Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
Vom Netzwerk:
Stadt bedrohten. Jämmerliche Kreaturen, deren Entsetzen darin lag, dass sich in dem tierhaften Wesen noch immer die Seele eines Menschen verbarg, krank und verstümmelt, zur Unkenntlichkeit verformt, ebenso wie der Körper. Ein Schicksal, das jeden hier ereilen konnte, der zu lange in der Stadt verweilte. Schon jetzt munkelten die Männer, dass es Kameraden gab, die sich ebenfalls veränderten. Bislang war es nur ein Gerücht, aber wie lange konnte man so etwas verheimlichen? Er musterte das Echsenwesen und fragte sich, wie dieser von dem Wolfsmenschen wissen konnte. Ob der Kriegsmeister sich überhaupt jemals solche Gedanken machte oder sich unberührbar von der Verdorbenheit der alten Stadt wähnte?
    »Ja, heute Morgen«, antwortete der Graf knapp.
    »Bringt mich zu ihm. Und holt diesen Priester, diesen Rokan. Ich hörte, er hat die Gabe der Zungen.«
    Der Anblick des Wolfsmenschen rief beim Grafen Ekel und Angst hervor. Wäre das Biest nicht so elendig in diesem Käfig gefangen, wäre der Abscheu auch nicht viel geringer gewesen. Das Monster zeigte noch viel zu viele menschliche Eigenschaften, der Arm eines menschlichen Kleinkindes ragte aus seiner linken Brust und tastete blind herum oder verkrallte sich im zottigen Brusthaar des Monsters. Wären nicht die menschlichen Merkmale vorhanden gewesen, wäre es nicht halb so schlimm. Aber allein das Wissen, dass in diesem Körper die Seele eines Menschen gefangen war, ließ den Grafen frösteln.
    Die Augen des Wolfsmenschen waren für Lindor das Schrecklichste. Es waren die Augen eines Menschen, und in ihnen las der Graf seine innere Qual, die über alles hinausging, was er je zu sehen wünschte.
    »Er sagt, er wäre der Anführer seines Rudels«, teilte Rokan ihnen mit. Er war einer der wenigen Priester, die Belior mit auf diese Expedition geschickt hatte. Lindor hätte lieber auf ihn verzichtet.
    Klein, zierlich und schlank, vielleicht drei Dutzend Jahre alt, trug er eine Robe ähnlich der, die der Kriegsmeister trug. Das Symbol seines Gottes, eine knöcherne Hand mit einer Fackel darin, trug er auf seiner Brust.
    Darkoth, der Dunkle.
    Mehr wusste auch Lindor nicht über diesen Gott, aber ein Blick auf die von Grausamkeit geprägten Gesichtszüge des Priesters, die tiefen Falten und die dunklen Augen, die nie weit vom Wahnsinn entfernt schienen, reichte ihm aus.
    Der Priester war nicht weniger arrogant als der Kriegsmeister, und es überraschte ihn nicht, dass die beiden sich auf Anhieb gut zu verstehen schienen.
    Die Arroganz des Priesters stützte sich darauf, dass sein Orden das Vertrauen des Königs genoss. Oft genug schlich einer dieser Robenträger um Belior herum und flüsterte in sein Ohr. Jeden anderen Priester hätte Lindor mit offenen Armen willkommen geheißen, gab es doch immer Bedarf an göttlicher Heilung. Doch der dunkle Gott schien an Heilung nicht interessiert, er gab seinen Priestern andere, dunklere Gaben.
    »Sagt ihm, dass er durch die Gnade Eures Gottes Erlösung finden wird und als Mensch weiterleben kann, wenn er unserem Willen folgt«, sagte der Kriegsmeister zischelnd. Manchmal lispelte das Wesen und erzeugte dabei ein Geräusch, als ob trockene Schuppen über Stein raspeln.
    »Aber eine solche Gnade gewährt mein Gott mir nicht«, antwortete Rokan überrascht.
    »Ihr könnt ihn doch von seiner Qual erlösen. Glaubt ihr Menschen nicht alle, dass nach dem Tod die Seele ein neues Zuhause findet?«
    Rokan nickte und lachte leise. »So gesehen, wird es mir leicht fallen, das Versprechen zu halten.«
    »Dann gebt es ihm.«
    Die Knurrlaute, die aus dem Rachen des Priesters drangen, waren kaum noch einer Sprache ähnlich, die Lindor kannte. Aber auch hierin lag, wie im Anblick des Wolfsmenschen, noch ein Rest Menschlichkeit. Die Augen des Monsters weiteten sich, und Lindor sah die Hoffnung in ihnen, als das Wesen nickte und mit hastigen gutturalen Lauten Antwort gab. Der Graf brauchte keine Übersetzung. Nichts war dem Monster wichtiger, als von dieser Qual erlöst zu werden.
    »Er fragt, was getan werden soll«, übersetzte Rokan mit einem amüsierten Lächeln.
    »Es ist eine einfache Aufgabe«, sagte der Kriegsmeister und blickte gelangweilt auf die Klauen seiner linken Hand. »Die Wolfsmenschen sind schon verdorben, der südliche Wald wird ihnen nichts ausmachen. Sie sollen dort Ausschau halten nach Spähern aus diesem lästigen Dorf.«
    »Und wenn sie welche finden?«, fragte der Priester.
    »Dann soll die Meute sie fressen«, gab der

Weitere Kostenlose Bücher