. »Er spielt mit uns.« Der Heiler warf ihr einen Blick zu. »Schießt so, als hättet Ihr nur einen einzigen Versuch. Und zielt auf das
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