Die Krone von Lytar
sah ihn nur an. »Warum sollte ich Euch helfen?«, fragte Ariel schließlich nach einer Weile mit einem seltsamen Unterton in der Stimme.
Garret sah ihn verblüfft und entsetzt an. »Ihr wollt ihr nicht helfen? Aber …« Es war ihm gar nicht in den Sinn gekommen, dass der Elf ihnen seine Hilfe versagen könnte.
»Das habe ich nicht gesagt«, antwortete Ariel und stellte seinen Rucksack auf den Tisch, um gelassen einige Dinge einzupacken. »Ich würde nur gerne von dir wissen, was du für deine Freundin zu tun bereit bist.«
»Sie ist nicht meine Freundin«, rief Garret zunächst empört, hielt dann aber inne und senkte seinen Kopf. »Doch, ist sie. Sie ist sogar mehr. Ich werde also tun, was auch immer Ihr von mir verlangt.«
»Ein Jahr«, sagte der Elf, als er an ihm vorbei hinaus in die Dunkelheit ging.
»Wie bitte? Ich verstehe nicht, Ser?« Verständnislos folgte Garret dem Elf nach draußen, wo er sich abermals vorsichtig umsah, denn er rechnete noch immer mit einem Angriff der Hunde.
Ariels Hund sah indessen zu ihm hoch und schien ihn anzugrinsen. Sein Gebiss war tatsächlich noch beeindruckender als das der Bestien. Vielleicht wussten sie das auch und hielten sich deshalb von ihnen fern, auf jeden Fall wurden sie auch auf dem Weg zurück nicht angegriffen.
»Ein Jahr deines Lebens. Du wirst mir ein Jahr lang als Geselle dienen«, erklärte ihm der Elf.
Garret war sich nicht sicher, ob nicht ein amüsierter Unterton in seiner Stimme mitschwang, als der Elf fortfuhr. »Vielleicht lernst du während dieser Zeit ja sogar, durch den Wald zu rennen, ohne dabei so laut zu trampeln, dass man dich selbst noch im Tiefschlaf hören kann!«
»In Ordnung. Ich mache es. Ein Jahr«, hörte sich Garret sagen und stöhnte.
Ein Jahr mit diesem seltsamen Mann. Dabei kam es ihm so vor, als ob sich der Elf nach seiner Zusage tatsächlich etwas entspannen würde. Dennoch, ein ganzes Jahr lang, worauf hatte er sich da nur eingelassen?
Während sich ihre Freunde Sorgen um sie machten, befand sich Elyra entgegen allem äußeren Anschein keinesfalls im Tiefschlaf. Ab dem Moment, in dem sie die blau schimmernde Kristallkugel berührt hatte, fand sie sich plötzlich inmitten einer Gruppe Schüler wieder, die, genau wie sie selbst, eine gelbe Robe trugen. Der Raum war immer noch der gleiche, doch dort, wo zuvor der Brunnen gestanden hatte, stand nun die Frau, die für die Statue Modell gestanden hatte, in Fleisch und Blut, und ihr Lächeln war noch freundlicher als das ihres steinernen Abbilds. Ihre Augen nahmen einen amüsierten Ausdruck an, als sie Elyra musterte.
»Ziemlich spät zum Unterricht?«, bemerkte sie trocken, und Elyra beschlich das merkwürdige Gefühl, als ob die Frau ganz genau wissen würde, dass Elyra die Kugel erst einige Jahrhunderte später berührt hatte.
Da jedoch sonst keiner etwas Ungewöhnliches an ihrem plötzlichen Erscheinen zu finden schien, entschied Elyra, einfach nicht weiter auf die Bemerkung der Frau einzugehen. Die ganze Situation war schon mehr als seltsam genug.
»Wo sind wir stehen geblieben? Ja, richtig. Bei den Prinzipien der Magie in zehn einfachen Schritten.« Die Frau lachte leise. »So einfach, dass auch ihr sie verstehen werdet. Also fangen wir an. Am Beginn jedes Weges steht immer der Wille, die Vorstellung dessen, was man erreichen will, also das Ziel. Dies ist der erste und wichtigste Schritt.«
Die Frau hatte tatsächlich ein Talent, die schwierigsten Dinge auf die einfachste Art und Weise zu erklären, dachte Elyra im hintersten Winkel ihres Verstandes, der sich wunderte, dass sie sich nicht wunderte, wieso sie hier inmitten der anderen Schüler saß. Elyra war fasziniert von ihr. Es kam ihr so vor, als ob sie mit jedem Wort mehr verstehen würde, als ob sie sehen könnte, was die Frau meinte, nämlich wie die Welt, die Götter und alles Leben miteinander zusammenhingen und miteinander verbunden waren. Wie man seinen Geist frei machen konnte, um höchste Konzentration zu erreichen. Und dann erklärte sie ihnen die Wirkung des ersten magischen Spruches, den die Schüler lernen sollten, eine Form der Magie, die sie Reinigung nannte.
»Es ist ein kleiner, äußerst praktischer Spruch, der für alle Anwärter der Magie geeignet ist, dabei aber so vielseitig und weitreichend in seiner Auswirkung, dass ich noch immer über ihn staune«, erklärte die Frau lächelnd. »Dieser kleine nützliche Spruch, auch gut gegen Flöhe und ähnliches Geschmeiß, lautet folgendermaßen
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