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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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der Greif zu sehen, diesmal in Form eines Reliefs, das ihn aufrecht stehend zeigte, mit erhobenem Schwert und einem Blick in den Augen, wie er furchterregender nicht sein konnte.
    Jemand musste diese alten Türen mit viel Mühe poliert haben, denn sie glänzten wie neu, wenn auch hier und da noch kleine Reste von Grünspan zu erkennen waren.
    Ohne dass jemand Hand anlegte, öffnete sich das massive Portal. Nur im Boden unter Tarlons nackten Füßen vibrierte und polterte es kaum merklich. Der Raum, in den sie nun geführt wurden, demonstrierte die ganze Macht des alten Reiches. Jeweils vier lebensgroße Statuen von Kriegern aller Waffengattungen säumten dessen Längsseiten. Auch hier zeigten die steinernen Gesichter einen Ausdruck von Arroganz und Kälte, der Tarlon frösteln ließ. Gnade schien in Alt Lytar niemand gekannt zu haben, und bis heute hatte sich daran wohl kaum etwas geändert.
    Ein massiver Schreibtisch nebst einem thronartigen Sessel waren die einzigen Möbelstücke im Raum. Zwei weitere Soldaten bewachten von innen die schwere Tür, die sich nun langsam wieder schloss, während sich hinter dem Schreibtisch ein großer, breitschultriger Mann in einer schweren Plattenrüstung erhob.
    Graf Lindor. Tarlon meinte ihn bereits an der Rüstung erkannt zu haben, und ein Blick in dessen Gesicht räumte jeglichen Zweifel aus. Die gesamte rechte Gesichtshälfte war von einem schwärenden rötlichen Ausschlag entstellt und die Haut vom unablässigen Kratzen wund und wässrig.
    Die Wachen hießen die beiden Freunde, knappe fünf Schritt vor dem Schreibtisch stehen zu bleiben, dann drückten schwere Hände Tarlon und Garret auf die Knie. Aus den Augenwinkeln sah Tarlon Garrets feines, grimmiges Lächeln, als dieser das entstellte Gesicht mit Genugtuung musterte.
    Der Schreibtisch vor dem Grafen war leer, bis auf Tarlons Axt, Garrets Schwert und Bogen sowie zwei von seinen Pfeilen, von denen einer unbenutzt, der andere dagegen gebraucht zu sein schien, denn seine stählerne Spitze wirkte seltsam angefressen, auch war das Gefieder des Pfeils etwas zerdrückt und das Holz des Schafts nahe der Spitze abgedunkelt.
    Ohne den Ausschlag wäre Graf Lindor wohl ein Mann von beeindruckendem Äußeren gewesen. Er besaß graue Augen, eine gerade Nase und ein kantiges, entschlossenes Kinn. Nun jedoch war sein rechtes Auge gerötet, und das untere Lid hing herab, wie man es manchmal bei greisen Menschen beobachten konnte, wohingegen Lindor kaum älter als drei Dutzend Jahre sein mochte.
    Doch der Ausdruck in diesen grauen Augen ließ Tarlon schlucken. Bislang waren ihm die Soldaten, denen er hier begegnet war, eher desinteressiert erschienen. Es hatte außer dem Angriff auf das Dorf noch keine größeren Kämpfe gegeben, sodass sich bei den Kriegern noch kein Hass auf den Feind, der in ihren Augen ohnehin als schwach eingeschätzt wurde, hatte herausbilden können. Für die meisten gab es noch keine persönlichen Rechnungen zu begleichen.
    Graf Lindor hingegen fühlte sich sehr wohl persönlich angegriffen. Für einen langen Moment sagte er nichts und musterte sie nur mit einem mörderischen Blick. Aber gerade als er zu sprechen anhob, fing Garret breit zu grinsen an.
    »Juckt’s?«, fragte er unschuldig, worauf sich die Augen des Grafen weiteten und er den jungen Mann fassungslos anstarrte. Ohne ein weiteres Wort erhob sich der Graf, schritt um den Schreibtisch herum und schlug Garret mit der gepanzerten rechten Hand so fest ins Gesicht, dass dieser herumgerissen wurde und gegen eine der Wachen prallte, die ihn auf den Boden drückten. Tarlon spürte warme Tropfen seine rechte Wange streifen, doch als er danach tasten wollte, drückten ihn die schweren Hände seiner Wachen mahnend herunter.
    Garret schüttelte sich wie ein nasser Hund. Der schwere Handschuh des Grafen hatte seine linke Wange aufgerissen. Lindor lächelte kalt. Er lehnte sich gegen die Kante seines Schreibtisches und betrachtete seinen schweren Panzerhandschuh, bevor er Garret mit einem süffisanten Blick bedachte.
    »Tut’s weh?«, fragte er spöttisch zurück.
    Garret tastete mit seiner Zunge die Zahnreihen ab, verzog das Gesicht und spuckte einen Zahnsplitter aus, der vor ihm auf den polierten Steinboden fiel. Einen Moment lang betrachtete er den blutigen Splitter, dann sah er zum Grafen hoch.
    »Ja«, nuschelte er. »Ziemlich.«
    »Gut«, lächelte der Graf. »Ich sehe, wir zwei verstehen uns schon jetzt.« Er griff hinter sich, nahm Garrets Schwert auf und

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