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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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Lebenslauf war, wie man so sagt, blütenweiß: keine Skandale, keine Gerichtsverfahren, keine Insolvenz. Doch ein besonders redseliger ehemaliger Kunde hatte »diese Geschichte in der Zeitung« erwähnt – beinahe ausgelassen hatte er gewitzelt, dass man so etwas heute ernster nehmen würde –, doch auf Nachfrage hatte er dichtgemacht und erklärt, das sei lange her, mehr wolle er nicht sagen. Nach einem Tag in der Bibliothek war Websters Rechercheur auf zwei Zeitungsartikel gestoßen, beide aus den späten 1980ern, in denen mit typischer Offenheit beschrieben wurde, wie die News of the World Clifford eine Falle gestellt und dabei erwischt hatte, Geld für Sex mit einer minderjährigen Prostituierten bezahlt zu haben. Ein Bild zeigte, wie er, bärtig und jung, einunddreißig Jahre alt, sein Gesicht vor dem Fotografen abschirmte, der ihm morgens an der Haustür aufgelauert hatte.
    »Sie machen Witze«, sagte der Mann mit der verletzten Hand und beugte sich auf dem Tisch zwischen ihm und Webster nach vorne; sein Hemd schien zu klein für die kräftigen Schultern darunter zu sein. Er hatte ein straffes, breites Gesicht, das von schütterem, hellem Haar umrahmt war und von dem unablässigen Stirnrunzeln wichtiger Männer geziert wurde. Sein Kollege notierte sich etwas, schüttelte nur den Kopf und atmete langsam aus.
    »Nein«, sagte Webster.
    »Wie ist es ihm gelungen, das zu verheimlichen?«
    »Er wurde wegen Zuhälterei angeklagt, doch die Sache ging nie vor Gericht.«
    »Warum nicht?«
    »Keine Ahnung. Ich vermute, sein Anwalt hat sich darauf berufen, dass man ihm eine Falle gestellt hat, und die Staatsanwaltschaft kriegte kalte Füße.«
    »Schwachsinn.«
    Webster verzog das Gesicht.
    »Er konnte nicht wissen, dass sie minderjährig war.«
    »Er wusste es.« Aus der Tasche mit Unterlagen vor sich zog Webster ein großes geknicktes Blatt Papier und schob es über den Tisch. »Sie haben die Annonce, die sie benutzt haben, daneben abgedruckt.«
    Der Boxer entfaltete den Artikel, betrachtete ihn für etwa zehn Sekunden, und als er ihn seinem Kollegen reichte, starrte er Webster eine Weile lang an, als könnte er ihn so dazu bringen, mit diesem Schwachsinn aufzuhören und endlich die Wahrheit zu sagen. Sein Stirnrunzeln war jetzt nicht mehr ernst, sondern ungläubig. Webster wusste, was er dachte: Das war’s dann wohl mit meinem verdammten Deal.
    »Ist das Ihre einzige Quelle? Die News of the World ?«
    Webster nickte.
    »Tja, kaum verwunderlich, dass die Sache nie vor Gericht kam, oder?«
    »Die News of the World hat sich das nicht ausgedacht. So lief das nicht. Nicht damals.«
    »Natürlich nicht.«
    »Sie hatte mehr Anwälte als irgendeine andere Londoner Zeitung. Ich habe mit der Journalistin gesprochen. Eigentlich waren es zwei, ihr Kollege ist gestorben. Die Aktion gehörte zu einer Serie von Undercovergeschichten, und als Köder hatten sie in einem niederländischen Kontaktmagazin Anzeigen geschaltet. Cliffords Brief war der erste, der bei ihnen einging.«
    »Scheiße, Mann. Haben Sie sich das ausgedacht?« Kopfschüttelnd zog er sein Handy aus der Tasche und verließ das Zimmer.
    Für einen Moment sahen Webster und der Kollege des Boxers einander an.
    »Wie schlimm ist die Sache?«, fragte der Kollege schließlich.
    »Was er getan hat, oder welche Konsequenzen es hat?« Webster verlor langsam die Geduld.
    »Sie wissen schon.«
    »Das bedeutet, dass Ihr Mann früher mal ein Widerling war. Vielleicht ist er das noch immer. Und wenn ich es weiß, wissen es auch andere.«
    Der Klient nickte einmal und seufzte. »Herrgott.« Er schrieb etwas in sein Notizbuch. »Wer noch?«
    »Die Journalistin. Sie ist inzwischen im Ruhestand. Ihr Redakteur, falls er sich daran erinnert. Und: Damals lag die Auflage bei ungefähr drei Millionen.«
    In diesem Moment kehrte der Boxer ins Zimmer zurück und blieb am Ende des Konferenztisches stehen.
    »Nein – nein. Ich sag’s ihm … Scheiße, keine Ahnung.« Er legte auf und schaute zu Webster. »Haben Sie das schriftlich festgehalten?«
    Sein Kollege hörte auf zu schreiben. Webster seufzte. »Das hier«, er zog eine schmale Akte aus der Kunststoffmappe vor sich, »ist ein vorläufiger Bericht. Über alles, was ich zusammengetragen habe.«
    »Nehmen Sie ihn wieder mit. Und jagen Sie ihn durch den Schredder. Und sollte die scheiß Presse über die Geschichte berichten, dann weiß ich, woher es kommt.«
    Webster starrte ihn an. »Bitte?«
    Der Boxer erwiderte seinen Blick. »Das

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