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Die Kultur der Reparatur (German Edition)

Die Kultur der Reparatur (German Edition)

Titel: Die Kultur der Reparatur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang M. Heckl
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auseinandergesetzt hat: Der alten Bastler sind in unserer Republik viele! Dafür, dass auch die junge Generation die Welt wieder mit eigenen Händen begreifen will, sind unter anderem die vielen Youtube-Videos, die das Reparieren von fast jedem vorstellbaren E-Gerät lehren, ein Beleg.
    Wer genau hinschaut, entdeckt überall Ansätze einer neuen Kultur der Reparatur, einer Selber-Mach-Bewegung, denn Herstellung und Pflege/Reparatur gehören untrennbar zusammen: Wer selbst etwas hergestellt hat, möchte es bei einem Defekt nicht einfach austauschen, sondern es eigenhändig wieder instand setzen (selbst in dem Fall, dass sich eine Reparatur eigentlich nicht rentiert, aber es kommt eben darauf an, wie jeder Einzelne für sich Rentabilität definiert, und da fließen nicht nur ökonomische, sondern in hohem Maße auch emotionale Gründe mit ein). Ein ganzer Rosengarten ist diesbezüglich noch nicht gewachsen, aber Samenkörner sind gelegt worden.
    Orte wie die Repair Cafés, HUIJ, HEi, Attraktor und das FabLab propagieren ein Modell für die industrielle Gesellschaft der Zukunft. Es gibt sicher nicht eine einzige gültige Antwort auf die Frage des zukünftigen Umgangs mit den begrenzten Ressourcen. Wichtig wird z. B. auch sein, dass wir wieder teilen lernen. Die Bewegung der Shared Economy – ein Begriff, der schon in den achtziger Jahren von dem amerikanischen Wirtschaftswissenschafter Martin Weitzman geprägt wurde –, bei der das Prinzip des Teilens auf alle denkbaren Güter des Lebens ausgedehnt wird, vom Werkzeug über zu klein gewordene Kinderkleidung bis hin zu Nahrungsmitteln, ist auf dem Vormarsch. Nicht mehr das Eigentum, sondern der Besitz für eine gewisse Zeit steht hier im Mittelpunkt. Denken wir an die modernen Car-Sharing-Initiativen, die allen Ortes entstehen. Oder an neue Modelle des Wohnungstauschs wie Couchsurfing. Verleiht man Gegenstände, ist man natürlich gut beraten, auf langlebige und reparaturfähige Güter zu setzen, denn das Verleihen beansprucht sie oft sehr.
    Bei diesen vereinzelten Bewegungen und ökonomischen Ansätzen wird es angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen nicht bleiben. Ähnlich wie die Natur bei der Selbstorganisation und der Anordnung der Moleküle mit einer bestimmten Anzahl von Möglichkeiten spielt, mendeln sich auch auf gesellschaftlicher Ebene die besten Lösungen heraus. Die Natur hat ein Leben mit eingebautem Reparaturmechanismus hervorgebracht. Ihm ist zu eigen, dass die Zellen der Organismen Wege gehen können und sollen, die nicht immer auf Anhieb optimal sind. Das Gleiche gilt für die Reparatur-Bewegung.

Wie ich selbst zum Reparateur wurde
    Warum ich, frei nach der Band Tocotronic, Teil einer Reparaturbewegung sein will, hat mit meiner frühesten Jugend und Kindheit zu tun. Als kleiner Junge sammelte ich Vogelfedern, Blumen, die ich trocknete und presste, auch steinzeitliche Keile, Feuersteine oder Fossilien wie Ammoniten, jene ausgestorbenen Kopffüßer, die in der Paläontologie von großer Bedeutung sind. Ich suchte in der Natur, in Steinbrüchen vor allem, nach Versteinerungen. Für meine Fundstücke fertigte ich Sammelkästen an.
    Wer einmal Kinder beobachtet hat, wenn ihnen in der freien Natur oder auch einer Werkstatt der Raum zur Verfügung steht, selbst zu experimentieren, selbst zu erkennen, etwas selbst auseinanderzunehmen und zusammenzubauen, der weiß, dass der Entdeckerdrang ein elementares Kennzeichen der menschlichen Natur ist. Kinder kommen gleichsam auf der Spur von Goethe und Humboldt vom Staunen über das Erkennen zum Verstehen. Und diese Kette beinhaltet mittendrin ganz entscheidend das Herstellen und das Reparieren.
    In meiner Jugend hatte ich einen Freund, der viel von der Elektronikbastelei verstand, von ihm konnte ich in dieser Hinsicht viel lernen. Ich bewunderte ihn ein wenig, weil er es war, der bei jeder Party in der Schule oder im Freundeskreis für die Musikanlage zuständig war. Ohne ihn ging nichts. Unbedingt wollte ich von ihm die Tricks und Kniffe lernen (die technischen Geheimnisse von Plattenspieler, Verstärker, Tonbändern, Boxen, Lichtorgel etc.). Noch heute besitze ich das erste Gerät, das wir vor fast vierzig Jahren gemeinsam gebaut haben: eine einfache Gleichspannungsversorgung im Niedervoltbereich, im Wesentlichen nur ein Trafo und ein Gleichrichter. Aber das Gehäuse war ein Hingucker: kein Standardmetallgehäuse, nein, ein Eigenbau aus Holz, zusammengeleimt und dann in einer coolen metallicblauen

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