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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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die Kraft finden, das zu tun, was getan werden muss.«
     
    »Oh, verflucht«, begehrte Lamar auf. »Wie könnt Ihr das so trocken erzählen!« Er nahm einen tiefen Schluck von seinem Wein. »Ich habe angefangen, sie zu mögen! Sogar diesen Garret!« Er sah den alten Mann vorwurfsvoll an.
    »Es ist ihre Geschichte«, gab der alte Mann zur Antwort. »Ich erzähle sie nur. Und sie ist noch nicht zu Ende.«
    »Ich weiß gar nicht, ob ich das Ende noch hören will«, meinte Lamar.
    »Ich kann auch gerne schweigen«, erwiderte der alte Mann und lachte, als er Lamars Blick sah.

 
30
     
    Der Sturm
     
    »Ein solches Gewitter habe ich noch nie erlebt«, bekundete Garret andächtig. Er stand auf Tarlons Schultern und sah durch das vergitterte Fenster hinaus. Abermals erleuchtete ein Blitz ihre Zelle, und der Donner rollte über sie hinweg. Das Gitterfenster führte nicht nach draußen, denn die Zellen waren nachträglich in einen Raum rechts des Eingangs der Börse eingebaut worden. Doch wenn er sich reckte, konnte Garret durch das vergitterte Fenster jenes anderen Raumes schauen. Selten hatte er solche Wassermassen herniederkommen sehen. Wieder leuchtete ein Blitz auf und blendete ihn. Es schien, als ob die Götter selbst wetteiferten, wie viele Blitze sie in einem Atemzug zur Erde hinabschleudern konnten.
    »Ehrlich gesagt, interessiert mich das Gewitter nicht«, bemerkte Tarlon. Er stand mit dem Rücken an der Wand unter dem Fenster, und auch wenn er Garret ohne große Anstrengung tragen konnte, war es doch nicht sehr bequem. Wenigstens hatte sein Freund keine Stiefel an, denn die Absätze hätten den Balanceakt für seine Schultern deutlich unangenehmer gemacht.
    »Nun, ich habe auch nicht wirklich Übung darin …« Garret konzentrierte sich und versuchte, sich an die Lektionen der Dame im Brunnen zu erinnern, während er die Fingerspitzen beider Zeigefinger fest an das untere Ende des mittleren Gitterstabs presste. Das gleißende Licht des nächsten Blitzes überdeckte das Leuchten, das aus seinen Fingern in das Metall des Stabes floss. Es war nicht das erste Mal, dass er es versuchte, und die Anstrengung war enorm. Zeitgleich mit dem nachfolgenden Donner riss er mit beiden Händen an dem Stab, und diesmal löste er sich!
    »Na also«, keuchte Garret zufrieden.
    »Was sagtest du?«, fragte Tarlon von unten.
    »Hier«, rief Garret triumphierend und brach den Stab aus der oberen Verankerung. »Sie wissen einfach nicht, wie man vernünftig baut!« Er hielt den Gitterstab nach unten, und Tarlon nahm ihn entgegen. Es war keine besonders gute Waffe, aber besser als nichts.
    Er spürte, wie der Druck auf seinen Schultern nachließ, dann hörte er Garret fluchen. »Was ist?«
    »Ich habe mich verbrannt … Es ist noch heiß hier! Götter, tut das weh!«, fluchte Garret. Dann sah Tarlon nur noch, wie die nackten Füße seines Freundes durch das Fenster verschwanden.
    Es waren zwar Wachen im Raum mit den Zellen postiert, aber vor einer Weile war ein Blitz in der unmittelbaren Umgebung eingeschlagen und hatte irgendetwas in Brand gesetzt. Kurz darauf waren die Wachen abberufen worden, wohl um beim Löschen zu helfen, und sowohl Tarlon als auch Garret meinten, dass man diese Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen sollte.
    Einen Moment später klackerte der Riegel, und Garret stand, von einem Ohr zum anderen grinsend, im Türrahmen.
    »Wir sind zurzeit die einzigen Gäste hier, und rate mal, was sie freundlicherweise für uns in der Nachbarzelle aufbewahrt haben!«
    »Später«, sagte Tarlon. Er schob den überraschten Garret zur Seite, schloss von außen die Zellentüre so leise, wie es ging, und legte den Riegel wieder vor.
    »In die Nachbarzelle, unter die Pritschen!«, flüsterte er. »Es kommt jemand!«
    Er rannte zum Fenster des Raums hinüber, öffnete den Innenriegel der Vergitterung und sprintete dann in die zweite der drei Zellen zurück, wo er die Tür hinter sich zuzog und sich unter die andere Pritsche warf.
    Es war keinen Moment zu früh, denn schon hörten die beiden, wie die Tür des Raums geöffnet wurde. Dann ertönten die schweren Schritte von mindestens vier Wachen und das Geräusch des Riegels, der zurückgezogen wurde, gefolgt von einem lauten Fluchen.
    Hastige Schritte stampften zum Fenster, dann ertönte ein erneutes Fluchen, und schließlich wurde die Tür zu der Zelle aufgerissen, in der sich die beiden Freunde versteckt hatten. Schwere, mit Metallplättchen verstärkte Stiefel erschienen in ihrem

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