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Die Kugel und das Opium

Die Kugel und das Opium

Titel: Die Kugel und das Opium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liao Yiwu
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Bifeng?«
    Ich nickte.
    »Sie sind verhaftet.«
    Anschließend haben sie mich in das Polizeirevier von Xishan in Kunming gesperrt.
    LIAO YIWU:
    Ziemlich seltsam, wie oft haben sie dich denn festgenommen und wieder freigelassen?
    LI BIFENG:
    Im Untersuchungsgefängnis von Jinghong war ich zweimal; im Untersuchungsgefängnis von Kunming war ich sieben Tage eingesperrt, dann haben sie mich wieder auf freien Fuß gesetzt, damit ich selbst nach Sichuan zurückkehre und mich der Polizei stelle. Zu guter Letzt bin ich dann in meiner Heimat, in Mianyang, richtig eingesperrt worden. Während der Verhöre haben die Polizisten mir Fotos gezeigt von meinem gesamten Fluchtweg, mit wem ich Kontakt hatte – war alles in meiner Akte. Aber erfolglos, zum Glück ist ihnen kein großer Fisch an die lange Leine gegangen, die sie ausgelegt hatten.
    Mein Kommilitone aus Kunming ist mit in die Sache hineingezogen worden, war ein paar Tage in Haft und wurde nach einer Belehrung wieder freigelassen; 1998 haben sie mich dann wieder in eine Falle gelockt, ich war wieder bei meinem Kommilitonen zu Besuch, hatte ihn gerade verlassen, da haben sie mich wieder festgenagelt. Nachdem ich zum zweiten Mal in den Palast eingefahren war, wurde ihm befohlen, sich täglich bei der Staatssicherheit zu melden, und seine Arbeit hat er auch verloren.
    LIAO YIWU:
    Du bist einen großen Kreis gelaufen, wie viel Zeit hast du dafür gebraucht?
    LI BIFENG:
    Ich bin am soundsovielten Juli verhaftet worden, beinahe hätte es mich den Kopf gekostet. Damals haben sie mich im Büro der Öffentlichen Sicherheit in der Oststadt von Chengdu die ganze Nacht verhört, mich nach Details über die Brandstiftung am Kaufhaus des Volkes gefragt, mir ist vor Angst der kalte Schweiß ausgebrochen, ich wusste, wenn sie einmal beschlossen hatten, mich zum Brandstifter zu machen, dann war mir der Tod sicher. Also habe ich ein paar Namen genannt, als Zeugen. Ein Glück, dass es doch relativ viele ehrliche Menschen auf der Welt gibt, die schriftlich bestätigt haben, dass ich nicht da war, als der Brand im Kaufhaus anfing – sicher hat mich die verstorbene Seele meines alten Vaters beschützt.
    Im Untersuchungsgefängnis war ich über zwei Monate, dann wurde ich in das Untersuchungsgefängnis von Mianyang verlegt. Eigentlich glaubte die Polizei, aus dem Anführer der »Selbstverwaltung der Jugend von Chengdu-Stadt« einen Fall von konterrevolutionärer Cliquenbildung machen zu können, aber zu ihrem Leidwesen fehlten dafür die Beweise. Also bekam ich wegen »Aufwiegelung« fünf Jahre, Tang Xianquan drei Jahre, Yang Wei drei Jahre Arbeitslager, Liu Jiameng und Liu Yingde wurden in einem gesonderten Verfahren behandelt.
    LIAO YIWU:
    Wie lange warst du in Untersuchungshaft?
    LI BIFENG:
    Mit den Verhören insgesamt über ein Jahr.
    LIAO YIWU:
    Wie war es da drin?
    LI BIFENG:
    Du hast ja selbst im Knast immer weiter geschrieben, das habe ich auch gemacht. Nach deinem Beispiel habe ich auch meine Erlebnisse beschrieben. Einmal habe ich einem Felldieb, der Botengänge machte, einen Brief anvertraut, bin aber verraten worden und wurde entsetzlich gemaßregelt.
    LIAO YIWU:
    Ich bin im Untersuchungsgefängnis auch gemaßregelt worden, die übliche Folter waren Bodenschellen, Seil und Elektroknüppel. Was haben sie mit dir gemacht?
    LI BIFENG:
    Fausthiebe, Fußtritte, und dann haben sie die anderen Gefangenen herzitiert und auf mich eingeschlagen, damit ich auch etwas davon hatte; sie haben mir die Zunge mit Elektroknüppeln verbrannt, ein blauer Rauch, ein Purzelbaum, dann haben sie eine Schüssel Wasser herangeschafft, in die ich mich stellen musste, haben die Elektroknüppel in das Wasser gesteckt, und als das unter Strom gesetzte Wasser Wellen schlug, habe ich angefangen zu zucken und bin hinterrücks umgefallen. Wenn das ein paarmal wiederholt wurde, bekam man eine blaue Nase, und das Gesicht schwoll an.
    LIAO YIWU:
    Wie es aussieht, sind die Maßregelungsmethoden der Wärter in den verschiedenen Gefängnissen sehr ausgepicht.
    LI BIFENG:
    In dem Roman habe ich lang und breit eine perverse Wärterin namens Wang beschrieben, die hat sich gerne gutaussehende Gefangene herausgepickt und spezielle Gesangskonzerte durchgeführt; außerdem hat sie gerne mit dem Elektroknüppel ihren Rundgang durch die Zellen gemacht, da musste nur ein wenig Waschwasser unter einer Tür vorkommen, schon hat sie auf leisen Sohlen die Eisentür aufgemacht und gebrüllt: »Hurensohn, wenn du dich nicht schämst,

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