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Die Kunst des klugen Handelns: 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen (German Edition)

Die Kunst des klugen Handelns: 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen (German Edition)

Titel: Die Kunst des klugen Handelns: 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dobelli
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beim Thema Hyperbolic Discounting »die verführerische Kraft des Jetzt« kennengelernt. Frederick hat dazu folgende Frage gestellt: »Hätten Sie lieber 3.400 Dollar jetzt oder 3.800 Dollar in einem Monat?« Menschen mit einem niedrigen CRT-Resultat tendieren dazu, die 3.400 Dollar jetzt zu nehmen. Sie können nur schwer ausharren. Sie sind impulsiver. Das gilt auch für Kaufentscheidungen. Menschen mit einem hohen CRT-Ergebnis hingegen entscheiden sich überwiegend dafür, einen Monat zu warten. Sie bringen die Willenskraft auf, um auf die sofortige Erfüllung zu verzichten – und werden dafür später belohnt.
    Denken ist anstrengender als Fühlen. Rationales Abwägen erfordert mehr Willenskraft, als sich der Intuition hinzugeben. Anders gesagt: Intuitive Menschen hinterfragen weniger. Das hat den Harvard-Psychologen Amitai Shenhav und seine Forschungskollegen auf die Idee gebracht, dass das CRT-Ergebnis etwas über den Glauben aussagen könnte. Tatsächlich! Amerikaner mit einem hohen CRT-Wert (die Studie wurde nur in den USA durchgeführt) sind tendenziell Atheisten, und ihre atheistische Überzeugung hat sich über die Jahre noch verstärkt. Amerikaner mit einem niedrigen CRT-Ergebnis glauben hingegen tendenziell an Gott, an »unsterbliche Seelen« und haben schon eher »göttliche Erfahrungen« gemacht. Das leuchtet ein: Je intuitiver Menschen entscheiden, desto weniger Vernunft setzen sie ein, um religiöse Vorstellungen zu hinterfragen.
    Falls Sie mit Ihrem eingangs ermittelten CRT-Wert nicht ganz zufrieden sind und ihn steigern möchten, dann tun Sie also gut daran, selbst einfachsten
     logischen Fragen mit Skepsis zu begegnen. Nicht alles, was plausibel erscheint, ist wahr. Weigern Sie sich, den ersten Mist zu glauben, der Ihnen in den
     Sinn kommt. Abgemacht? Also gut, nochmals ein kleiner Test: Sie fahren mit 100 km/h von A nach B und mit 50 km/h zurück. Wie hoch war Ihre
     Durchschnittsgeschwindigkeit? 75 km/h? Nicht so schnell, Vorsicht, nicht so schnell!

Die richtige Antwort ist: 66,66 km/h.



WIE SIE EINEN SCHARLATAN ENTLARVEN
    Forer-Effekt
    Liebe Leserin, lieber Leser, es mag Sie überraschen, aber ich kenne Sie persönlich. So würde ich Sie einschätzen: »Sie brauchen die Zuneigung und Bewunderung anderer, dabei neigen Sie zu Selbstkritik. Zwar hat Ihre Persönlichkeit einige Schwächen, doch können Sie diese im Allgemeinen ausgleichen. Sie haben beträchtliche Fähigkeiten, die brachliegen. Äußerlich diszipliniert und kontrolliert fühlen Sie sich ängstlich und unsicher. Mitunter zweifeln Sie an der Richtigkeit Ihrer Entscheidungen. Sie bevorzugen ein gewisses Maß an Veränderung, und Sie sind unzufrieden, wenn Sie von Verboten und Beschränkungen eingeengt werden. Sie sind stolz auf Ihr unabhängiges Denken und nehmen anderer Leute Aussagen nicht unbewiesen hin. Sie erachten es als unklug, sich anderen zu freimütig zu öffnen. Manchmal verhalten Sie sich extrovertiert, leutselig und aufgeschlossen, manchmal auch introvertiert, skeptisch und zurückhaltend. Ihre Wünsche scheinen mitunter eher unrealistisch.« Und? Erkennen Sie sich wieder? Auf einer Skala von 0 (unzutreffend) bis 5 (perfekt treffend): Wie gut habe ich Sie eingeschätzt?
    Im Jahr 1948 gab der Psychologe Bertram Forer genau diesen Text seinen Studenten zu lesen. Den Wortlaut hatte er aus den Astrologiespalten verschiedener Zeitschriften zusammengestellt. Jedem einzelnen Studenten gab Forer vor, er habe die Beschreibung speziell für ihn geschrieben. Die Studenten bewerteten ihre Charakterisierung im Schnitt mit 4,3, attestierten Forer also eine Treffgenauigkeit von 86 %. Das Experiment wurde in den folgenden Jahrzehnten 100-mal wiederholt – mit praktisch identischen Ergebnissen.
    Höchstwahrscheinlich haben auch Sie den Text mit einer 4 oder 5 bewertet. Menschen haben die Tendenz, Persönlichkeitsbeschreibungen, die auf viele andere Menschen ebenfalls passen, in Bezug auf sich selbst als höchst zutreffend einzustufen. Diese Tendenz nennt die Wissenschaft Forer-Effekt (auch Barnum-Effekt genannt). Der Forer-Effekt erklärt, warum die Pseudowissenschaften – Astrologie, Astrotherapie, Grafologie, Biorhythmik, Handlesen, Tarotkartenlegen, Rückführungen ins Reich der Verstorbenen – so gut funktionieren.
    Was steckt hinter dem Forer-Effekt ? Erstens, die meisten Aussagen, die Forers Text macht, sind so allgemein gehalten, dass sie in jedem Fall zutreffen: »Mitunter zweifeln Sie ernstlich an der Richtigkeit Ihres

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