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Die Kugel und das Opium

Die Kugel und das Opium

Titel: Die Kugel und das Opium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liao Yiwu
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war mein Sohn noch keine hundert Tage auf der Welt, ich war mut- und mittellos, außerdem stand ich unter »Beobachtung« und war extrem verzweifelt. Also habe ich mit meiner Frau gesprochen, dass ich kämpfen wolle. Sie war einverstanden. Ich bin sofort nach Shenzhen, bin zur Zhongying-Straße wie irgend so ein dahergelaufener Tourist, bin da langgelaufen und habe mich umgesehen. Ein Polizist ist auf mich aufmerksam geworden, hat mir die Anweisung gegeben, herüberzukommen und mich auszuweisen. Ich habe mir ein Lächeln abgerungen, aber meine Beine und mein Bauch waren schon völlig verkrampft. Es dauerte keine weiteren drei Minuten, da hatte er mich zur Wache geschafft; er machte einen Anruf, es dauerte keine drei Minuten, und sie haben mich zum Geschwader geschafft; anschließend haben sie mich im Revier von Shatoujiao eingesperrt. Zu diesem Zeitpunkt wartete die Polizei von Mianyang bereits im Amt für Öffentliche Sicherheit des Bezirks Luofu, ich hatte den kapitalistischen Boden nicht einmal betreten und war schon wieder zurück.
    LIAO YIWU:
    Hast du Beziehungen gehabt? So blind dich da hineinzustürzen? Kein Wunder, dass sie dich zum »Aktionskünstler aus den Kreisen der Demokratiebewegung« abgestempelt haben.
    LI BIFENG:
    Die Freunde in den Kreisen haben mich direkt dahingeschickt, an der Brücke von Shatoujiao hat jemand mir zu Hilfe kommen sollen. Ich hatte eine Zeitung in der Hand, das war das geheime Zeichen, aber ich bin da hin und her und habe keinen Genossen gesehen. Aber ich bin einem meiner Lehrer aus der höheren Schule in die Arme gelaufen, ich war völlig perplex und habe ihn begrüßt: »Herr Lehrer Wang, was machen Sie denn hier?«
    Erst nach Jahren habe ich erfahren, dass da überall Polizei in Zivil unterwegs war, die mir folgen sollte, wenn ich die Grenze illegal überschreite. Zum Glück hatte ich nichts, was gegen mich hätte sprechen können, bei mir. Diesmal habe ich wegen »unerlaubten Grenzübertritts« nur fünfzehn Tage bekommen, und als ich wieder draußen war, hat mir die Verwaltung wiederholt mit Nachdruck klargemacht, dass ich Bescheid sagen müsse, bevor ich nach draußen wolle.
    Um sie zu beruhigen, habe ich in der Firma eines Freundes angefangen und ein paar Tage den verantwortlichen Abteilungsleiter gegeben. In dieser Zeit war die Demokratiebewegung im Land recht lebhaft, es gingen häufig Petitionsschriften in Beijing ein, Liu Xianbin und andere haben auch in Chengdu öffentliche Aktionen gemacht und oft an Vorlesungen in der Universität Sichuan teilgenommen. Chongqings Wang Ming hat sich uns ebenfalls angeschlossen, er wollte ein »Bürgermanifest« machen. Selbst wenn wir uns kaum haben sehen lassen, hat die Polizei doch unser Nest bei der Südwest-Volksakademie ausgehoben. Ich hatte Pech gehabt, man hatte mich eingeladen, hier ein wenig die Füße hochzulegen, und kaum hatte ich mich hingelegt, klopfte die Polizei an die Tür. Diesmal haben sie eine ganze Menge Leute gefasst, ich kam mit Wang Ming zusammen in einen eisernen Käfig und wurde eine ganze Nacht lang verhört. Als es hell wurde, wurden von uns vor der Tür Fotos gemacht. Mein Herz setzte aus: »Verdammt, wenn sie Fotos machten, dann bedeutete das, dass sie einen komplett identifizieren wollten, und das hieß: Umerziehungslager!«
    LIAO YIWU:
    Du hattest wohl keine Handhabe?
    LI BIFENG:
    Seinerzeit hatte ich das »Schreiben an die Landsleute in Hongkong« in der Tasche, worin es um den Betrug mit der Rückkehr Hongkongs 1997 ging. Ich hatte bereits eine Gelegenheit gefunden, das Corpus Delicti aus dem Fenster zu werfen, aber zu meiner Überraschung haben sie es wieder aufgesammelt. Du hast es in deinem Buch
Für ein Lied und hundert Lieder
schon gesagt: »In unruhigen Zeiten bedeutet Schreiben die Herstellung von Beweisen, die gegen einen verwendet werden können.« Mehrmals war ich nahe daran, das Corpus Delicti zu vernichten, aber es ist mir nicht gelungen.
    Wieder wurde ich verhaftet und nach Mianyang geschafft, ein paar Tage eingesperrt und dann wieder freigelassen; Wang Ming hingegen bekam drei Jahre Arbeitslager. Beim ersten Mal hat er fünf Jahre gesessen, dann war er zwei Jahre frei, und dann ist er zum zweiten Mal in den Palast eingefahren.
    Dieser Vorfall hat dazu geführt, dass ich die Arbeit verloren habe, also musste ich notgedrungen mit ein paar Freunden zur großen Brücke am Nordtor in Chengdu gehen, um ein Restaurant für frischen Fisch aufzumachen. Eigentlich lief das ganz gut, aber eine

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