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Die Kunst des Träumens

Die Kunst des Träumens

Titel: Die Kunst des Träumens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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und drittens. Bewußtheit als Element der Umwelt zu nutzen, um mit dem Energiekörper und all unserer Körperlichkeit in andere Welten vorzudringen. »Es gibt zwei Arten von Energie- Reisen in andere Welten«, fuhr er fort. »Die eine ist, wenn Bewußtheit den Energiekörper des Zauberers aufhebt und hinwegfuhrt, wohin immer sie mag; die andere, wenn der Zauberer sich ganz bewußt entscheidet, den Pfad des Bewußtseins zu nutzen, um eine Reise zu machen. Du hast Reisen von ersterer Art unternommen. Um die zweite anzutreten, braucht es gewaltige Disziplin.«
    Don Juan schwieg lange, und dann erklärte er, es gebe im Leben der Zauberer manche Situationen, die eine meisterhafte Beherrschung verlangten. Die wichtigste, gefährlichste und entscheidende dieser Situationen aber sei der Umgang mit dem Bewusstsein als einem energetischen - dem Energiekörper zugänglichen -Element.
    Ich hatte nichts anzumerken. Plötzlich saß ich wie auf glühenden Kohlen und hing an jedem seiner Worte.
    »Du allein wirst nicht genug Energie haben, um die letzte Aufgabe der dritten Traumpforte zu erfüllen«, fuhr er fort. »Aber du und Carol Tiggs, ihr beide werdet ganz gewiß schaffen, was mir vorschwebt.«
    Er machte eine Pause und verleitete mich durch sein Schweigen, ihm die Frage zu stellen, was ihm denn vorschwebe. Das tat ich. Sein Lachen steigerte nur noch die unheilschwere Stimmung. »Ihr beide sollt die Grenzen der alltäglichen Welt durchbrechen und, Bewusstsein als energetisches Element nutzend, in eine andere Welt eintreten«, sagte er. »Dieses Durchbrechen und Eintreten ist nichts anderes als das Anpirschen der Pirscher. Wenn man Bewußtheit als Element der Umwelt benutzt, so umgeht man den Einfluss der anorganischen Wesen, nutzt aber gleichwohl deren Energie.«
    Darüber hinaus wollte er mir keine Informationen mehr geben, um mich nicht zu beeinflussen, wie er sagte. Je weniger ich im voraus wisse, so seine Überzeugung, desto besser für mich. Ich war nicht einverstanden, doch er beteuerte, daß mein Energiekörper sich in der Not ganz gut selber helfen könne. Nach dem Essen gingen wir in die Kanzlei des Anwalts. Don Juan besorgte rasch seine Angelegenheit, und bald saßen wir in einem Taxi zum Flughafen. Don Juan klärte mich auf, daß wir Carol Tiggs mit einer Maschine aus Los Angeles erwarteten und daß sie nach Mexico City käme, nur um diese letzte Aufgabe des Träumens mit mir zu vollenden.
    »Das Tal von Mexiko ist ein hervorragender Ort, um das Meisterstück der Zauberei abzulegen, das dir bevorsteht«, sagte er. »Du hast mir noch nicht verraten, welche Schritte da einzuhalten sind«, sagte ich.
    Er antwortete nicht. Wir schwiegen dann, aber während wir auf die Landung des Flugzeugs warteten, war er doch bereit, mir unsere Vorgehensweise zu erläutern. Dazu müsse ich mich auf Carol Tiggs' Zimmer begeben, im Regis - Hotel, und nachdem ich mich in den Zustand absoluten inneren Schweigens versetzt hätte, sollten wir langsam zusammen in einen Traum gleiten und dabei unsere Absicht aussprechen, ins Reich der anorganischen Wesen zu gelangen.
    Ich unterbrach ihn und erinnerte daran, daß ich stets auf das Erscheinen eines Scouts warten mußte, bevor ich meine Absicht, in die Welt der anorganischen Wesen zu gehen, laut äußern konnte.
    Don Juan kicherte und sagte: »Du hast noch nicht mit Carol Tiggs zusammen geträumt. Du wirst sehen, es ist ein Erlebnis. Zauberinnen brauchen keine Hilfsmittel. Sie gehen einfach in diese Welt, wann immer sie wollen. Für sie steht ein Scout immer abrufbereit.«
    Ich war nicht recht überzeugt, daß eine Zauberin zu glauben vermochte, was er behauptete. Ich glaubte doch eine gewisse Erfahrung im Umgang mit der Welt der anorganischen Wesen zu haben. Als ich ihm sagte, was mir durch den Kopf ging, erwiderte er, ich sei allerdings noch ganz unerfahren mit Dingen, zu denen Zauberinnen fähig wären.
    »Wieso, glaubst du, mußte ich Carol Tiggs mitnehmen, um dich körperlich aus jener Welt zu holen?« fragte er. »Glaubst du etwa, weil sie so schön ist?«
    »Warum denn, Don Juan?«
    »Weil ich es allein nicht geschafft halte. Und für sie war es eine Kleinigkeit. Sie ist einfach vertraut mit dieser Weil.«
    »Ist ihr Fall eine Ausnahme, Don Juan?«
    »Frauen haben im allgemeinen einen natürlichen Hang zu dieser Welt. Zauberinnen sind natürlich Meister darin; doch Carol Tiggs ist besser als alle anderen, denn als Nagual-Frau hat sie eine überragende Energie.«
    Ich glaubte, Don Juan bei

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