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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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Durchschnitt waren sie gut um die Hälfte größer als ein Mensch, und sie besaßen dort, wo die Rüstungen die Haut nicht bedeckten, kleine schwarze Schuppen. Die lippenlosen Münder zeigten unzählige scharfe Zähne, die Nasenlöcher waren senkrechte Schlitze, die sich beim Atmen schlossen, und die Augen … Lindor schüttelte sich. Es waren die gelben Augen von Reptilien, voller Intelligenz, aber bar jeder menschlichen Regung. Die Krieger allein waren furchteinflößend genug, doch ihr Anführer war es, dessen Anblick Lindor jedes Mal einen Schauer über den Rücken jagte.
    Wenn das Wesen einen Namen hatte, so kannte er ihn nicht. Es nannte sich Kriegsmeister. Nach Beliors Auskunft war es ein Wesen, das nur dazu gebrütet worden war und aus dem Ei schlüpfte, um die Strategien und Taktiken des Krieges zu beherrschen. Diese Kreatur gehörte der gleichen Rasse an wie die Kriegsreiter, die seine Soldaten in Angst und Schrecken versetzten.
    Der Kriegsmeister trug keine Rüstung, sondern eine lange golddurchwirkte schwarze Robe. Nach Art der Beduinen hatte er ein schwarzes seidenes Tuch um den Kopf geschlungen, das nur die Augen frei ließ. Im ersten Moment konnte man ihn für einen sehr großen Menschen halten, doch diese Augen mit ihren gelben, senkrecht geschlitzten Pupillen und der schwarzen fein geschuppten Haut, die sie umgab, belehrten den Betrachter schnell eines Besseren.
     
    Es waren nur zwei Dutzend Kronoks, und so furchterregend sie auch waren, so hatte der Graf keinen Zweifel daran, dass seine Leute sie auf sein Kommando hin erschlagen würden. Wenn es Belior nicht gäbe, würde er genau das befehlen.
    Selbst Nestrok betrachtete diese Wesen mit unverhohlener Abscheu. So alt der Drache auch war, selbst ihm waren diese Wesen unbekannt. Fast schien es Lindor, als ob er sich sogar vor ihnen fürchten würde.
    Kein Wunder, dachte Lindor verbittert, während sich seine gepanzerten Hände in die Brüstung des Daches krallten, selbst Nestrok war menschlicher als diese Wesen.
    Er blickte hinüber zu der gebrochenen Mauer des alten Damms auf der anderen Seite des Platzes. Zwei mächtige steinerne Türme ragten dort noch immer in den Himmel empor, und zwischen ihnen verschloss eine gewaltige Wand aus Stein das dahinterliegende Tal. Durch einen tiefen Riss in dieser Wand rauschte das Wasser im hohen Bogen in die Tiefe, das ferne Donnern des Wasserfalls ein ständiger Begleiter. Niemand verstand, warum dieser Damm einst gebaut wurde.
    Lindor musterte die beiden hohen Türme und überlegte zum wiederholten Mal, ob er dort Wachen postieren sollte. Hinter der mächtigen Wand lag nur ein See … Es drohte keine Gefahr von dort. Es hatte dagegen mehr Sinn, hier auf dem Dach jemanden zu postieren.
    Wieder musste er sich an der Wange kratzen. Er besaß den Pfeil zwar noch, aber selbst seine besten Heiler konnten nicht herausfinden, um welches Gift es sich handelte, das ihm das Tragen von Rüstungen trotz aller Salben fast unerträglich machte. Die Wunde in der Seite war dagegen fast zu vernachlässigen, obwohl auch sie fast unerträglich juckte.
    Lindor fluchte leise, als er sah, wie die schlanke, übergroße Gestalt zielsicher auf die Börse zusteuerte. Der Kriegsmeister war ihm unheimlich, fast so unheimlich wie Belior. Wieder und wieder verfluchte Lindor sich selbst, dass er sich auf diese unheilige Allianz eingelassen hatte.
    Macht und Reichtum, Ehre im Kampf gegen die Elfen, das war ihm versprochen worden. Und nun saß er seit drei Jahren in dieser verfluchten Stadt fest. Nur einmal hatte er sie verlassen. Er musste Nestrok trotz seiner Verwundung zwingen, zu der Kronstadt Beliors zu fliegen, um dort abgefertigt zu werden wie ein unwissender Jüngling! Er sah auf seine geballte Faust herab und zwang sich, sie zu entspannen. Der Kriegsmeister verschwand im Eingang der Börse, und Lindor hatte keinen Zweifel daran, dass das Wesen wusste, wo er zu finden war und ihn bald belästigen würde. Einen Ratgeber hatte Belior ihn genannt. Pah!
    Aber er verdiente es ja nicht besser. Jedes Mal wenn er die Augen schloss, sah er das erhobene stolze Gesicht der Heilerin wieder, die ihm furchtlos in die Augen gesehen hatte, als er sein Schwert erhob. Als er sie tötete, wich Lindor zum ersten Mal vom Pfad der Ehre ab, und in jeder Nacht sah er ihr Gesicht erneut. Es half nichts, dass er erklärte, dass er ihr nur ein schlimmeres Schicksal erspart hatte, denn er wusste nur zu gut, was Belior mit ihr getan hätte. Nur sein einzigartiges

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