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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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und wies auf die große Flügeltür, die gerade in Sicht kam. »Keine Wachen!«
    Sie hatten Mühe, die Tür zu öffnen. Was auch immer der Mechanismus war, der sie zuvor wie von Geisterhand hatte aufgleiten lassen, sie fanden ihn nicht. Aber es reichte für einen Spalt, durch den sie sich hindurchdrücken konnten. Beide atmeten erleichtert aus, als sie ihre Waffen samt Garrets Bogen noch auf dem großen Tisch liegen sahen.
    »Und jetzt?«, fragte Garret, als er sein Schwert umgürtete.
    »Dort hinten ist eine Tür … vielleicht führt sie zu einer Treppe.«
    »Warum nicht einfach zur Vordertür hinausgehen?«, wandte Garret ein. »Bei dem grauenhaften Wetter können wir uns einfach davonmachen, und keinem werden wir auffallen.«
    »Nur, wenn sie deinen Bogen ignorieren. Überleg mal, wie viele Bogenschützen hast du hier schon gesehen? Er ist zu auffällig, Garret. Wir brauchen den Schutz der Dunkelheit, und bis dahin müssen wir uns an einem Ort verstecken, an dem uns niemand sucht.«
    »Und wo wäre das?«, fragte Garret.
    »Beim Drachen«, meinte Tarlon wie selbstverständlich. Garret sah ihn nur verblüfft an. »Keine Angst, ich hatte nicht vor, in seinem Maul zu schlafen«, fuhr Tarlon fort. »Aber so, wie die Leute hier von dem Drachen reden, halten sie offenbar möglichst großen Abstand zu ihm.«
    »Aus gutem Grund«, bemerkte Garret, folgte dann aber seinem Freund, der bereits dabei war, die hintere Tür zu öffnen.
    Das Dach der alten Börse war flach, wenngleich es nicht leer war. Der Drache lag in einer Ecke und schien zu schlafen. Außerdem standen vier schuppenähnliche Gebäude auf dem Dach verteilt. Eines der beiden Gebäude in ihrer Nähe hatte ein kaputtes Dach, durch das der Regen hineinblies, das andere war noch intakt genug, um ihnen einen trockenen Platz zu bieten. Zudem hatten sie durch die Fensterhöhlen einen Ausblick auf die Stadt und den Hafen.
    Doch im Moment standen die beiden Freunde an der Brüstung des Dachs und versuchten, sich ein Bild der Lage zu machen, wobei sie den Drachen, so gut sie konnten, ignorierten.
    »Schau mal«, sagte Garret und wies nach Süden. »Ich habe noch nie Gewitterwolken gesehen, die bis zum Boden reichen!«
    »Mich freut es eher zu sehen, dass ein weiteres Schiff Feuer gefangen hat«, knurrte Tarlon grimmig. Ein Windstoß ließ seinen Umhang flattern, und der Regen blies ihm wie mit Nadeln ins Gesicht. »Das ist wirklich mal ein Sturm«, bemerkte er dann.
    »Gut für uns«, erwiderte Garret. »Es ist kaum jemand unterwegs, sie haben sich alle verkrochen.« Die dichte Wolkendecke und die einsetzende Dämmerung ließen es schnell dunkler werden. Von ihrem Standpunkt aus beobachteten sie, wie ein Verletzter aus der Löschmannschaft in eines der Gebäude neben der Börse getragen wurde.
    »Das dürfte das Lazarett sein«, stellte Tarlon fest. »Ob sich Hendriks noch dort befindet?«
    »Wir können ihn nicht befreien, wenn du das meinst«, bedauerte Garret. »Er wurde schwer am Bein verletzt, wir müssten ihn tragen. Wenn er überhaupt noch lebt. Auf ihn nahmen sie jedenfalls weniger Rücksicht. Offenbar wollte man nur uns gefangen nehmen!«
    »Das war die Idee des Kriegsmeisters«, erklärte Tarlon. Er löste sich von der Brüstung und schritt zu dem leeren Gebäude hinüber, konnte es sich aber nicht verkneifen, dabei einen Blick auf den Drachen zu werfen. Er erschrak, als er feststellte, dass dieser ihn ansah, und war froh, als er das Gebäude erreichte und nicht mehr seinem Blick ausgesetzt war.
    »Nicht blöde, das Vieh«, meinte Garret, als er nach ihm den Schuppen betrat. Auch er war etwas bleich geworden. Dann seufzte er. »Ich würde gerne noch sein anderes Auge erwischen, aber bei dem Wetter könnte ich es verfehlen, und dann bleibt er bestimmt nicht mehr in seiner Ecke sitzen.«
    »Ehrlich gesagt, wäre ich froh darüber, wenn du ihn in Ruhe ließest«, meinte Tarlon. Er trat ans Fenster heran. »Sieh mal«, sagte er leise. Garret stellte sich neben ihn, wusste aber zunächst nicht, was Tarlon meinte. Dann aber sah er, wie ein Blitz zweimal hintereinander tief an der Basis des alten Damms einschlug, der sich über ihnen erhob.
    »Schlagen Blitze nicht normalerweise oben ein?«, fragte Tarlon leise, als erneut ein Blitz in das Fundament der Staumauer fuhr.
    Garret nickte nur. Fasziniert sah er zu, wie auch die nächsten Blitze an der gleichen Stelle einschlugen. »Und ich habe noch nie einen von ihnen schräg einschlagen sehen«, fügte er ehrfürchtig

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