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Die Kunst des Pirschens

Titel: Die Kunst des Pirschens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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Traumkörpers bemeistert«, sagte sie mit sanfter Stimme.
    »Silvio Manuel dagegen war der höchste Meister der Absicht. Ich weiß jetzt den Grund, warum wir uns nicht an sein Gesicht erinnern können; es ist, weil er nicht so war wie alle anderen.«
    »Was bringt dich dazu, dies zu sagen, Gorda?« fragte ich.
    Sie versuchte mir zu erklären, was sie meinte, aber sie war nicht fähig, zusammenhängend zu sprechen. Auf einmal lächelte sie ihre Augen strahlten auf.
    »Ich hab's«, rief sie. »Der Nagual sagte mir, daß Silvio Manuel der Meister der Absicht war, weil er permanent in seinem anderen Selbst war. Er war der wahre Chef. Er stand hinter allem, was der Nagual tat. Er war es sogar, der den Nagual veranlaßte, sich um dich zu kümmern.«
    Als ich la Gorda dies sagen hörte, empfand ich ein starkes physisches Unbehagen. Mir wurde beinahe übel, und ich mußte mich unheimlich anstrengen, es vor ihr zu verbergen. Ich kehrte ihr den Rücken und fing an zu würgen. Sie hörte kurz auf zu sprechen und fuhr dann fort, als ob sie beschlossen hätte, meinen Zustand nicht zur Kenntnis zu nehmen. Statt dessen begann sie mich anzuschreien. Sie sagte, es sei an der Zeit, daß wir uns einmal gründlich aussprächen. Sie warf mir meine Abneigung gegen sie nach den Ereignissen in Mexico City vor. Meine Erbitterung, so fügte sie hinzu, habe nichts damit zu tun, daß sie gegen mich die Partei der anderen Lehrlinge ergriffen hatte, sondern sei dadurch begründet, daß sie mitgeholfen hätte, mich zu entlarven. Ich erklärte ihr, daß alle diese Gefühle von mir abgefallen seien. Sie aber blieb ungerührt. Sie behauptete, daß diese Gefühle, wenn ich mich nicht mit ihnen auseinander setzte, in irgendeiner Form wiederkehren würden. Und sie beharrte darauf, daß meine Verbindung mit Silvio Manuel den Kern der Sache bildete.
    Meine Stimmungsschwankungen, die ich durchmachte, nachdem ich diese Anschuldigungen vernommen hatte, konnte ich selbst nicht fassen. Ich zerfiel in zwei Personen, die eine tobte mit Schaum vor dem Mund, die andere war ruhig, beobachtend. Ich spürte einen letzten schmerzhaften Krampf im Magen und mußte mich übergeben. Es war kein Ekelgefühl, das diese Konvulsion verursacht hatte; vielmehr war es ein unbeherrschbarer Zorn.
    Als ich mich endlich beruhigt hatte, war mein Benehmen mir selber peinlich, und ich hatte Angst, daß ein solcher Zwischenfall mir ein andermal wieder unterlaufen könnte.
    »Sobald du deine wahre Natur akzeptierst, wirst du von deinem Zorn befreit sein«, sagte la Gorda gleichmütig.
    Ich wollte ihr widersprechen, aber ich sah ein, daß es vergeblich wäre. Außerdem hatte mein Wutanfall meine Energie aufgebraucht
    Ich mußte über die Tatsache lachen, daß ich nicht wußte, was ich tun würde, falls sie recht hätte. Dann kam mir der Gedanke in den Sinn, daß alles möglich war, wenn ich sogar die Nagual-Frau hatte vergessen können. Ich hatte ein seltsames Wärme- oder Reizgefühl in der Kehle, als hätte ich eine scharf gewürzte Speise gegessen. Dann war ich mit einem Schlag körperlich alarmiert, ganz als hätte ich jemanden hinter meinen Rücken schleichen sehen. Und in diesem Augenblick wußte ich etwas, das zu wissen ich noch einen Moment vorher nicht geahnt hatte. La Gorda hatte recht. Silvio Manuel war mein Führer gewesen.
    La Gorda lachte auf, als ich ihr dies erzählte. Sie sagte, daß auch sie sich an etwas erinnere, das mit Silvio Manuel zu tun hatte.
    »Ich erinnere mich nicht an ihn als Person, etwa wie ich mich an die Nagual-Frau erinnert habe«, fuhr sie fort, »aber ich erinnere mich daran, was der Nagual mir von ihm erzählt hat.«
    »Was hat er dir erzählt?« fragte ich.
    »Er sagte, daß Silvio Manuel, solange er auf dieser Erde weilte, ähnlich wie Eligio war«, fuhr sie fort. »Einmal verschwand er, ohne eine Spur zu hinterlassen, und ging in die andere Welt. Er war jahrelang fort. Dann kehrte er eines Tages zurück. Der Nagual sagte, daß Silvio Manuel sich nicht erinnern konnte, wo er gewesen war oder was er getan hatte, daß aber sein Körper sich verändert hatte. Er war in die Welt zurückgekehrt, aber er war in seinem anderen Selbst zurückgekehrt.«
    »Und was sagte er noch, Gorda?« fragte ich.
    »Ich kann mich an nichts mehr erinnern«, erwiderte sie. »Es ist, als blickte ich durch einen Nebel.«
    Ich wußte, daß wir, wenn wir uns nur hart genug anstrengten, sogleich herausfinden würden, wer Silvio Manuel war. Ich sagte ihr, daß ich drauf und dran

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