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Die Kunst, frei zu sein

Die Kunst, frei zu sein

Titel: Die Kunst, frei zu sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hodgkinson
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benötigten, der unsere widerspenstige Persönlichkeit bändigt und sie in einen strengen Stundenplan zwängt. Wenn du begreifst, dass du in Wirklichkeit frei bist, verebbt dieses Problem.
    Etwas Wunderbares am Leben ohne Anstellung ist das fantastische Gefühl der Freiheit und Unabhängigkeit, das du jedenTag empfindest. Ich würde lieber 10000 Pfund im Jahr ohne Erwerbstätigkeit verdienen als 500000 Pfund, wenn ich zehn Stunden am Tag als Angestellter verbringen müsste. Das ist überhaupt keine Frage.
    Aktive Stellungslosigkeit lässt dir auch Zeit und Energie für Gemeinschaftsprojekte. Seit ich meinen Arbeitsplatz aufgegeben habe, bin ich in der Lage, in unserem lokalen Gemeindesaalausschuss mitzuwirken und Konzerte und Bankette zu organisieren. Es kann ein langsamer Prozess sein, die Kontrolle der Arbeit über dein Leben zu lockern und sie durch das Spiel zu ersetzen. Der Schlüssel zur Lebensfreude jenseits der Vollbeschäftigung liegt in der Erkenntnis, dass du, sobald du nicht mehr ganztags arbeitest, kein Konsument mehr bist, sondern zu einem Produzenten, einem kreativen Menschen wirst. Die frühesten Formen der Arbeit, welche die katholische Kirche billigte, waren kreativ. Die Mönche durften Brot backen, Bier brauen und im Garten werkeln, denn die Geistlichen meinten, die Arbeit solle Gottes eigenen Schöpfungsakt widerspiegeln. Und sie hatten recht: Diese drei Arten der Arbeit sind die erfreulichsten. Gärtner, Bäcker und Brauer sind überwiegend glückliche Menschen.
    Übrigens ist es möglich, ein Lohnsklave, doch kein Sklave des Lohnes zu sein. Du brauchst deine Stelle nicht unbedingt aufzugeben, um die Freiheit zu erlangen. Stattdessen kannst du deine Tätigkeit in etwas verwandeln, das dir gefällt. Zum Beispiel beschloss ein Freund von mir, als Sozialarbeiter in der Praxis zu bleiben, statt in die Leitungsebene aufzurücken. Der Grund war, dass er so eine kürzere Arbeitswoche (von dreiunddreißig Stunden) hatte und sich geringeren Belastungen ausgesetzt sah. Er kümmert sich um Erwachsene mit Lernschwächen und kann dabei Dinge tun, die ihm Spaß machen, das heißt zum Beispiel, dass er im Garten arbeitet und Gitarre spielt. Daneben hat er noch viel Zeit und Energie, auch daheim im Garten zu arbeiten, Dinge herzustellen, seine Website zu aktualisieren und Zeitschriften zu drucken. Er hat also eine Stelle, aber er ist nicht völlig von ihr abhängig, denn er hat den kreativen Weg beschritten und sie seinem Leben angepasst – nicht umgekehrt.
    Viele meiner Bekannten haben sich entschieden, Teilzeitarbeit zu machen. Wenn du an drei Tagen in der Woche im Büro erscheinst, verschaffst du dir einen psychologischen Vorteil, denn die Zahl der Tage, die du für dich selbst hast, ist höher als die der Tage, die du einem Arbeitgeber verkaufst. Verringere deine Stunden des Vasallentums; schraub deine Dienste zurück. Tu weniger.
    Ein Vorteil des Freiberuflertums besteht darin, dass man viel sicherer lebt als bei einer Festanstellung. Arbeit ist gefährlich. Vierhundert Menschen kommen im Vereinigten Königreich jährlich bei der Arbeit um. Die überwältigende Mehrheit dieser Todesfälle ereignet sich am unteren Ende der Lohnskala, bei Lastwagenfahrern, Lagerhausangestellten, Mechanikern, Hafenarbeitern und so weiter. Ungefähr 30000 nichttödliche Unfälle pro Jahr ereignen sich im Vereinigten Königreich bei der Arbeit, die Hälfte davon im Dienstleistungssektor. Laut offiziellen Angaben sind Müßiggänger demgegenüber kaum gefährdet. Die Anzahl an Verletzungen bei Freiberuflern und Selbständigen ist kaum der Rede wert.
    Alles, was uns hilft, unsere Abhängigkeit vom Lohn zu verringern, ist begrüßenswert. Ich habe mir ein neues System der Dreistundenschichten ausgedacht. Der normale Arbeitstag sollte sieben Stunden umfassen und in zwei Schichten von etwas über drei Stunden geteilt sein. Damit hätte jeder pro Woche zehn Schichten abzuleisten. Zu unterschiedlichen Zeiten deines Lebens könntest du mehr oder weniger Arbeit machen. Mithin bringst du zuweilen sämtliche zehn Schichten hinter dich, während du manchmal nur ein paar Schichten abreißt. Ein derartiges System selbständiger Arbeit würde den Menschen allerlei neue Möglichkeiten eröffnen. Zurzeit, bei einer Fünfunddreißig- oder Vierzigstundenwoche, ist es zu schwierig, den Wald vor lauter Bäumen zu sehen und am Ende des Tages genug Energie für kreative Dinge aufzubringen: dafür, Kompost zu machen oder Hennen zu halten oder Honig

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