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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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Band zu Nestrok hatte ihm selbst dieses Schicksal erspart. Doch jede Nacht erschienen ihm die ruhigen Augen der Heilerin im Traum. Sie schienen ihn zu mustern und in ihm zu suchen – nach was, das vermochte er selbst nicht zu sagen. Ehre war es jedenfalls nicht, denn seit jener Nacht kannte er diese lugend nicht mehr.
    Er ließ seinen Blick über die alten Ruinen schweifen. Es war diese verfluchte Stadt mit ihrer widernatürlichen Magie, den Monstern und schreckenerregenden Gestalten, die einst Menschen gewesen waren … Diese Stadt war faul und krank, die Ruinen von unheiligem Leben erfüllt. Selbst die Götter wandten sich schaudernd von ihr ab.
    Hier am Hafen sollte es am sichersten sein, hatte Belior gesagt. Vielleicht war es so, doch fast täglich verlor Lindor Männer an die Stadt, an ihre Monster oder daran, und das war das Schlimmste, zu was die Männer wurden, die einen unbedachten Schritt zu viel getan hatten. Sie wandelten sich zu Dingen, gegen die selbst ein Kronok fast noch menschlich wirkte.
    Die Artefakte, die seine Männer fanden, wurden zurück nach Thyrmantor verschifft. Fast jedes dieser Artefakte war mit dem Blut seiner Männer erkauft worden. Sinnlose Dinge wie Lampenschirme oder Kinderspielzeug, Nützliches wie Schwerter, Dolche, Schilder oder alte Rüstungsteile. Aber auch so unverständliches Zeug wie manche Apparate, die keinem erkennbaren Sinn und Zweck dienten. Alles, was aussah, als hätte es die Jahrhunderte überstanden, und vieles, von dem nicht einmal erkenntlich war, was es denn sein könnte. Belior wollte alles haben.
    Lindor sah nach Westen über einen Teil des untergegangenen Hafens hinweg, dorthin, wo die Zinnen der alten Kronburg aus dem Wasser ragten. Ein breites Ruderboot war dort festgemacht. Die alte Kronburg hatte es Belior angetan, doch sie stand zum größten Teil unter Wasser, und immer wieder starben Leute bei dem Versuch, die versunkenen Räume zu erforschen.
    Lindor hatte schon Kriege geführt, in denen er weniger Männer verloren hatte. Und das alles für die Verheißung unbegrenzter Macht für einen König, der weder Ehre noch Treue noch Loyalität kannte und von diesem alten Reich wie besessen war. Mehr als einmal hatten sie unter großen Verlusten ein Areal freigekämpft, in dem sich, nach den Worten des Königs, etwas von Wert befinden musste … nur um leere Hallen und Lager vorzufinden. Jemand war ihnen zuvorgekommen, und Belior war der festen Überzeugung, dass es die Leute aus dem Dorf sein müssten. Vielleicht hatte er sich deshalb geweigert, Lindor mehr Männer zu geben. Er fürchtete wohl, sie gegen das magische Kriegsgerät zu verlieren, das er selbst so verzweifelt suchte.
    Aber auch hier hatte sich der König getäuscht, denn die überraschende Niederlage hatte wenig mit alter Magie zu tun, sondern umso mehr mit einer überraschend guten Verteidigung. Die Befürchtungen des Königs hatten sich nicht erfüllt.
    Der Graf fluchte leise. Diese übertriebene Ängstlichkeit des Königs hatte ihn viele gute Männer gekostet. Hätte der Graf seine Hauptstreitmacht ins Feld führen können, wäre das Ergebnis anders ausgefallen. Noch besser wäre es gewesen, hätte Belior auf den Grafen gehört, denn Lindor hatte es als unnötig empfunden, die Dörfler anzugreifen. Seit Jahren schon liefen die Ausgrabungen, und nicht ein einziges Mal hatten die Leute des Dorfes Interesse daran gezeigt. Wenn sie überhaupt davon wussten …
    Manchmal wünschte der Graf, er könnte den König einfach als verrückt abtun, doch dazu wusste der Mann zu viel über die Stadt, selbst über die untergegangenen Gebiete. Dennoch verstand er nicht, was Belior antrieb. Thyrmantor hatte keine ebenbürtigen Feinde mehr. Die noch existierenden anderen Reiche lagen hinter hohen Bergzügen oder weiten Ozeanen geschützt, dem Zugriff Beliors zwar entzogen, zugleich stellten sie aber auch keine Bedrohung mehr dar. Belior hatte sein Ziel erreicht: Er war der Herrscher des mächtigsten Reiches, das die Welt heute kannte.
    Was trieb den Mann also noch? Lindor sah über die alte Stadt hinweg. War es das? War es Belior ein Dorn im Auge, dass es einst ein Reich gegeben hatte, das mächtiger war als das, das er heute sein Eigen nannte? Lag der König mit alten Geistern im Wettstreit?
    »Graf Lindor.«
    Nur mit Mühe konnte der Graf verhindern, dass er zusammenzuckte. War er wirklich so in Gedanken versunken gewesen, dass er nicht bemerkte, wie der Kriegsmeister an ihn herangetreten war?
    Langsam drehte er

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